Der Kaffee am Morgen – ohne Milch. Honig oder Ei aufs Brot? Auf keinen Fall. Winterschuhe oder Jacke aus Leder? Verboten. Und was ist mit der Wurst- und Käsestulle? Natürlich nicht. Nudeln? Ja, aber nur aus Vollkorn.
Was klingt wie ein strenger Diätplan mit Kleiderordnung ist der Ernährungsfahrplan eines Veganers. Veganer verzichten auf alle Produkte, die vom Tier stammen – nicht eben nur auf Fleisch wie es die Vegetarier handhaben, sondern auch auf Eier, Käse, Milch, Honig. Doch heißt Veganismus wirklich Verzicht?
„Das mit der Ernährung ist gar nicht so schwer. Statt Kuhmilch trinkt man Soja-, Reis-, Hafer- oder Dinkelmilch, statt Butter nimmt man Margarine und statt Eiern gibt es Sojamehl oder Apfelmus, damit der Kuchen hält“, erklärt die Veganerin und Studentin der Eberswalder Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (HNE), die nicht mit Namen genannt werden möchte.
Oft hört sie Sprüche wie: „Ach, du bist Veganer, dann kannst du ja gar nichts essen.“ Doch die junge Frau weiß es besser: „Viele Menschen vergessen, dass sie selbst auch vegan essen. Nudeln mit Tomatensauce ist da ein einfaches Beispiel.“
Trotzdem schwirren viele Vorurteile in den Köpfen der Menschen, die die Extremvariante des Vegetarismus nicht kennen und nachvollziehen können. Eines davon: Menschen, die sich so ernähren, bekommen Mangelerscheinungen. „Generell kann sich ein Veganer gesund ernähren. Er muss nur aufpassen, sehr diszipliniert sein und viel selber kochen“, sagt Ernährungsberaterin Ruth Quentmeier aus Finowfurt.
Vitamin B12 und D seien die Vitamine, die dem Körper schnell fehlen könnten, wenn man Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier und Milchprodukte von seinem Speiseplan streicht, erklärt Quentmeier. Das kann schwerwiegende Folgen haben: B12-Mangel kann zu Depressionen, Schlafstörungen und Nervenkrankheiten führen, zu wenig Vitamin D zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Nervosität und Konzentrationsstörungen. Mit ausreichend Obst, Gemüse, Nüssen, Sojaprodukten, Bohnen und Samen kann man dem aber entgegenwirken. „Veganer beschäftigen sich mit Ernährung und essen sehr bewusst. Wer konsequent ist, ist gesundheitlich nicht gefährdet“, betont Quentmeier. Sogar das Gegenteil sei der Fall: „Veganer sind seltener übergewichtig oder krank.“ Der gewöhnungsbedürftige Speiseplan liegt im Trend: LautVegetarierbund Deutschland (Vebu) ernähren sich in der Bundesrepublik etwa 600 000 Menschen ohne Tiere. Auch der Chefkoch der Eberswalder Hochschul-Mensa, Jörg Nüske, hat sich darauf eingestellt. Etwa 50 bis 80 vegane Menüs rutschen täglich über den Tresen der Essensausgabe. „Wir kochen viele Gemüse-, Nudel- und Reispfannen“, sagt Nüske. Vor allem unter den Studenten der Fachrichtung Landschaftsnutzung und Naturschutz seien viele Veganer. „Das sind immer mehr geworden.“
Detlef Berg bezeichnet sich selbst als Ex-Veganer, isst jedoch noch vegetarisch. „Meine Entscheidung, mich so zu ernähren, war ganz klar politisch motiviert. Ich bin gegen Massentierhaltung und Tierausbeutung. Und ich wollte diese Industrie nicht mehr unterstützen“, sagt der Unternehmensmanagement-Student der HNE. Dass er wieder angefangen hat, Milchprodukte und Co zu verzehren, war eine langsame Entwicklung. „Man fühlt sich oft ausgeschlossen, man kann halt nicht überall mitessen“, erklärt er. Vor allem Schokolade und Käse vermisste der Eberswalder.
Der Verzicht auf Fleisch dagegen störe ihn nicht. „Ich bin Vegetarier von Geburt an. Ich habe es zwar mal probiert, aber ich verstehe nicht, warum da so ein Hype draus gemacht wird.“
Vegan gekleidet hat sich Detlef Berg jedoch nicht. Keine Lederschuhe? „Das ging mir dann doch zu weit.“
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