Mit dem Bullet Train von Tokyo nach Kyoto, unterwegs einen unauffälligen Koffer mitgehen lassen. Das war‘s. Der neue Job für Ladybug scheint nicht besonders anspruchsvoll. Die Umsetzung wird es dann sehr wohl. Nicht nur, weil der Profikiller seinen Fahrschein verbummelt hat und ständig an den strengen Schaffner gerät. Vor allem der Umstand, dass das Gepäckstück von zwei Berufskollegen bewacht wird, die es dem bösartigsten Mafiapaten überreichen sollen, macht die Sache tricky.

Ein Zug voller Killer

Und dann sind Ladybug, Lemon und Tangerine - so die lustigen Decknamen - nicht allein unterwegs. Sie haben den Sohn vom Weißen Tod auf Drogen dabei, einen rachsüchtigen Yakuza als Konkurrenten sowie eine junge Frau, die sich Prince nennt und nicht wirklich zu durchschauen ist. Während der Zug also mit mehr als 300 Sachen durch Japan rast, zeigt sich, dass nichts an den Umständen und Beteiligten rein zufällig ist. Vielmehr steht die gesamte Mörder-Elite miteinander im Verhältnis, wenn auch nicht immer so gewollt wie vorgefunden. Und so scheint weder klar, ob alle jemals die Endstation erreichen, noch, ob dann auch wirklich Schluss ist mit dem Töten.
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Eine Handvoll Killer, ein scheinbar zufälliges Szenario, eine Verkettung von Umständen und gemeinsamen Entwicklungswegen - Kōtarō Isakas Romanvorlage hat sicher etwas von berühmten Zug-Kriminalfällen der Literaturgeschichte. In seiner filmischen Umsetzung durch Deadpool-2-Regisseur David Leitch allerdings rückt ein anderer ins Gedächtnis des geneigten Publikums: Quentin Tarantino. Dessen lässige Art, Geschichten verwoben und mit Unmengen an Rückblenden gespickt zu erzählen und als bindendes Glied Eruptionen von Gewalt zu nehmen, die trotz allen Blutes und Körperteilen nie wirklich abschreckend wirkt, hat der Amerikaner bis zur Perfektion entwickelt. Und Leitch ist ihm dicht auf den Fersen.

Sympathische Bösewichte

Die besondere Verdichtung des Raumes, eingeschränkt auf ein paar Zugwaggons, macht das Abstruse des Geschehens besonders augenscheinlich. Und dennoch wird die Geschichte über die Vergangenheit viel breiter erzählt, als sie auf den ersten Blick wirkt. Brad Pitt steht im Mittelpunkt, alles dreht sich um seinen Ladybug, aber alle anderen sind substanzielle Teile des Ganzen und tragen dazu bei, dass es funktioniert.
Bullet Train. Ein zug voller Profi-Killer.
Bullet Train. Ein zug voller Profi-Killer.
© Foto: Sony Pictures
Auch die ständige Wiederholung von Dialog-Sequenzen und die damit erzwungenen Pointen kennen wir von Tarantino. Und selbst, als es zum Ende hin physikalisch unglaubwürdig wird, ist man nicht überrascht. Leitch erzählt eine schnelle, eine blutige Rachegeschichte, in der es keine Unschuldigen gibt, nur sympathische und weniger sympathische Bösewichte. Zwei Stunden Kurzweil aus einer Welt, die wir nicht kennen, die es so auch nicht gibt, die man sich aber gern immer mal wieder und immer wieder anschaut.

Bullet Train

Genre: Action; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 127 Minuten; Verleih: Sony Pictures; Regie: David Leitch; Brad Pitt, Joey King, Aaron Taylor-Johnson; USA 2022