Den Doppelnull-Status hat James Bond an den MI6 zurückgegeben, genießt seinen Ruhestand auf Jamaika. Doch außer Dienst ist der berühmteste Geheimagent ihrer Majestät damit noch lange nicht.
Wegen Sepctre aus dem Ruhestand
Denn sein alter CIA-Kumpel Felix sucht ihn auf, um Bond für einen neuen Auftrag zu gewinnen. Ein Wissenschaftler ist verschwunden, der an einem streng geheimen Biowaffen-Projekt beteiligt war. Und dies ist offensichtlich im Auftrag auch des britischen Geheimdienstes in Angriff genommen worden. Weil zudem die Gangsterorganisation Spectre mit im Spiel ist, deren Chef Blofeld er in einer letzten Amtshandlung ins Gefängnis gebracht hat, ist die Neugier des Ex-Agenten geweckt.
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Schneller als erwartet und entgegen den Ratschlägen der neuen 007, einer schwarzen Agentin, engagiert sich James. So gerät er auf Kuba mitten in einen Anschlag, bei dem alle anwesenden Spectre-Mitglieder getötet werden. Als in Folge dann sich der Kollege von Felix als Verräter entpuppt, ist Bond wieder ganz bei der Sache, erhält von M den Doppelnull-Status zurück und hat nichts weniger zu retten als die Welt.
Craig tritt ab, Schluss mit Bond
15 Jahre, nachdem Daniel Craig das Erbe von Connery, Moore, Brosnan & Co angetreten hat, ist nun Schluss. Craig tritt ab, (Spoiler) Bond tritt ab. Fünf Filme lang hat man auf Grundlage der Bücher von Ian Fleming die Geschichte des Geheimagenten und seines Kampfes gegen Spectre und Blofeld zeitgemäß aufgearbeitet. Und die erste halbe Stunde des letzten Abenteuers mutet fast schon wie ein vorgezogener Abgesang auf das gesamte Franchise an. Bond nebst Partnerin im legendären DB 5, der aus allen Rohren ballert, in den engen Gassen italienischer Gebirgsdörfer kleine Minen verteilt. Ja, „Keine Zeit zu sterben“ ist voller Anspielungen auf 60 Jahre Doppelnull. Allein, dass der Ruheständler auf Jamaika zu finden ist, spricht Bände.
Weiche Seite der Doppelnull
Mit Cary Joji Fukunaga hat jemand die Regie übernommen, der sich in Sachen 007 noch keinen Namen gemacht hat. Vielleicht eine gute Entscheidung fürs Finale. Das wagt sich nämlich auch an Inhalte, mit denen so mancher Bond schon gescheitert ist. Man denke nur an George Lazenby in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“. Craig heiratet zwar nicht, aber seine Beziehung wächst sich zu einer echten Familie aus. Das hätte es bei Connery oder Moore und deren ständigen Liebschaften wie snobistischen Auftreten nie gegeben. Der bisher härteste Bond entdeckt zum Ende hin seine weiche Seite. Das mag manchem Action-Liebhaber etwas viel Schmalz sein, ist aber nur konsequent. Denn auch beim Tode von Vesper Lind zu Beginn des neuen Zeitalters hat die Doppelnull arg gelitten. Eine kleine Erinnerung daran gibt es ebenso.
Bond-Universum in einem Film
Der letzte Bond, wie wir ihn bisher kennen, ist auch der längste. Über zweieinhalb Stunden nimmt sich Fukunage Zeit, die Geschichte zu erzählen, die sicher auch in 120 Minuten gepasst hätte. Dann allerdings müsste man auf viele Reminiszenzen an das Gesamtwerk verzichten, nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Habitus des Oberschurken bis hin zu Ausstattungen in der Kulisse. Selbst die Russen dürfen irgendwie nochmal ran als Feinde, wenngleich nur mittelbar. Am Ende ist dann wirklich Schluss, wird die Akte James Bond geschlossen. Und auch wenn es heißt „Bond will return“ - den draufgängerischen, Wodka-Martini-Liebhaber mit lockerem Colt werden wir wohl nicht mehr erleben. Dafür standen schon jetzt im vorerst letzten Abenteuer die Zeichen zu sehr auf Veränderung. Goodbye James...
James Bond: Keine Zeit zu sterben
Genre: Action; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 163 Minuten; Verleih: Universal; Regie: Cary Joji Fukunaga; Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux; USA 2021