Es war wohl so etwas wie Liebe auf den ersten Blick für Patrizia, als sie auf einer Party den schlacksigen und eher zurückhaltenden Maurizio trifft. Das der der Familie der Gucci entstammt, ließ die Liebe der Unternehmer-Tochter um so mehr entflammen. Der Modesprössling indes zeigte sich eher zurückhaltend. Und so half die Brünette nach.
Auch Patron Rodolfo Gucci reagierte eher distanziert, ganz im Gegensatz zu Onkel Aldo. Der hatte vielleicht schon das Wesen Patrizias erkannt, wollt aber vor allem seinen Bruder ärgern. Am Ende entschied sich Maurizio für die Frau und gegen den Vater. Das Drama nahm seinen Lauf.

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Denn die junge Reggiani hielt sich nicht lange mit der Vorrede auf. Auf die Hochzeit folgte die Schwangerschaft. Doch das Paar lebte ohne den Segen des Vaters, was die Eingeheiratete so schnell wie möglich ändern musste. So orientiere man sich nach New York, wo Aldo die Firmengeschäfte führte und nach dem plötzlichen Tod von Rodolfo zum Familienoberhaupt wurde. Das freilich war auch nicht ganz nach den Vorstellungen Patrizias, schließlich hatte sie ja den womöglichen Erben geheiratet.

Maurizio Gucci stellt alles in Frage

Dessen Entwicklung, abgenabelt vom Vater, konnte sich sehen lassen. Selbst- und zielbewusst verfolgt er eigenen Interessen, die seine Gattin nur bedingt noch zu steuern vermag. Und auch seine Beziehung sieht Maurizio mittlerweile aus anderen Augen. Insgesamt eine Entwicklung, die Patrizia zunehmend entgleitet.

Lady Gaga mit schillerndem Auftritt

Sara Gay Forden hat über ein Jahrzehnt lang die Luxus-Modehäuser in Mailand studiert und über die spektakulären Entwicklungen im Hause Gucci einen Roman geschrieben. Der dient nun Ridley Scott als Grundlage für dessen Drama. Gegen massiven Widerstand der Familie und der Markeneigner wurde das Projekt dennoch und vor allem sehr aufwendig umgesetzt. Lady Gaga in der Rolle der Patrizia ist sicherlich die schillerndste Besetzung, aber Al Pacino und Jeremy Irons stehen für große Schauspielkunst. Am wandlungsfähigsten erweist sich Adam Driver als Maurizio und den schrägsten Part hat Jared Leto abbekommen.

Blick hinter die Modemarke

Über zweieinhalb Stunden sind ein echtes Brett, doch Scott vermag es, die Zeit ohne wirkliche Längen zu füllen. Dazu trägt bei, dass er einen sehr sehenswerten Blick hinter jene Kulissen wirft, die der Masse nur von Schaufenstern und Hochpreisschildern her bekannt ist. Dabei geht es seltener um Mode als vielmehr um Ansprüche und Fallhöhen. Der Plot verliert sich dann auch selten in Details, wer denn hier nun wen einkauft und rausdrängt.

Gucci-Skandal im Express-Tempo

Detailliert indes kommt das Szenenbild daher. Teils wie aus einem Katalog der Jahre gekleidet, immer in der passenden Umgebung - der Streifen ist auch eine wunderbare Reise durch die Zeit. Apropos: Die scheint Scott zum Ende hin dann doch etwas aus den Augen verloren zu haben. Denn der eigentlich Skandal, das Attentat, wird im Expresstempo abgehandelt. Auch, wenn es so, wie dargestellt, gewesen sein mag, die Umsetzung ist so knapp und überhastet, dass man sich das hätte dann eigentlich auch ganz sparen können.

House of Gucci

Genre: Drama; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 158 Minuten; Verleih: MGM; Regie: Ridley Scott; Lady Gaga, Adam Driver, Al Pacino; USA/CA 2021