Einige Jahrzehnte sind vergangen, seit Diana ihren Piloten und damit ihre große Liebe verloren hat. Mittlerweile arbeitet sie bei Smithsonian in Washington und lebt das eher einsame Leben eines berufstätigen Singles und rettet als Superheldin, wenn notwendig, die Unschuldigen. Doch dann geschehen gleich mehrere merkwürdige Dinge.

Wunsch und Wirklichkeit

Zwei Männer treten in ihr Leben. Da ist zum einen Steve Trevor, die Inkarnation der verflossene Liebe, der wie aus dem nichts auftaucht. Und dann wäre da noch Maxwell Lord, ein wirtschaftlicher Emporkömmling, der in bunten TV-Spots auf dicke Hose macht, um an das Geld von Investoren zu kommen, in Wirklichkeit aber gar nichts besitzt außer trockenen Ölquellen.

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Barbara Minerva, ebenfalls eine Museumsangestellte, schließlich ist es, die buchstäblich den Stein der Ereignisse ins Rollen bringt. Im Fundus entdecken nämlich beide Frauen einen antiken Stein, der der Inschrift nach Wünsche erfüllen kann. Auf diesen Klunker ist Lord scharf, denn dieser Zauber würde ihn vor dem Bankrott und damit der Bloßstellung retten. Weil Maxwell der grauen Maus Barbara schöne Augen und noch größere Versprechen macht, kann er nicht nur den Stein in Besitz nehmen, sondern sich per artikuliertem Willen selbst zum Wunschstein machen. Damit erfüllt er all denjenigen etwas, von denen er vor allem etwas haben will. Denn jeder der bekommt, muss geben.

In Reagans Epoche

Das ist der eigentliche philosophische Ansatz, der der gesamten Geschichte zu Grunde liegt. Und, dass im Leben fair gespielt werden sollte. Diesem Ansinnen widmet der Streifen ein schon recht langes Intro, in dem die kleine Diana in ihrer Heimat an einem Wettbewerb teilnimmt, bei dem sie fast mit einer Schummelei gewonnen hätte. Während also hier mit dem übergroßen Zaunpfahl gewunken wird, erschließt sich die Zeitraumfindung der Handlung nicht so wirklich. Sicher, man kann viel in die 80er hinnein interpretieren, aber selbst mit dem Wissen um Reagonomics und ähnlichem wird es nicht wirklich besser.

Gar nicht so schräg, die 80er

Zumal es Patty Jenkins bei einigen Verweisen auf Mode und Musik wie Frisuren belässt. Dabei hätte die aus heutiger Sicht schon schräge Epoche so viel mehr zu bieten gehabt. Hier scheint unterhaltsames Potential verschenkt. Was nicht bedeuten soll, dass WW 1984 nicht Spaß machen würde. Die Superheldin zieht ihr Ding durch und das ist kurzweilig wie auch actionlastig. Im gesetzten Rahmen sind viele Dinge sogar logisch und passen sich ins DC-Universum ein, was sicher nicht unwesentlich für die Frage nach dem Jahrzehnt war. Aber, am Ende der fast zweieinhalb Stunden, wird mancher Zuschauer nicht umhinkommen zu bemerken, dass die Handlung mit einer halben Stunde weniger Laufzeit nicht unverständlicher gewesen wäre.

Wonder Woman 1984

Genre: Action; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 151 Minuten; Verleih: WHV; Regie: Patty Jenkins; Gal Gadot, Chris Pine, Kristen Wiig; USA 2020