Gerade ist ihr Mann Opfer der Pest geworden, da verlangt der Landlord die Miete fürs Anwesen. Grace könne auch bargeldlos die Schulden begleichen, so der Vorschlag, den die junge Mutter prompt ablehnt. Der Landeigner versucht’s dann mit etwas mehr Nachdruck und kommt buchstäblich mit einem blauen Auge davon.

Standhaft unter der Folter

Damit allerdings ist die Sache noch längst nicht ausgestanden. Denn das Zeichen der Niederlage macht den Herrn zum Gespött im Wirtshaus. Ein Wort ergibt das andere und plötzlich steht „Hexe“ im Raum. 1665 eine durchaus ernstzunehmende Anschuldigung. Und da alle irgendwie vom Landlord abhängig sind, macht der Vorwurf ziemlich schnell die Runde. Um so mehr, als dass es Grace gelingt, der Brandschatzung durch den Mob zu entkommen.

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Sie wird gefangen genommen und dem Inquisitor Moorcroft vorgeführt. Der will eigentlich nur ein Geständnis. Doch das verweigert ihm Grace gleich aus zweierlei Gründen. Zum einen ist sie natürlich nicht mit dem Teufel im Bunde und dann weiß sie nur zu genau, was kommt. Denn einst wurde ihre Mutter auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seinerzeit wie heute war Moorcroft verantwortlich. Wenn schon sterben, dann mit Würde. Und so nimmt sie all ihre Kraft zusammen, um die unmenschlichen Folterungen zu überstehen und noch eine Chance zu haben, sich für all die Untaten rächen zu können.

Von Hellboy bis GoT

Neil Marshall hat einige Erfahrungen mit historischen Stücken. Seine letzte Arbeit galt dem aktuellen Hellboy-Teil und auch zwei Games-of-Thrones-Folgen verantwortete der Engländer. Nunmehr ist er näher an der Wirklichkeit dran, gleichwohl es ein paar Fantasy-Einschübe gibt, die man gern auch als Horror verkauft. So erscheint der gepeinigten Grace durchaus der Leibhaftige im Fieberwahn, vereinigt sie sich gar mit dem Teufel. Doch dessen Aussehen ist so plakativ, dass er nicht wirklich für Gänsehaut sorgt. Dass passiert schon eher beim Umgang des Inquisitors mit seinem Opfer.

Auch ohne Teufel gut

Insofern entwickelt sich „The Reckoning“ mehr zu einem historischen Drama, wofür ja auch der Titel „Abrechnung“ zu deutsch steht. Charlotte Kirk muss dafür in erster Linie als Eyecatcher herhalten. Denn fürs 17. Jahrhundert sieht sie einfach zu gut und zu gepflegt aus. Schauspielerisch macht sie ihre Sache gut. Und auch das Setting kann gefallen. Im Prinzip hätte man den gesamten Teufels-Zeug einfach auch weglassen können, es hätte der Unterhaltung keinen Abbruch getan.

The Reckoning

Genre: Horror/Drama; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 110 Minuten; Verleih: Capelight; Regie: Neil Marshall; Charlotte Kirk, Sean Pertwee, Steven Waddington; GB 2020