Aufklärung, Aufarbeitung und Vergebung ohne Rücksicht auf die Hautfarbe - das hat sich Desmond Tutu als Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommissionen Südafrikas Mitte der 1990-er Jahre auf die Fahnen geschrieben. Dass er dabei auch verurteilte Mörder mit einbezieht, passte seinerzeit nicht jedem.
So erreicht den Erzbischof von Kapstadt der Brief von Piet Blomfeld. Für immer weggesperrt wegen Massakern an der schwarzen Bevölkerung, bittet der Lebenslängliche um ein Gespräch mit dem Geistlichen. Gegen interne Widerstände sagt Tutu zu und muss erleben, dass sich alle düsteren Voraussagen erfüllen. Denn Blomfeld behandelt den Würdenträger herablassend und rassistisch. Das Gespräch ist kurz und ergebnislos - auf den ersten Blick zumindest.

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Denn in beiden arbeitet es. Tutu merkt, dass die Reaktionen des Gefangenen vor allem Selbstschutz desselben sind. Und so gibt er ihm eine zweite Chance, auch sich zu öffnen. Dadurch entwickeln sich weitere Gespräche und tatsächlich ergibt sich für den Kommissionsvorsitzenden dank Blomfeld die Möglichkeit, besonders dunkle Seiten der südafrikanischen Geschichte aufzuarbeiten.

Fiktive Geschichte, basierend auf Tatsachen

Die Geschichte um Tutu und Blomfeld ist fiktiv, wie der Zuschauer am Ende erfährt. Doch sie basiert auf verschiedenen tatsächlichen Vorgängen, die hier zu einem zusammengefasst wurden. Roland Joffé war dabei vor allem wichtig, zu zeigen, wie tief die Gräben innerhalb der südafrikanischen Gesellschaft auch noch einige Jahre nach Beendigung der Apartheid waren. Nur über die Wahrheit sei Gerechtigkeit möglich und damit auch Versöhnung.

Drama, Action und Thriller

Wie das Cover schon andeutet spielt sich der Hauptplot zwischen Tutu und Blomfeld ab. Und hier sind es der Sachlage Gefängnis geschuldet vor allem Gespräche. Wie überhaupt die Gesamtgeschichte sehr dialoglastig ist. Der Regisseur versucht das aufzulockern, indem er eigentlich eher unwichtige Nebenplots ein wenig über Gebühr aufwertet. Die bringen dann allerdings aber auch Abwechslung durch verschiedene Action- und Thriller-Elemente. Insgesamt wird allerdings damit die Laufzeit deutlich verlängert. Somit wird die Handlung vor allem jene ansprechen, die an Südafrika und den Vorgängen des Wandelns am Kap interessiert sind. Mit Forest Whitaker und Eric Bana jedenfalls erlebt der Zuschauer zwei Schauspieler in den Hauptrollen, die ihre Sache wirklich gut machen und das Gesamtprodukt deutlich aufwerten.

The Forgiven

Genre: Drama; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 120 Minuten; Verleih: Eurovideo; Regie: Roland Joffé; Forest Whitaker, Eric Bana, Jeff Gum; USA 2017