Traue keinem Fremden. Diesen typischen Mutterspruch für die Töchter scheint Eve vergessen zu haben, als sie zu einem ziemlich attraktiven Typen ins Auto steigt. Den hatte sie kurz zuvor in einer Bar kennengelernt. Und dort erwies er sich gerade noch als Retter in der Not.
Erst Flucht, dann Rache
Nun sieht die Sache etwas anders aus, denn da ist noch ein Mann auf dem Beifahrersitz. Die Kindersicherung verhindert, dass die Blondine einfach aussteigen kann. Der Wagen rollt in die Nacht und die Ankündigung, etwas Spaß haben zu wollen, findet Eve gar nicht lustig. Dann lässt man sie plötzlich an einer Tanke raus. Überstanden? Mitnichten. Beide kehren zurück und metzeln den hilfsbereiten Tankwart nieder. Die weitere Fahrt verbringt die junge Frau gefesselt im Kofferraum und ihr schwant nichts Gutes.
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Doch zuerst keimt Hoffnung. Denn ein Unfall bremst das unheimliche Vorhaben aus. Plötzlich ist Eve wieder frei, befindet sich mitten in einem Wald. Obwohl der eine verletzt ist, machen die Männer nun Jagd auf die Frau im knallroten Mantel. Die weiß sich durchaus ihrer Haut zu wehren und irgendwie, so scheint es, ist die Natur auf ihrer Seite. Fortan sieht Eve nicht mehr allein in der Flucht ein probates Mittel, die Sache zu beenden, sondern in der Rache an ihren Peinigern.
Rape-and-Revenge und mehr
Klingt nach Rape-and Revenge, und ist es auch, wenngleich der Crash die böse Tat verhindert hat. Zur Standard-Vorgehensweise für das Thriller-Subgenre mixt Vincent Paronnaud noch die mystische Geschichte vom Wald, der auf das Geschehen vielleicht nicht nur passiv Einfluss nimmt. Doch so richtig wollte der Regisseur und Drehbuchschreiber diesem Handlungsstrang wohl selbst nicht glauben und stellt als Prolog eine recht abenteuerliche Geschichte aus grauer Vorzeit der Handlung voran. An die erinnert sich das Publikum natürlich immer wieder. Vor allem auch, weil durchaus geschickt inszeniert und Bilder so komponiert werden, als würde es wahr. Daher sieht der Zuschauer mitunter mehr, als da wirklich ist.
Schockmomente gegen Längen
Das wiederum hilft über die eine oder andere Länge hinweg, denn Paronnaud hat das Ganz ja fast schon kammerspielartig inszeniert. Es gibt die drei Hauptakteure und noch drei Kurzauftritte, das war’s dann schon. Dazu viel Wald und etwas Getier, da können auch 87 Minuten mitunter lang werden. Dagegen sorgt der Regisseur mit einigen blutigen Auftritten vor. Denn nach den Schockmomenten braucht der Zuschauer ohnehin eine kurze Erholungspause. Insofern schaukelt er das Geschehen ganz ordentlich über die Zeit.
Hunted - Waldsterben
Genre: Thriller/Horror; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 87 Minuten; Verleih: Pandastorm; Regie: Vincent Paronnaud; Lucie Debay, Arieh Worthalter, Ciaran O'Brien; B/F 2020