Frankreichs Interessen werden auch im Herz von Afrika vertreten. Wenn schon im Mutterland Gefahr droht, dass ein Kommunist Präsident werden kann, sollte wenigstens in den Kolonien Ruhe herrschen. Deshalb entsendet der Geheimdienst mit OSS 117 den besten Mann, um die Wiederwahl des dortigen Machthaber sicherzustellen.
Erfahrung hilft überleben
Allerdings kann sich auch Hubert Bonisseur de La Bath nicht ganz vor neuem Zeitgeist verstecken, der ihm mit OSS 1001 an die Seite gestellt wird. Ein junger Kollege, der auch eine weibliche Seite an sich zulässt und andere Methoden favorisiert als der alte Haudegen. Diplomatisches Geschick, weitreichende Umsicht und kulturelles Fingerspitzengefühl sind eher nicht so dessen Ding. Und um nicht in Rassismus-Fettnäpfchen zu treten, schießt er vor Ort dann weit über das Ziel hinaus. Der Hang zur französischen Arroganz indes bleibt, was ein ums andere Mal für Missverständnisse sorgt.
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Allerdings erweist sich de La Bath als Meister seines Fachs, wenn es um die etwas gröbere Handarbeit geht. Stets gut gekleidet, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und eitle Posen selbst im Feuergefecht, der Mann weiß einfach, wie ein Superagent der Grande Nation in der Öffentlichkeit aufzutreten hat. Dazu setzt er die ihm gebotenen technischen Möglichkeiten gekonnt in Szene und kann auch dem jungen Kollegen ein ums andere Mal beweisen, dass Erfahrung von Vorteil ist, um zu überleben.
Herrlich politisch unkorrekt
Die OSS117-Abenteuer fielen ja schon immer in den Bereich Komödie und persiflierten das Agenten-Genre a la Bond. Dies sollte beim neuen Teil ganz klar vorangestellt werden. Wenn sich eines nicht findet innerhalb der knapp zwei Stunden, dann ist es political correctness. Denn all das, was man als Mann heutzutage nicht mehr sagt und tut, scheint der Rolle von Jean Dujardin auf den Leib geschneidert. Snobistisch, sexisitisch, homophob und grenzwertig rassistisch wird der Elite-Soldat der 1980-er in Szene gesetzt. Denn in jener Zeit spielt die Geschichte, auch wenn die im Titel bemühte Bond-Vorlage bereits aus den 1960-ern stammt.
Unartige 1980-er
Manchem mag da das Lachen nicht so locker über die Lippen kommen. Andererseits darf Kunst vieles und erst, wenn so geballt längst überwundene Verhaltensweisen aufgezeigt werden, wird dem Zuschauer klar, wie sehr sich Gesellschaft und Ansichten verändert haben. Dennoch wirkt Nicolas Bedos’ Inszenierung nie irgendwie peinlich. Für jüngere Zeitgenossen allerdings könnte das Vergnügen am Unartigen aber vielleicht nur halb so groß sein, weil sie schlichtweg mit der filmischen Provokation nichts mehr anfangen können. So wird der dritte OSS-Auftritt zu einer Parodie des Agenten-Genres allgemein wie auch der 1980-er Jahre.
OSS 177 - Liebesgrüße aus Afrika
Genre: Komödie; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 116 Minuten; Verleih: Koch; Regie: Nicolas Bedos; Jean Dujardin, Pierre Niney, Fatou N’Diaye; F 2021