An der US-kanadischen Grenze stellt die Polizei einen jungen Mann. Der hat massenhaft Fentanyl-Pillen im Gepäck. Der Fund beunruhigt viele Seiten. Denn sowohl Drogenfahndung wie Kartelle sind in die Aktion verwickelt. Und irgendwie auch ein Uni-Professor, der dem eigentlichen Schmerzmittel einmal die medizinische Absolution erteilt hat.
Tot statt nicht abhängig
Doch Dr. Brower hat mittlerweile ganz andere Sorgen. Denn die Versuchsreihe mit einem neuen Schmerzmittel, das nicht abhängig machen soll, läuft komplett aus dem Ruder. Die Labormäuse sterben, sobald die Medikamentierung die zulässig empfohlene Zeit überschreitet. Brower bekommt erstmals kalte Füße, die Zulassung eines Mittels zu empfehlen, was den betroffenen Pharmakonzern natürlich nicht erfreut. Um so weniger, als dass man seit Jahren nicht nur die Studien des Professors alimentiert, sondern auch die Uni großzügig bedenkt.
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Von alledem ahnt DEA-Agent Kelly nichts. Sein größtes Problem ist der geschnappte Kurier. Denn mit dessen Ware wollte er Großlieferanten und Dealer zusammenbringen, um beide Seiten bei der Übergabe verhaften zu können. Beim Versuch, die Wogen auf beiden Seiten zu glätten, stolpert Kelly über Architektin Claire, die nach einer Begründung sucht, warum ihr Sohn sterben musste. Der hatte offensichtlich auch mit den Pillen zu tun. Die kamen vor einigen Jahren mal als Schmerzmittel auf den Markt und wurden von Kriminellen schnell als lukratives Geschäftsmodell entdeckt, da sie enorm abhängig machen. Darauf hinzuweisen hatte Dr. Brower seinerzeit vermieden.
Thriller mit Tiefgang
Regisseur und Drehbuchschreiber Nicholas Jarecki thematisiert hier gekonnt die Tatsache, dass in den USA jährlich immer neue Opiate zugelassen werden, die letztlich oft zur Abhängigkeit der Patienten führen. Dabei scheut er nicht den Verweis, wie Pharmaindustrie, Wissenschaft und Politik in die Vorgehensweise verwickelt sind. Wir haben den reuigen Professor, die Drogenkartelle, die betroffenen Abhängigen und deren Angehörige und mittendrin die Fahnder, die an vielen Fronten gegen Herstellung, Vertrieb und Konsum der Betäubungsmittel einen fast aussichtslosen Kampf führen. Jarecki dröselt dies alles informativ und nachvollziehbar auf und liefert damit mehr Hintergründe, als man es aus dem Thriller-Genre gewohnt ist. Dazu kommt die Handlungsabfolge sehr logisch daher. Auch nicht zwingend zu erwarten.
Erst Hintergrund, dann Unterhaltung
Allerdings verlaufen die verschiedenen Plotstränge die erste Filmstunde etwas zu sehr nur neben- statt miteinander. In der guten Absicht, allen Themenbereichen paritätisch Bildschirmzeit einzuräumen, macht sich mitunter der Eindruck breit, es mit drei verschiedenen Filmen zu tun zu haben. Denn die direkten Abhängigkeiten der Handlungsverläufe erschließen sich er relativ spät, wenngleich man natürlich ahnt, dass es irgendwann Schnittmengen geben wird. Für an Hintergründen interessierte Zuschauer sicher kein Problem. Wer mehr auf Unterhaltung und schnellen Fortgang steht, für den schon eher. Allerdings gelingt es dem Regisseur gut, das Publikum bei Laune zu halten.
Internationale Stars am Set
Nicht nur das authentische Setting im Norden der USA und im Süden Kanadas, vor allem auch der Cast tragen dazu bei. Arnie Hammer als Detectiv, Gary Oldman als reuiger Wissenschaftler, Greg Kinnear, Michelle Rodriguez und Johnny-Depp-Tochter Lily-Rose in Nebenrollen und selbst Veronica Ferres - da gab es schon größere Produktionen, die schlechter besetzt waren. Und schlussendlich im Wortsinn kommt auch die Action nicht zu kurz. Kurzum: Zwei Stunden Thriller, die sich wirklich lohnen und nicht nur schnelle Unterhaltungsware sind.
Crisis
Genre: Thriller; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 118 Minuten; Verleih: Capelight; Regie: Nicholas Jarecki; Armie Hammer, Gary Oldman, Evangeline Lilly; USA 2021