Auf den schier endlosen Highways von Arizona versieht John Wintergreen seinen Dienst. Der Cop ist tagaus tagein mit seiner Harley Electra Glide unterwegs und ahndet Verkehrsverstöße. Doch er möchte füs Denken bezahlt werden und nicht für die Schwielen an seinem Hintern. Wintergreen träumt davon, Detective zu werden und die Uniform auszuziehen.
Selbstmord eines Toten
Und der Zufall scheint ihm zur Hilfe zu kommen. Er und sein Kollege werden zu einer einsamen Hütte gerufen, in der sich der Besitzer das Leben genommen haben soll. Tatsächlich deutet auch alles auf einen Selbstmord hin. Doch bei Wintergreen ist die Versuchung zu groß, mehr aus diesem Fall zu machen. Nachdem ihm der Amtsarzt eine Abfuhr erteilt und keine Anzeichen für ein Verbrechen sehen will, streut der hinzugerufene Mord-Ermittler Harve Poole Zweifel. Die sind, wie die Obduktion ergibt, berechtigt.
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Der Tote war schon tot, bevor er sich in die Brust geschossen haben soll. Johns Aufstieg steht nichts mehr im Weg. Auch wenn Motivlage und Täter noch unklar sind, er hatte den richtigen Riecher und darf als Fahrer von Poole den Job wechseln. Doch der Traum ist nur von kurzer Dauer. Denn mitnichten macht der Detectiv eine ehrenwerte Arbeit. Zumindest geht er bei Wintergreen nicht als leuchtendes Vorbild für Recht und Ordnung durch. Nachdem es dann auch noch Streit um eine junge Frau zwischen beiden Männern gibt, findet sich der Cop schnell wieder im Sattel seiner Electra Glide wieder.
Sinneswandel eines Cops
Als Vietnam-Veteran desillusioniert, weil ihm die Gesellschaft nicht den nötigen Respekt ob seiner Dienste fürs Vaterland erweist, startet John Wintergreen als echter Law-and-Order-Hardliner in das Filmabenteuer. Am Ziel seiner beruflichen Träume allerdings wird die nächste Illusion zerstört, was zu einem Umdenken beim Cop führt. Er sieht seinen Job und den der Kollegen durchaus kritisch. James William Guercio hat diese Wandlung in seiner einzigen Regiearbeit nachvollziehbar und spannend in Szene gesetzt. Dennoch blieb ihm - geschichtlich gesehen - die große Anerkennung verwehrt.
Das andere „Easy Rider“?
Während Hauptdarsteller Robert Blake sich über eine Nominierung für die Goldene Palme freuen durfte, wurde dem Regisseur vorgeworfen, in etwa den reaktionären Gegenentwurf zu „Easy Rider“ gedreht zu haben. Tatsächlich betrachtet der Film die andere Seite der Flowerpower-Zeit, geht aber in der Gesellschaftskritik durchaus tiefer als sein Pendant Dennis Hopper, der einige Jahre zuvor in Cannes ausgezeichnet wurde. Nicht nur, weil „Electra Glide in Blue“ eine echte Handlung, einen Krimi dazu, zu bieten hat.
Erstmals auf BluRay
Der Klassiker aus dem Jahr 1973 wurde jetzt erstmals auf BluRay veröffentlicht. Dabei ist die deutsche Synchron von damals, natürlich weiterhin in Mono, aber nicht so penetrant auf den Center ausgelegt. Das Bild hat einen Feinschliff erfahren, der die gröbsten Altersspuren verwischt. Mitunter wurde zwar Weichzeichner etwas zu dick aufgetragen, ansonsten aber halten sich Korn und Schärfe in einer guten Balance. Technisch für sein Alter eine durchweg gute Leistung.
Electra Glide in Blue
Genre: Krimi; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 114 Minuten; Verleih: Camera Obscura; Regie: James William Guercio; Robert Blake, Billy Green Bush, Mitchell Ryan; USA 1973