Zweisprachig aufgewachsen übersetzt Patience für die Polizei Abhörprotokolle aus dem arabischen ins französische. Dabei bemerkt sie eines Tages, dass der Sohn jener Frau, die ihre Mutter pflegt, ins Visier der Ermittler geraten ist. Patience will, ja muss helfen, ihrer Mutter und ihrer selbst wegen.
Madame Hasch von allen gesucht
Der junge Mann wird zwar festgenommen, doch die knapp eine Tonne Drogen bleibt verschwunden. Nur die Dolmetscherin weiß, wo der Stoff zu finden ist. Und so beschließt sie kurzerhand, aus der Not zur Finanzierung des Pflegeheimplatzes eines Tugend zu machen. Fortan vertickt sie als Zwischenhändlerin den Stoff, was in sofern heikel ist, da sowohl die Polizei als auch auch die ursprünglichen Adressaten der Lieferung eine arabisch gekleidete Frau suchen, die man nur noch Madame Hasch nennt.
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Da Patience mit dem leitenden Ermittler liiert ist, fällt es ihr nicht gar so schwer, den Fallen der Ordnungsmacht aus dem Wege zu gehen. Und bei den bösen Jungs kann sie sich auf die tatkräftige Mithilfe ihrer Vermieterin verlassen. Die Asiatin hat nicht nur gute Beziehungen in die Unterwelt, sondern verfügt auch über verlässliche Bodyguards.
Keine Angst vor Klischees
Mit seiner charmanten Komödie beackert Jean-Paul Salomé gleich verschiedene Themenfelder. Die geht der Franzose gekonnt und durchaus mutig an, denn sein Film bedient gleich mehrere Klischees, die nicht nur in unserem Nachbarland eine Rolle spielen. Ob exorbitante Kosten für die Pflege von Angehörigen oder kriminelle Energie innerhalb bestimmter sozialer oder ethnischer Gruppen - Salomé nähert sich diesen Komplexen stets mit einem Augenzwinkern. Und er zeigt, dass die Versuchung bei entsprechenden Rahmenbedingen auch für eine bis dato ehrliche Haut zum Problem werden kann.
Isabelle Huppert mit keckem Auftritt
Im Zentrum der Geschichte steht dabei Isabelle Huppert, die mit Eleganz und Nonchalance eine Kehrtwendung im bisherigen Leben ihrer Figur vollzieht. Und sie zeigt, dass frau auch mit fast 70 noch einen jugendhaften, gar kecken Auftritt hinlegen kann. Schenkelklopfer sucht man in dieser Komödie allerdings vergebens. Dafür wäre Huppert wohl auch die Falsche. Vielmehr ist der Humor unterschwellig, subtil, löst eher ein wohliges Lächeln als einen Lacher aus. Salomé zieht die Geschichte auch nichts ins lächerliche, hält respektvolle und teils kritische Distanz zum Thema Drogen und Kriminalität. Echt unterhaltsam.
Eine Frau mit berauschenden Talenten
Genre: Komödie; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 106 Minuten; Verleih: Neue Visionen; Regie: Jean-Paule Salomé; Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani; F 2020