Tote junge Frauen, fast ritual ermordet, bereiten der Polizei von L.A. Kopfzerbrechen. Vor allem Jim Baxter, dem neuen, aufstrebenden Star der Mordkommission. So einer war Joe Deacon auch einmal, bevor er als bester Ermittler plötzlich seine Sachen nahm und in die Provinz verschwand.

Tote junge Frauen

Nun kehrt „Deke“ in die Stadt der Engel zurück, um Beweismittel abzuholen. Schaut kurz bei den Ex-Kollegen vorbei und trifft letztlich auch auf Baxter. Dem sagt der Name Deacon etwas, auch der Nimbus, der daran hängt. Dennoch kann der als mittlerweile Medienstar nicht anders, den deutlich älteren Kollegen herauszufordern. Und Joe nimmt an.

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Gemeinsam suchen sie einen neuen Tatort auf. Während der Jüngere gespielte Routine vorträgt, schaut sich der Ältere die Umgebung an und findet tatsächlich Hinweise, die nützlich sein könnten. Und damit ist er, praktisch gegen seinen Willen, wieder im Spiel. Baxter setzt durch, dass Deacon an den Ermittlung beteiligt wird. Beide spüren, dass sie sich gut gegenseitig ergänzen. Plötzlich haben sie auch einen Verdächtigen. Doch dem die Taten zu beweisen bringt beide an die Belastungsgrenze und deckt Dinge auf, die besser im Verborgenen geblieben wären.

Oldschool Krimi

Man mag es kaum glauben. Wenn nach mehr als zwei Stunden der Abspann läuft, hat der Zuschauer einen klassischen und klasse Krimi zu Gesicht bekommen. Das der aber 30 Jahre gebraucht hat, Realität zu werden, ist schon verwunderlich. So alt nämlich ist das Drehbuch von John Lee Hancock, der nun auch Regie führte. Drei Dekaden zwischen Niederschrift und Verfilmung erklären dann das zeitliche Setting, das Anfang der 1990er Jahre angesiedelt ist. Darin allerdings liegt natürlich ebenso eine Chance, die Geschichte oldschool zu verfilmen, ohne Handy, ohne Videoüberwachung, ohne große Computerunterstützung.

Spannung langsam aufgebaut

Denn genau die eher gemächliche Gangart ist es, die den Reiz ausmacht. Hier wird Spannung langsam aufgebaut. Rückblenden komplettieren Stück für Stück das Gesamtbild und am Ende fiebert der Zuschauer mit, ob es nun gelingt, den Täter zu überführen. Nichts wird einem kurzweiligen Effekt oder überbordender Action geopfert. Alles erscheint wohl arrangiert. Dazu fängt die Kamera nicht Szenen, sondern Stimmungen ein. Da passt fast alles. Ganz klar trägt das Trio Denzel Washington und Rami Malek als alter und junger Ermittler sowie Jared Leto in der Rolle des psychotischen Verdächtigen zum Gelingen des Gesamtwerkes maßgeblich bei. Dass das dann ausgerechnet bei der Auflösung den Zuschauer eher enttäuscht, muss kein Makel sein, sondern passt hier vielleicht gar zum Gesamtkonstrukt. Aber das ist Geschmackssache.

The Little Things

Genre: Thriller; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 128 Minuten; Verleih: WHV; Regie: John Lee Hancock; Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto, USA 2021