Die New Yorker Upper Class ist gern unter sich. Mit Blick auf den Central Park lebt es sich hervorragend in Apartments von über 250 Quadratmetern Größe. Hier sind Grace und Jonathan zuhause. Mit ihnen der zwölfjährige Henry. Der geht natürlich auf eine noble Privatschule, die jährlich einen Durchschnittslohn als Gegenleistung verlangt. Die kann Elena nicht erbringen, weswegen sie auf ein Stipendium für ihren Nachwuchs angewiesen ist. Dafür hat sie, was die anderen Eltern nur zu gern hätten: Jugend und Schönheit.
Mord in höchsten Kreisen
Doch die äußerlichen Merkmale verhelfen ihr nicht wirklich, Zugang zu dem erlesenen Kreis zu bekommen. Trotzdem ist dort die Erschütterung groß, als die junge Frau ermordet aufgefunden wird. Vor allem bei Grace sitzt der Schock tief. Denn zeitgleich ist deren Gatte verschwunden und es verdichten sich die Anzeichen, dass er nicht nur untreu war, sondern auch ein Mörder sein könnte. Stück für Stück bricht die heile Welt der sonst so taffen Frau auseinander.
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Das will sie natürlich nicht wahrhaben oder gar zulassen. Und so klammert sie sich an alles, was den Verdacht schmälern könnte, arbeitet sogar aktiv dagegen an. Selbst auf die Gefahr hin, dass dieses Tun anderen schaden könnte. Rückhalt gibt dabei ihr Vater, dessen Reichtum so manches in der Lage ist zu regeln. Dennoch kann Grace nicht verhindern, dass Vermutungen und Tatsachen an ihr und ihrem Umfeld nagen, dass sich das Leben dramatisch verändert.
Kidman und Grant wie immer
„You Should Have Known“ von Jean Hanff Korelitz diente als Vorlage für diese sechsteilige Miniserie. Mit Nicole Kidman und Hugh Grant bietet die zwei Zugpferde in Sachen Besetzung. Und tatsächlich hätte man wohl kaum besser casten können. Denn sowohl der Brite wie auch die Australierin spielen sich bzw das, was sie immer spielten. Hier der versnobte Lebemann und Typ, dort die unnahbare und alterslose Lady. Das will auf den ersten Blick nicht so richtig zur Handlung passen, da vor allem Grant in seiner ironisch bis zynischen Art viel zu sympathisch für einen Mordverdächtigen rüberkommt. Aber im Laufe des Geschehens stimmt dann doch alles wieder.
Blickwinkel der High Society
Susanne Bier positioniert den Blickwinkel des Plots vollkommen auf der Seite der High Society, was manchem als zu unkritisch gegenüber derselben erscheint. Und tatsächlich wird gar die Auflösung des Kriminalfalls der Gesamtanlage gerecht. Wer jegliche Filmkunst zugleich als politisches Statement verstehen will und nicht auch nur als reine Unterhaltung, der mag mit dem Ergebnis unzufrieden sein. Alle andere dürfen sich zuerst einmal auf eine sehr detaillierte Darstellung der Lebens- und Verhaltensweisen der „oberen Zehntausend“ freuen und durchaus Spannung wie Kurzweiligkeit genießen. Gedanken über gesellschaftliche Aussagen kann man sich dann immer noch machen.
The Undoing
Genre: Drama/Thriller; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 337 Minuten; Verleih: HBO/WHV; Regie: Susanne Bier; Nicole Kidman, Hugh Grant, Noah Jupe; USA 2020