Ralph Fiennes hat sich bei seinem Biopic relativ streng an die Vorlage von Julie Kavanagh gehalten. Allerdings arbeitet er die Entwicklung Nurejews von Geburt bis hin zur Flucht nicht chronologisch ab. Die Erzählung startet und endet in Paris. Und immer, wenn es für das Verständnis der augenblicklichen Situation notwendig ist, wechselt der Regisseur die Zeitebene. Mitunter wählt er dafür gar eine andere Farbgebung, um auf bildlich-dramatische Weise Umstände hervorzuheben, die für eine Handlung in der Jetztzeit ursächlich sind. Diese Vorgehensweise mag anfangs etwas ungewöhnlich sein, doch stört sie den Fluss der Erzählung keineswegs. Fiennes, der zugleich den engagierten Tanzlehrer Puschkin spielt, besetzte die Hauptrolle mit dem Tänzer Oleg Ivenko. Neben der klassischer Ballett-Arbeit muss vor allem die Fähigkeit hervorgehoben werden, dass der Ukrainer Nurejews arrogante Attitüde sehr authentisch umsetzt. Doch nicht nur bei der Hauptrolle zeigt Fiennes ein sicheres Händchen. Auch die Ausstattung des Filmes kann gar nicht genug gelobt werden. Bis hin zu den typisch russischen Papirossy hat man den damaligen Zeitgeist sehr gut eingefangen. Zudem wurde dem Bild ein Look mit erdigen Farben und leichtem Korn verpasst, der ebenfalls in die beginnenden 1960er Jahre gepasst hätte.
Genre: Biopic; FSK: 6 Jahre; Laufzeit: 122 Minuten; Verleih: Alamode; Regie: Ralph Fiennes; Oleg Ivenko, Adèle Exarchopoulos, Ralph Fiennes; GB/F 2018