Nach dem Tode ihres Vater vollkommen mittellos, gibt die junge Marian Brook ihre Heimat in Pennsylvania auf, um zu ihren Tanten nach New York zu ziehen. Die gehören zum alten Geldaldel der Stadt, der sich gerade heftige Verteilungskämpfe mit den aufstrebenden Neureichen liefert.
Altes gegen neues Geld
Als älteste steht Agnes Van Rhijn dem Haushalt vor und führt ein strenges Regime nach alter englischer Tradition. Das palastähnliche Anwesen wird von Heerscharen von Bediensteten versorgt. Dabei wacht die Tante mit Argusaugen darauf, dass kein Geld verschwendet und niemand unter ihrem Stand ihre Kreise stört. Doch ausgerechnet auf der anderen Straßenseite wurde gerade das Haus von George Russel fertiggestellt. Um einiges größer und prächtiger, ausgestattet mit allerlei Schätzen aus der alten Welt.
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Doch für Agnes existiert der erfolgreiche Eisenbahn-Unternehmer nicht. Er gehört zu jenen, die mit der technischen Revolution schnelles Geld machen und ihren Wohlstand ohne Scham zur Schau stellen. Über diesen Weg versucht Bertha Russel tatsächlich, Zugang zu den elitären New Yorker Kreisen zu erhalten. Das Geld sitzt locker für Spenden und wohltätige Zwecke. Doch die Van Rhijns & Co schotten sich ab und brüskieren nicht ohne Absicht die Emporkömmlinge. Für Russel Anlass zu zeigen, wie er zu seinem Geld gekommen ist - als knallharter und rücksichtsloser Unternehmer. Mittendrin Marian Brook, die wie auch, die Kinder der Russels, von den Vorgängen völlig überfahren wird. Denn die junge Generation sucht eher das Gemeinsame statt das Trennende.
Downton Abbey goes New York
Julian Fellowes hat sich in der Vergangenheit als Kenner des Hoch- und Geldadels erwiesen. Seine zu Filmen gewordenen Zustandsbeschreibungen erfreuen seit Jahren das Publikum, gewähren sie doch Einblicke, die man sonst kaum erhalten würde. Nach „Gosfork Park“ war es vor allem „Downton Abbey“, das mittlerweile schon ein filmisches Subgenre etabliert hat. Nun ist Fellows von England über den großen Teich nach New York gewandert und widmet sich dem Leben der Superreichen, egal ob geerbt oder erwirtschaftet. Ähnlich detailliert wie bisher gekannt, werden Leben und Wirken aller Beteiligten genau unter die Lupe genommen, egal ob bei den Herrschaften oder der Küchenmagd.
Vanderbilt, Astor, Rockefeller
Hier kommt jetzt noch der Kampf um den Einfluss auf New York hinzu. Old Money vs. New Money - so hat es sich tatsächlich zugetragen. Auch wenn die Van Rhijns ebenso frei erfunden sind wie die Russels, die Ereignisse sind dennoch eng an tatsächliche Familien und deren Wirken während des sogenannten Goldenen Zeitalters am Hudson angelehnt. So diente die Familie des Eisenbahnmagnaten Vanderbilt als Vorlage für Russel, während die Astors als Grundlage für Van Rhijn herhielten. Viele andere Namen, die in der Serie Verwendung finden, sind echt, egal ob Rockefeller oder Morgan. Die geschickte Vermischung aus Fiktion und Realität macht dabei das besondere Flair aus. Und zu dem trägt zweifellos die fantastische Ausstattung bei. Regelrechte Paläste muss der Geldadel seinerzeit bewohnt haben und auch filmisch sind Protz und Prunk kaum zu übertreffen.
Landei in der High Society
Schließlich das Ensemble. Die eher unbekannte Louisa Jacobson kommt hier als Marian Brook daher, um die die ganze Geschichte herumgestrickt wurde. Sie kann die Verwandlung vom staunenden Landei zur geschickten Teilnehmerin im Ränkespiel sehr sehenswert rüberbringen. Gleiches gilt für Carrie Coon und Morgan Spector als aufstrebende Neureiche. Und schließlich wäre da noch Christine Baranski als misstrauische Tante, und überzeugte Vertreterin des alten Geldes, deren Standesdünkel und Snobismus dem Geschehen stets die richtige Würze verleihen.
Viele Themen, nie langweilig
Fellowes bleibt allerdings nicht bei den Machtkämpfen der High Society stehen. Er macht ebenso Rassentrennung, gleichgeschlechtliche Liebe, Missbrauch in der Jugend, Spielsucht und den ewigen Kampf aufstrebende Jugend gegen Bestand wahrendes Alter zum Thema. Und nicht zuletzt ist die Serie ebenso eine Liebesgeschichte. Reichlich Inhalt sowie geschickte und abwechslungsreiche Umsetzung sorgen dafür, dass es so gut wie keine Längen gibt und ein gewisser Spannungsbogen den Zuschauer bei Laune hält.
The Gilded Age - Staffel 1
Genre: Drama; FSK: 12 Jahre: Laufzeit: 477 Minuten; Creator: Julian Fellowes; Louisa Jacobson, Morgan Spector, Christine Baranski; USA 2021