Bei Arbeiten für die Underground wird in London eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Für Inspektor Frank Mundi deutet vieles darauf hin, dass der Täter unter den Berührten zu finden sind. Jenen Menschen, die seit einiger Zeit in der Stadt Aufmerksamkeit erregen.
Denn es sind vor allem Frauen und dazu solche, die über besondere Fähigkeiten oder körperliche Merkmale verfügen. Das ehemalige Waisenhaus, in dem sie residieren, ist mittlerweile zu einer einzigen Erfinderwerkstatt geworden. So viel Frauenpower und teils Überlegenheit macht den anderen Angst. Sowohl dem einfachen Volk wie auch den Regierenden.
Frauenpower in London
Um so mehr, als dass mit Maladie eine Berührte ihr Unwesen treibt, dem immer mehr Menschen zum Opfer fallen. Erst vor kurzem hat sie bei einer Theateraufführung ein Blutbad angerichtet. Für Mundi wird es zur Obsession, Maladie zu fassen. Und er weis Amalia True auf seiner Seite. Die ist sowas wie die Anführerin der Berührten und kann Ereignisse vorhersehen. Nicht jedoch genau ergründen, wie man nach London kam und vor allem, warum.
Während man bei Hofe und im Parlament über Gesetze sinniert, die die Rechte der etwas anderen Mitbewohner einschränken, erfreut sich Lord Swan bester Zusammenarbeit mit einigen der Frauen. Sein erotischer Herren-Club wird geradezu von Gentlemen überlaufen. Der Adlige gehört damit ganz klar zu den Unterstützern, wenn auch nicht uneigennützig. Gleiches gilt für Declan Orrun. Er ist der Bettler-König, der Pate der Unterwelt und will es sich mit den Berührten nicht verscherzen.
X-Men im 19. Jahrhundert
Mit der ersten Staffel von „The Nevers“ hat Joss Whedon eine Serie erschaffen, die sich ziemlich unverschämt bei den X-Men bedient. Denn viele der Fähigkeiten könnten auch aus deren Universum stammen. Allerdings wurde die Geschichte ins ausgehende 19. Jahrhundert verlegt, ins Viktorianische Zeitalter. Industrielle Revolution gepaart mit einem Schuss Sci-Fi und fertig ist das Steampunk-Setting. Elektromobil neben Pferdekutsche, so muss man sich das ungefähr vorstellen.
Frisch und spannend
Und das lässt sich auch wunderbar ansehen. Auf der einen Seite das alte London und mittendrin Dinge, die eigentlich erst Generationen später zu verorten gewesen wären. Das wird mit einer spannenden und kurzweiligen Kriminal-Geschichte gepaart und sorgt so über fünf von sechs Folgen für spannende Unterhaltung. Erst die letzte gibt als Cliffhanger für eine weitere Staffel ein wenig die Ursprünge der Berührten und deren Fähigkeiten preis. Aber an Ende sind The Nevers frischer und spannender als die X-Men, gar die besseren.
Etwas Neues erschaffen
Tatsächlich schafft es Whedon, aus eigentlich schon längst filmisch bekannten Inhalten etwas Neues zu erschaffen. Er nimmt den Zuschauer mit in eine eigentlich heute fremde Welt und präsentiert dort Dinge, die uns selbstverständlich sind. So bekommen Raum und Zeit eine vollkommen neue Dimension. Dabei hat die Staffel so gut wie keine Längen und kann in Sachen Action und Thrill immer wieder überraschen. Wenn es nun „The Nevers“ auch noch in einem höher aufgelösten Format als DVD gegeben hätte, wäre die technische Seite der inhaltlichen ebenbürtig gewesen.
The Nevers Staffel 1 Teil 1
Genre: Fantasy; FSK: 16 Jahre; Laufzeit: 330 Minuten; Verleih: WHV; Regie: Joss Whedon; Laura Donnelly, Ann Skelly, Ben Chaplin; USA 2021