Heute, mitten in Berlin. Eine Bombe zerreißt die mittägliche Ruhe, die Familie von Alex und das Leben von Maxi. Die junge Frau und ihr Vater überleben den Anschlag, ihre Brüder und die Mutter nicht.
Schwer traumatisiert versuchen beide, das Geschehene zu verarbeiten, sind dazu ständig auf der Flucht vor den Medien. Hier hilft Karl der blonden Studentin mit Jacke, Schutz und - Trost. Doch der junge Mann hat auch Antworten auf Fragen, die niemand zu stellen wagt.
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Er kann die Welt erklären, er kennt einen Ausweg. Wie ihn gibt es immer mehr, die die zunehmende Veränderung der Gesellschaft durch Zuzug und das tatenlose Zuschauen der Regierenden nicht länger hinnehmen wollen. Es wächst eine Organisation in Europa heran, die von Nord nach Süd und West nach Ost Gleichgesinnte vereint. Die machen nicht nur mit Worten auf die Zustände aufmerksam, sondern ebenso mit Taten. Und das bis zur Selbstopferung.
Beunruhigend
Der provokanteste Film des vergangenen Jahres teasert der Verleih Christian Schwochow neuestes Werk an. Und tatsächlich kommt „Je suis Karl“ einem Ritt auf der Rasierklinge gleich. Es ist ein ungemein schmaler Grat zwischen Aufklärung und Propaganda, zwischen Anklage und Verleumdung. Der Regisseur und sein Drehbuchschreiber Thomas Wendrich blicken dabei stramm nach rechts und es ist in der Tat beunruhigend, was sie dort glauben wachsen zu sehen.
Diskussionswürdig
Gleichzeitig geben sie jedoch auch reichlich Raum für Spekulation und Diskussion, wenn Dinge vor allem plakativ vermischt werden. „Je suis Charlie“ wurde zum Schlachtruf aller Mutigen, nachdem islamistische Attentäter die halbe Redaktion des Satiremagazin „Charlie Hebdo“ dahingemetzelt hatten. Diesen Spruch nun auf junge Rechte anzuwenden, die ihre Attentate auf die Bevölkerung hierzulande als die von Muslimen tarnen, ist sicher ein grenzwertiger Kunstgriff, der auch fehlinterpretiert werden kann.
Realitätsnah
So ist der Streifen - trotz seines spannenden und kurzweiligen Aufbaus und der wirklich sehenswerten Darstellerleistung - einer, den man nicht einfach anschaut. Der Geist sollte wach sein zu jeder Zeit, um nicht einem Trugschluss in der einen oder der anderen Richtung zu erliegen. Denn die Verführung ist groß und seitens der Filmemacher auch gewollt. Denn zumindest hier sind sie der Realtität näher, als es mancher noch wahrhaben will.
Je suis Karl
Genre: Drama; FSK: 12 Jahre; Laufzeit: 126 Minuten; Verleih: Pandora / Alive; Regie: Christian Schwochow; Luna Wedler, Jannis Niewöhner, Milan Peschel; D 2021