Die 4,64 Meter lange und 4,43 Meter flache Giulia trägt ihr Scudetto (zu deutsch Wappen) nach wie vor stolz im Kühlergrill und strahlt aus allen Fugen. Seine Form ist eine unwiderstehliche Mischung aus sündiger Figur und rassigem Temperament. Zeigt doch das Outfit der Sport-Limousine die perfekte Balance aus Tradition, Geschwindigkeit und Eleganz. Für eine exklusive Optik sorgen Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und dynamischem Kurven- und Abbiegelicht (AFS), dunkle Schriftzüge sowie aus Kohlefaser gefertigte Spiegelkappen, Heckspoiler, Seitenschweller und der V-Rahmen vom Grill. Die hinteren Seitenscheiben und das Heck-Glas sind abgedunkelt.
Insgesamt sorgen geschickt angebrachte Rundungen und geschwungene Dachsäulen für ein fast schon tropfenförmiges Karosserieprofil, das gleichermaßen für harmonische Proportionen und stilistische Geradlinigkeit sorgt. Seine 19-Zöller in den muskulösen Radhäusern erinnern an Streitwagen, die Bremssättel sind rot lackiert. Insgesamt präsentiert sich die Giulia als sportliches Vollblut mit großen Lufteinlässen, breiten Schultern und einem Diffusor am Heck. So kreiert kitzelt sie die Auto-Seele wie ein prickelnder Prosecco.
Auch innen. Viel augenfälliger Zierrat wie Einstiegs- und Dekorleisten aus Kohlefaser, ein dunkel verkleideter Dachhimmel und Dachsäulen sowie Lederverkleidungen für Armaturentafel und Türen versprühen ebenso einen Hauch von Motorsport. Für den Piloten selbst gibt es ein kleines, unten abgeflachtes Lenkrad, auf dem auch der Motorstartknopf prangt. Uns gefällt zudem die breite, zum Fahrer ausgerichtete Mittelkonsole samt 8,8-Zoll-Monitor (22,4 Zentimeter) mit integriertem Navi, DAB-Radio, und Anbindungen zu Apple CarPlay und Android Auto.
Vorn nimmt man auf richtig stramm sitzenden und 8-fach elektrisch verstellbaren Sportsitzen Platz. Das muss auch so sein, denn wer auf Tempo 100 stürmt, bevor man bis sechs zählen kann, braucht keine flauschigen Komfortsessel.
Und wie fährt sich das Auto sonst? Der Alfa bekommt vom sportlichen Herz (280 PS) einen ordentlichen Espresso eingeschenkt. Wenn der Motor zu atmen beginnt, halten Autokenner die Luft an und genießen den kehligen Knaller-Sound. Der Turbo nimmt spontan den Gaspedal-Befehl zum Power-Kick an, braust los wie ein feuriger Casanova. Die Automatik schiebt aufmerksam die 8 Gänge hoch und runter. Unterwegs ist dann die Sport-Limo logischerweise potent bis in die letzte Ecke, fährt 240 km/h Spitze.
Angst braucht man bei Tempofahrten trotzdem nicht zu haben, denn dank Allradantrieb funktionieren Bodenhaftung und Traktion perfekt und ohne Probleme arbeiten Lenkung und die pizzagroßen Bremsscheiben. Passend zum Motor ist die Grundabstimmung des Alfa-Fahrwerks gelungen: straff aber nicht zu hart. Das fahrdynamische Potenzial wird durch eine aktive Radaufhängung samt regelbarer Dämpfer und einem mechanischen Sperrdifferenzial gesteigert.
Dass so ein Dampfhammer mehr Sprit verlangt als normale Pkw, scheint logisch. Im Schnitt soll er laut Datenblatt allerdings nur 7,7 Liter Super verfeuern. Na ja, bei unserer Fahrt zeigte der Bordcomputer knapp 10 Liter. Geht auch noch. Sind wir doch mal ehrlich: Wer sich so eine Wuchtbrumme leistet (ab 59.500 Euro), dürfte wohl kaum am Mehrverbrauch herum nörgeln.
Fazit: Wer mit seinen sportlichen Ambitionen (und mit seinem Geldbeutel) angeben mag, der fährt weiter meist deutsche Sport-Limousinen. Wer sie weniger zeigen, aber dennoch ausleben möchte, für den hat Alfa als prickelnde Alternative die Giulia. Sie bietet mit der sportlichen "Veloce Ti" Ausstattung mehr Emozione als bislang, präsentiert sich noch mehr als ein gelungenes Sinnbild für das italo-automobile Dolce Vita. Molto bene eben.Rainer Bekeschus

MäMa-Testfahrt: Alfa Romeo Giulia Veloce Ti

Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo Q4 Veloce Ti

Motor: 2,0-Liter-Turbobenziner, 280 PS, Allradantrieb Q4, 8-Gang-Automatik

0 - 100 km/h: 5,2 Sekunden

Spitze: 240 km/h

Verbrauch: 7,7 Liter Super

CO²-Wert: 178 g/km

Kofferraum: 480 Liter

Preis: ab 59.500 Euro