Der jüngsten Generation kommt gleich mehrfach eine große Bedeutung in der bisherigen Corsa-Reihe zu. Da es den Karl und Adam nicht mehr gibt, übernimmt er nun auch die Prinzenrolle bei den Kleinwagen von Opel. Angeboten wird das Modell zudem erstmals auf der CMP-Plattform von PSA. Auch beim Leergewicht hat er eine strenge Diät hinter sich, ist mit 980 Kilo jetzt das leichteste Auto seiner Klasse. Beim Platz spielt er ebenfalls in der ersten Liga. Und noch eine Eigenheit: Künftig ist der Corsa nur noch als 5-Türer zu haben.
Bei den Abmessungen indes gibt es kaum Änderungen zum Vorgänger. Die Länge von 4,06 Meter und Breite von 1,77 Meter sind ähnlich. Einzig in der Höhe wurde er flacher, misst nunmehr 1,43 m. Die Form präsentiert sich im automobilen Zeitgeist mit fließenden, Formen, gekonnt eingebrachten Falzen und Kanten sowie präzise gestalteten Details. Auffällig sind neben dem frechen Fensterschwung und dem muskulösen Heck die weit in die konturierten Flanken gezogenen Leuchten, die markanten LED-Tagfahrlichter und die prägnant ganz außen montierten Nebelscheinwerfer. So soll die Breite betont werden und das Auto visuell massiger erscheinen.
Wie andere Opel-Modelle auch kann der Kunde seinen Corsa mit allerlei optischen Attributen individualisieren, beispielsweise mit Dächern in Weiß oder Schwarz, mit Kontrastlackierungen für die Außenspiegel oder farbigen Spangen im Kühlergrill. Selbst die Alu-Räder lassen sich mit farbigen Inlays bunter gestalten. Doch auch ohne dergleichen Schnickschnack sieht der Corsa gut aus, setzt mit seinen sportlichen, charakterstarken Proportionen auf Seriosität.
Es gibt ein Cockpit ohne Biedermann-Mief, ein schmuckes Lenkrad, das selbst einen Sportwagen zieren könnte. Beim Platz spielt er sowieso weiter in der ersten Liga. Schlecht sitzen? Im Corsa unmöglich. Und Ausstattungsdetails gibt es wie bei den Großen. Erstmals in dem Segment ist blendfreies Matrix-LED-Licht erhältlich. Neben Lenkrad- und Sitzheizung gehören zu weiteren Extras ein sensorgesteuerter Flankenschutz, Tempo- und Spurhalte-Assistent, Rückfahrkamera, aktiver Einparkhelfer und eine Ladeschale für Smartphones.
Auffällig mehr Wertigkeit verströmt auch das Cockpit mitsamt dem 10-Zoll-Farb-Touchsreen. Alles ist tadellos zu bedienen und sauber verarbeitet. Wir freuen uns über solide Sitze mit zwar straffer Polsterung und gutem Seitenhalt, die sich optional mit Leder bespannt zusätzlich mit Massagefunktion für den Fahrer ordern lassen. Vom um drei Zentimeter auf 2,54 Meter gewachsenen Radstand profitiert auch der Kofferraum, welcher um satte 24 Liter auf 309 Liter wächst. Löblich auch, dass sich der Wendekreis etwas verringerte.
Zur Wahl stehen bei dem Zwerg als Motoren drei Benziner und ein Diesel. Letzterer ist ein 1.5er Vierzylinder mit 102 PS. Die Benziner hingegen sind allesamt mit Dreizylinder-Ottomotoren bestückt und leisten bei jeweils 1,2 Liter Hubraum 75, 100 und 130 PS. Einzig die 75-PS-Variante ist ohne Turbo und zudem nur in der Basisausstattung zu haben (ab 13.990 Euro). Der Ölbrenner steht ab 19.350 Euro in der Liste. Die 100-PS-Variante hat mindestens die Edition-Ausstattung, der stärkste 130-PS-Corsa hat stets die Kombi von 8-Gang Automatik und GS-Line.
Fahrspaß bieten sie alle, besonders natürlich der stärkste Corsa. Die Variante haben wir uns im Test dann auch etwas näher vorgeknöpft. Nach dem Start schmiegt sich Corsa förmlich an die Straße, gibt sich antrittssicher, wendig und agil. Das leicht unwuchtige Laufgeräusch verrät den Dreizylinder nur kurz beim Gas geben. Doch schon bei Teillast bleibt davon nur ein wohliges Schnurren im Hintergrund. Im mittleren Bereich stemmt das kleine Kraftwerk bereits ein fülliges Drehmoment von 230 Nm – reicht völlig für ein flottes Vorwärtskommen.
Gleichwohl harmoniert der Antrieb erstaunlich gut mit Fahrwerk, Lenkung und Automatikgetriebe. Und ein Sport-Modus sorgt für ein noch dynamischeres Lenkungs- und Motoransprechverhalten. Gute Haltungsnoten geben wir auch für den Federungskomfort. Denn auch hier benimmt sich der Zwerg durch die Bank sehr kommod. Hierzu trägt der niedrigere Schwerpunkt des Corsa bei, sitzt doch der Fahrer knapp drei Zentimeter tiefer als beim Vorgänger. Jedenfalls werden Fahrbahnunebenheiten dezent und geschmeidig weggebügelt.
Nichts zu Nörgeln? Nur Kleinigkeiten. Obwohl der Corsa ansonsten nur so vor technischen Highlights strotzt, muss vor der Waschanlage vom Autodach nach wie vor eine schnöde Stabantenne abgeschraubt werden, es gibt keine Gurthöhenverstellung. Und auch die Temposchildererkennung funktioniert nicht so perfekt wie sie sollte.
Kleinkram. Denn ansonsten ist der neue Corsa alles in allem ein absolut gelungenes Angebot für Junge und Junggebliebene. Die Opelaner können sich jedenfalls selbstbewusst geben und den Properen der Zunft frech ans Blech fahren.
Rainer Bekeschus
MäMa-Testfahrt: Opel Corsa
Opel Corsa 1.2 DI-Turbo
GS-Line
Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 130 PS, Frontantrieb
0 - 100 km/h: 8,7 Sekunden
Spitze: 208 km/h
Verbrauch: 6,0 Liter Super
CO²-Wert: 136 g/km
Kofferraum: 309 bis 1089 l
Preis: ab 23.340 Euro