Vor reichlich einem Jahr ist die fünfte Generation der neuen C-Klasse gestartet. Das volumenreichste Modell der Marke wird auch wieder als Kombi – genannt T-Modell – angeboten. Vor allem hierzulande ist diese Karosserieversion besonders beliebt.
Motor
Bei dem von uns gefahrenen Diesel 300d handelt es sich um einen Reihenvierzylinder mit Mildhybrid-Unterstützung in Form eines Riemenstartgenerators. Der Diesel wurde mit neuester Technik zur Abgasnachbehandlung versehen, wodurch er besonders emissionsarm arbeitet. Als 2.0-Liter-Turbodiesel mit der Bezeichnung 300d leistet er 265 PS plus 20 PS dank elektrischer Unterstützung. Zu den 550 Newtonmetern des Verbrenners gesellen sich 200 Newtonmeter des E-Antriebs.
Karosserie/Ausstattung
Die optischen Veränderungen des Außenkleides beschränken sich neben gewachsenen Abmessungen auf ein übersichtliches Niveau und bringen dabei die neue C-Klasse vollumfänglich in die CI-Konformität der Marke. Will heißen, dass der Neue nun klar die Markenphilosophie von Mercedes-Benz widerspiegelt. Als T-Modell zeigt er sich als eleganter Kombi mit der gewissen Vehemenz im „Blick“. Die seitliche Linienführung zeigt sich zunächst ansteigend, um dann ab dem zweiten Drittel der hinteren Türen wieder abzuflachen. Dieses Design ist typisch Mercedes und darf auch in der aktuellen Generation als gelungen gefeiert werden.
Das Interieur des Stuttgarters zeigt sich vornehm und komfortbetont. Dazu passen auch die ausnahmslos wertig erscheinenden Materialien, die bestens aufeinander abgestimmt und verarbeitet wurden – hier gibt es keinerlei Anlass für Kritik. Insgesamt ähnelt der Armaturenbereich dem aus der S-Klasse und zeigt sich gegenüber der Vorgänger-C-Klasse entsprechend komplett verändert. Das MBUX – so heißt hier das Infotainmentsystem – wartet mit hochauflösenden Displays fürs Cockpit und als Zentralbildschirm auf. Letzterer kann neben Touchbefehlen auch per Sprachsteuerung benutzt werden. Übrigens: Mercedes bietet als Alternative die Abwahl ebendieses Bildschirms an, wofür man im Gegenzug eine Klimabedieneinheit mit echten physischen Tasten erhält.
Das Platzangebot für die Insassen ist sehr großzügig bemessen und auch im Fond erlebt man ein angenehmes Raumgefühl. Der Kofferraum fasst 490 Liter und kann auf 1510 Liter maximiert werden – das ist in dieser Klasse wiederum nur guter Durchschnitt.
Ausgestattet ist der Testwagen mit einer Fülle an Annehmlichkeiten, wovon allerdings nicht wenige aufpreispflichtig sind. Absolutes Novum und ein Highlight schlechthin ist das „Digital Light“ genannte LED-Scheinwerferlicht. Neben einer exzellenten Ausleuchtung und Reichweite kann das System bei aktivem Fernlicht andere Verkehrsteilnehmer zuverlässig und feingranular ausblenden und besitzt darüber hinaus die Möglichkeit, diverse Sicherheits-Animationen auf die Fahrbahn zu projizieren. Das reicht vom Baustellensymbol bei erkannten Fahrbahneinschränkungen bis zum Warnsymbol bei erkannten Fußgängern.
Das Navigationssystem nutzt Augmented Reality und projiziert die Routenführung direkt auf das Livebild, sodass man garantiert keine Abbiegung mehr übersieht. Mit dem Abstandstempomaten in Kooperation berücksichtigt das System alle Gegebenheiten auf der Strecke und passt die Geschwindigkeit automatisch an. Das Head-up Display sorgt mit einer immensen Datenfülle für die ultimative Informationsdichte und die Sprachsteuerung ist sogar lernfähig. Das Lenkrad bietet viel Bedienpotenzial – etwas zu viel, wie wir meinen. Zudem ist die Verstellung des Lenkrads in Höhe und Tiefe recht schwergängig und die Arretierung übernimmt ein einfacher Plastikhebel – der einzige Patzer, den wir fanden.
Akustisch sorgt ein Burmester-Soundsystem für klangliches Wohlbefinden und neben animierten Ambientelichtspielen kann man sich auf den vollklimatisierten Vordersitzen auch massieren lassen oder von einem Energizing-Paket akustisch, massagetechnisch, optisch und olfaktorisch dank Duftflakon im Handschuhfach beleben oder entspannen lassen.
Fahrverhalten
Der Antrieb sorgt bereits ab 1800 Touren für mächtig Druck – ab da steht das volle Drehmoment bereit. Unser Testwagen besaß Hinterradantrieb – Allrad ist bei dieser Motorisierung nicht im Angebot und das verwunderte uns doch sehr. Bei Nässe musste das ASR doch des Öfteren die Drehmomentgewalt reglementieren. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, greift daher eher zum etwas schwächeren C220d mit dem 4Matic Allradantrieb.
Auf Wunsch geht es im 300d allerdings richtig flott voran und der Kombi erreicht unter idealen Bedingungen aus dem Stand nach 5,8 Sekunden Tempo 100. Nicht schlecht für einen Kombi mit gut 1,8 Tonnen Leergewicht. Maximal sind 250 km/h drin und das Fahrwerk des Kombi macht auch in diesen Bereichen keinerlei Sperenzchen. Der Diesel ist in jeder Lebenslage sehr kraftvoll, bleibt in seiner Laufkultur aber hinter jedem Reihensechszylinder aus dem Hause BMW oder Land Rover zurück. Dennoch ist er für einen Vierzylinder kultivierter als das Gros der Konkurrenz.
Dank einer Hinterachslenkung fühlt sich der Kombi handlicher an als man vermuten würde. Der Wendekreis wird zudem dadurch kleiner, was man in urbanen Bereichen schnell zu schätzen lernt. Die Federung kompensiert trotz einer leicht straffen Dämpferabstimmung so gut wie alle Verwerfungen von verschlissenen Fahrbahnbelägen – beeindruckend. Die Lenkung gefiel mit permanentem Feedback und die Lenkkräfte variierten je nach Geschwindigkeit. Das Bremsverhalten war tadellos, zeigte sich von der Dosierbarkeit bis zur getesteten Gefahrenbremsung absolut souverän.
Die 9-Gang-Automatik sortiert die Gänge je nach Anlass und gewähltem Fahrprogramm -davon gibt es insgesamt fünf – überaus passend, sodass kaum Wünsche zur manuellen Gangwahl aufkommen.
Wirtschaftlichkeit
Sparsam ist er, der Turbodiesel – und das trotz seiner beachtlichen Leistung. Nur 5,5 Liter auf 100 Kilometern – das war unser Testdurchschnitt im Drittelmix. Auf der Sparrunde konnten wir den Verbrauch sogar auf nur 3,7 Liter reduzieren – sehr defensiv gefahren, versteht sich.
Die Anschaffung ist hingegen kostspieliger. Der innovative Kombi startet als 300d ab 56.315 Euro und wer alle Häkchen auf der Optionsliste setzt, muss mit über 20.000 Euro zusätzlich rechnen. Günstiger kann man den Kombi nur mit den schwächeren Motorisierungen fahren. Als C180 geht es mit 170 Benzin-PS ab 45.666 Euro los; ausstattungstechnisch wird es dabei aber spartanischer.
Fazit
Die neue C-Klasse ist um Welten besser als je zuvor und zeigt eindrucksvoll, was heutzutage möglich ist. Mit dem Digital Light und der Hinterachslenkung gehen zwei besondere Innovationen mit auf Tour und neben allen technischen Raffinessen fährt man einen sicheren, komfortablen und zeitlos schönen Kombi. Nur beim großen Dieselmotor, der zwar kräftig und sparsam ist, sollte man sich den Blick zur Konkurrenz verkneifen. Denn da gibt es neben noch kräftigeren (und ebenso sparsamen) wie auch kultivierteren Sechszylindern auch Allradantrieb in dieser Leistungsklasse.
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