Seit nunmehr 18 Jahren gibt es das Kompakt-SUV Sportage aus Fernost, Kia aktuell in fünfter Generation ambitet. Fünf Generationen, in denen sich immens viel getan hat. Das SUV wird mittlerweile in Europa gebaut und zielt auch insbesondere auf den hiesigen Markt ab. Sein Bruder ist der Hyundai Tucson, mit dem er sich eine Plattform teilt.
Motor
Als Motor werkelt hier ein 1,6-Liter-Reihenvierzylinder mit Turbolader. Der Diesel leistet 136 PS sowie 320 Newtonmeter maximales Drehmoment. Dank 48-Volt-Mildhybridsystem wird der Turbodiesel durch einen Riemenstartgenerator unterstützt, der vor allem die Start-Stopp-Funktion übernimmt, welche dadurch erheblich schneller und auch komfortabler abläuft. Der Commonrail-Turbodiesel ist laufruhig und selbst beim Kaltstart hält er sich angenehm zurück. Die Kraftübertragung übernimmt ein 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe – beim Diesel ist dies die einzige Option –, bevor diese auf alle vier Räder verteilt wird.
Karosserie/Ausstattung
Designtechnisch haben sich die Koreaner mächtig ins Zeug gelegt und einen überaus stylishen Gefährten auf die Räder gestellt. Die Front wird von LED-Leuchten in Boomerang-Form und einem großflächigen Kühlergrill dominiert, der die sogenannte Tigernase als Designelement direkt darüber trägt. Dies in Summe sorgt für eine respekteinfordernde Ansicht. Die Linienführung in der Seitenansicht zeigt sich harmonisch mit der Fenster- und der Dachlinie verlaufend und das Heck mündet mittels breiter C-Säulen und einer recht kleinen Heckscheibe in einem bulligen Abschluss. Die Rundumsicht wird dadurch allerdings beeinträchtigt.
Viel Style bietet auch das Interieur des Kia Sportage, in dem zuallererst eine Art Curved Display auffällt. Dabei sind zwei 12.3-Zoll-Screens zu einer Einheit vereint und in einem leicht geschwungenen Bogen dem Fahrer zugewandt. Sehr cool sind die vielen echten Bedienelemente – vom Drehregler bis zu physischen Tasten gibt’s jede Menge klassisches Bedienmaterial im Koreaner – Bravo! Dennoch hat man auch moderne Sensortasten verbaut, die zum einen ihre Belegung auf Knopfdruck ändern und andererseits auch während der Fahrt einfach dank haptischem Feedback bedient werden können. Einzig die Anfälligkeit gegenüber Fingerprints müssen sich die Koreaner ankreiden lassen. Da sich alle Bedienflächen als Hochglanz-Areale zeigen, sind sie entsprechend dazu prädestiniert, jeden Fingerabdruck abzuspeichern und in voller Schönheit zu zeigen.
Platz ist vor allem vorne genügend vorhanden, hinten ist die Kopffreiheit das erste, was an ihre Grenzen stößt. Dazu muss man aber größer als 1,85 Meter sein. Die verbauten Materialien passen sehr gut zueinander, könnten vereinzelt vielleicht statt aus Kunststoff lieber als Softtouch realisiert werden, aber insgesamt ist die Mixtur solide kombiniert und vor allem durchgängig sauber verarbeitet. Insgesamt wirkt der Kia sogar etwas wertiger als sein deutscher Hauptkonkurrent, der VW Tiguan.
Das Bedienkonzept ist ebenfalls das bessere, weil einfacher zu verinnerlichen und trotz komplexen Menüs auch unterwegs einfach zu bedienen. Das Infotainment bietet neben einer der besten Routenführungen – und das nicht nur in dieser Fahrzeugklasse – auch ein umfangreiches Repertoire an Online-Funktionen wie Wettervorhersage, Parkplatzsituation oder Verkehrsgeschehen. Einen Motorklangmodus in mehreren Stufen hätten wir zwar weggelassen, aber die automatische Aktivierung der Umluft beim Nutzen der Scheibenwaschanlage oder in Tunneln finden wir wieder sehr clever.
Im Ruhemodus bleibt das übrigens sehr angenehm klingende Soundsystem auf die vorderen Plätze und lautstärketechnisch beschränkt. Die wirkungsvollen Lenkrad- und Sitzheizungen sowie Sitzbelüftungen werden über jeweils echte Tasten in der Mittelkonsole bedient – das funktioniert schnell und sicher auch während der Fahrt.
Gegen die eingeschränkte Rundumsicht helfen Parksensoren und Kameras, wodurch das SUV sicher rangiert werden kann. Genervt hat uns nur das nicht abstellbare Gepiepe beim Öffnen oder Schließen des geräumigen Kofferraums.
Fahrverhalten
Der Turbodiesel hat mit seinen 136 PS eher keine Reserven, um an sportlichen Vergleichen teilzunehmen, dazu fehlt ihm schlichtweg die Power. Aber untermotorisiert erscheint der Sportage keineswegs. Vor allem dank des hohen Drehmoments marschiert das SUV souverän voran. Nur bei Zwischenspurts während des Überholens oder in bergigen Regionen spürt man, dass der Diesel gut zu tun hat, um den Koreaner adäquat fortzubewegen. Wer lieber das Cruisen zelebriert, ist mit dem leisen Selbstzünder allerdings bestens bedient.
Dazu passt auch seine ausgewogene Fahrwerksabstimmung, die eine gute Gratwanderung zwischen Komfort und straffer Dynamik absolviert. Der Sportage wirkt handlich und souverän, wenn man ihn auch mal flotter über eine kurvenreiche Landstraße fährt. Die Lenkung ist leichtgängig und liefert besseres Feedback als beim Vorgänger. Kurzum, der neue Kia fühlt sich sicher und solide an. Dazu passen auch die gut dosierbaren und bei Bedarf auch kräftig zupackenden Bremsen.
Als Mildhybrid beherrscht das SUV auch das Segeln, bei dem der Motor beim Gaswegnehmen in den Leerlauf oder ganz abgeschaltet wird, während die Verbraucher über das 48-Volt-Bordnetz versorgt werden. Dadurch wird Kraftstoff eingespart, womit das nächste Kapitel ansteht.
Wirtschaftlichkeit
Denn das eigentliche Schmankerl kommt bei diesem Diesel mit dem Verbrauchsverhalten: Der Sportage begnügte sich im Test mit 6,3 Litern auf 100 Kilometer – ein halber Liter mehr als Kia verspricht, aber immer noch ein gutes Ergebnis für ein knapp 1,7 Tonnen schweres SUV. Wer besonders vorausschauend und sehr dezent im Umgang mit dem Gaspedal fährt, schafft sogar Verbrauchswerte von viereinhalb Litern. Genau das ist uns auf unserer Sparrunde gelungen.
So viel Style und Sparsamkeit lassen sich die Koreaner allerdings auch gut bezahlen. Mindestens 28.450 Euro muss man für den dann frontgetriebenen Sportage aufbringen und wenn es die höchste Ausstattungsstufe „GT-Line“ plus Allrad und dem Dieselmotor wie beim Testwagen sein soll, geht es erst bei 47.090 Euro los.
Allrad ist je nach Ausstattung und nur in Kombination mit dem Dieselmotor oder dem größten Benziner, ein 1.6-Liter-Turbobenziner mit 180 PS, erhältlich. Aufpreis dafür: 2000 Euro.
Fazit
Well done, Kia. Der Sportage überrascht mit einem futuristischen, extrovertierten Design, welches sich so herrlich vom ansonsten nahezu langweilig wirkenden Mainstream abheben kann. Dazu überzeugt er mit einem soliden und sauber strukturierten Innenraum, einem übersichtlichen und sehr gut bedienbaren Infotainment, einer reichhaltigen Ausstattung und einem guten Platzangebot. Der Diesel ist die erste Wahl für alle, die sparsam statt schnell sein wollen, ohne sich dabei wirklich langsam zu fühlen. Wer mehr Dynamik braucht, sollte einen Blick auf den großen Benziner oder den Plug-in Hybriden werfen.