Seit 2011 bereichert er die Straßen im In- und Ausland und wird nun nach über einer Dekade in den Ruhestand verabschiedet – die Rede ist vom Lamborghini Aventador.
In der Abschiedsvariante Ultimae fackeln die Italiener noch einmal ein ganz großes Feuerwerk ab.

Motor

Den Antrieb im Lamborghini Aventador Ultimae übernimmt ein 6,5 Liter großer V12-Saugmotor. Die Leistung wurde hier nochmals angehoben und beträgt nun irrwitzige 780 PS. Das maximale Drehmoment liegt bei 720 Newtonmetern. Damit ist der Ultimae der stärkste, jemals gebaute Aventador.
Die Kraftübertragung übernimmt ein ISR-Automatikgetriebe mit sieben Gängen. Jeder Aventador – so auch der Ultimae – rollt mit permanentem Allradantrieb zum Kunden, was in Anbetracht der Leistungswerte keine schlechte Idee ist. Den Spurt von Null auf 100 km/h erledigt der performante Italiener in gerade einmal 2,8 Sekunden (Roadster: 2,9 Sekunden), die Höchstgeschwindigkeit gibt Lamborghini mit „größer als 355 km/h“ an.

Karosserie/Ausstattung

Betrachtet man den Ultimae zum ersten Mal, zeigt sich dem Betrachter das Bild eines Kampfjets auf Rädern – ultraflach, böse dreinblickend und mit martialischer Ästhetik gesegnet. Die Front kauert nur wenige Zentimeter über dem Asphalt, während die grimmigen Bi-Xenon-Scheinwerfer dem Boliden einen reptilienartigen Blick verleihen. Die Seitenansicht gibt den Blick frei auf eine ultraflache Silhouette, die selbst unter Supersportwagen unique wirkt. Mannigfaltige Falze und Kanten versprühen bereits im Stand eine enorme Dynamik. Beinahe könnte man meinen, jeder einzelne Aventador wäre von Hand nachgeschärft worden.
Ein Blick aufs Heck des Boliden zeigt für Kenner dann merkliche Unterschiede zu den konventionellen Modellgeschwistern. So kommt der Ultimae mit zwei weit oben integrierten Endrohren, die in Form und Dimensionen an dessen kleinen Bruder, den Huracán Evo erinnern. Natürlich gibt es auch hier das markante „Y“ als Signatur. Egal, ob in den Leuchten an Front und Heck oder in der Außenhaut integriert – auf nahezu jedem Bauteil gibt es bei genauem Betrachten ebendieses „Y“ zu erspähen.
Im Innenraum des Aventador Ultimae gibt es nur wenige Unterschiede zu den anderen Derivaten. Viel Alcantara und Carbon satt dominieren auch das Interieur. Aus der Zeit gefallen scheint hier nur der kleine Zentralbildschirm mit mäßiger Auflösung. Dafür gibt es eine sehr, sehr tiefe Sitzposition und das Gefühl, in einem Kampfjet Platz genommen zu haben. Apropos Sitze: Ebendiese offerieren für einen Supersportler einen bemerkenswert hohen Komfort-Level, sodass der Lambo in der Theorie auch für die Langstrecke taugt.
Der Blick des Fahrers fällt auf ein mittlerweile digitalisiertes Cockpit, das mit ein bisschen Fantasie an die Grafik einer modernen Spielekonsole erinnert und auch bei direkter Sonneneinstrahlung bestens ablesbar bleibt. Die Mittelkonsole ist übersät mit Knöpfen und Tasten für nahezu jedes Menü respektive Untermenü. Auch das erinnert ein wenig an die bereits erwähnten Kampfjets.
Zwei Dinge zum Schmunzeln: Das Mehrgewicht des Roadsters gegenüber dem des Coupés liegt bei gerade einmal 50 Kilogramm. Zweitens: Sind beide Dachhälften im vorderen Ladeabteil verstaut, verbleibt dort maximal noch Platz für zwei leichte Daunenjacken und gegebenenfalls zwei Schals.
Die Ausstattung eines Lamborghini Aventador Ultimae ist bereits ab Werk immer komplett. Nur Farben und Individualisierungen am Interieur und Exterieur können konfiguriert werden.
Die wichtigsten Optionen möchten wir dennoch erwähnen. Besonderes Augenmerk liegt hier vor allem auf den Bi-Xenon-Scheinwerfern. Diese leuchten die Fahrbahn hervorragend aus – trotz sehr niedriger Anbauhöhe. Besonders bei Nachtfahrten ist dies ein sehr relevanter Sicherheitsaspekt.
Das Soundsystem aus dem Hause Sensonum erwies sich als klanglich solide, verliert allerdings gegen die akustischen Hochgenüsse des V12. Darüber hinaus gibt es nun Apple CarPlay, das zwar nur mit Kabel funktioniert, aber immerhin ein Stück technische Moderne in den Aventador bringt.
Dem Komfort zuträglich ist eine zügig arbeitende Klimaautomatik sowie schnell und homogen wärmende Sitzheizungen. Was bei einem Lamborghini niemals fehlen sollte, ist eine Rückfahrkamera; denn das Design sieht zwar super aus, die Rundumsicht ist jedoch massiv eingeschränkt, sodass Parkvorgänge ohne Rückfahrkamera schnell zum heiklen Unterfangen werden können.
In Sachen Assistenzsysteme ist der Aventador ein echter Dinosaurier. Hightech-Fans mögen hier die Nase rümpfen, doch das puristische Fahrerlebnis möchte hier in vollen Zügen genossen werden und kein unerwünschter Assistent in die Versuchung kommen, den Fahrer zu bevormunden.

Fahrverhalten

Kommen wir zu der Frage, wie sich ein 780 PS starker V12-Lamborghini fährt. Nun ja, er ist einer dieser Supersportwagen, die so gar nicht gezähmt zum Kunden rollen. Der Aventador war schon immer ein Berserker, verlangt eine kundige und kräftige Hand und hat mit entspanntem Cruisen und „Posen“ in den Luxus-Boulevards deutscher Großstädte so gar nichts am Hut. Zudem macht er keinen Hehl um sein Dasein, zeigt seinem Fahrer immerzu, wofür er gebaut wurde und wonach ihm der Sinn steht. Soll heißen, dass sich dieser V12-Bolide auf der Autobahn oder Rennstrecke am wohlsten fühlt; eben überall dort, wo sein Potenzial auch wirklich ausgereizt werden kann.
Ist man willens und mutig genug, dies zu tun, bricht ein Hurricane los, der am Ende nur wenige Vergleiche zulässt. Das Fahrzeug bollert, brüllt und schreit sich die Seele aus Leib, die Beschleunigung ist linear, aber brachial und ziemlich bald steht eine Zahl auf dem Tacho, die kaum zu glauben ist. Gut zu wissen, dass Lamborghini dem Ultimae serienmäßig eine Carbon-Keramik-Bremse verbaut, welche den Italiener zügig und vehement wieder in StVO-konforme Geschwindigkeitsbereiche verzögert. Aufgefallen ist zudem die überaus präzise Lenkung, welche den Vorderwagen immer genau dorthin dirigiert, wo der Fahrer ihn haben möchte.

Wirtschaftlichkeit

Eines vorab: Alle 350 Coupés und alle 250 Roadster sind bereits ausverkauft. Der Grundpreis für den Aventador Ultimae betrug 400.000 Euro für das Coupé. Der Roadster startete bei 440.000 Euro. Hat man der persönlichen Individualisierung freien Lauf gelassen, so kommt man problemlos auf weit über 500.000 Euro für den limitierten Supersportwagen.
Der Verbrauch des V12-Italieners belief sich im Drittelmix auf 15,4 Liter Super pro 100 Kilometer, was übrigens rund zweieinhalb Liter unterhalb der Werksangabe liegt. Zum Vergleich: Der Huracán Evo Spyder konsumierte in unserem Test genau zwei Liter weniger. Lässt man es ruhig angehen, lässt sich der Aventador auch mit zwölf Litern bewegen und wer dem Boliden stets die Sporen gibt, erntet auch mal 20 Liter und mehr.

Fazit

Der Lamborghini Aventador Ultimae verkörpert Leidenschaft und Unvernunft in Reinkultur und ist nicht nur deshalb ein gelungener Abschluss der Baureihe. Uns beschleicht zudem etwas Melancholie bei dem Gedanken, dass nun der letzte frei atmende V12 die Bühne verlässt. Die gute Nachricht: Es wird einen Nachfolger geben; wohl aber einen mit entsprechender Elektrifizierung.
Am Ende blicken wir zurück auf ein gutes Jahrzehnt, in dem dieses Fahrzeug Groß und Klein begeistern konnte, wann immer mal ein Exemplar aufgetaucht ist. Arrivederci, Aventador!
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