Jeder, der den Namen Maserati hört, denkt sogleich an feinsinnige Sportwagen mit herrlichem Klang und filigraner Liebe zum Detail. Typisch italienisch eben. Der Levante ist ebenfalls leidenschaftlich gezeichnet, nur eben kein Sportwagen, sondern ein SUV.
Motor
Angetrieben wird der Levante GTS von einem 3,8 Liter großen V8 mit Biturbo-Aufladung, der stattliche 530 PS an alle vier Räder schickt. Von Null auf 100 km/h geht es in 4,2 Sekunden, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 292 Stundenkilometern. Wem das noch nicht reicht, der erhält den Levante auch als Trofeo. Der Motor bleibt der gleiche, doch die Leistung klettert auf 580 PS, der Standard-Sprint ist in 4,1 Sekunden ad acta gelegt und der Topspeed liegt bei 299 km/h.
Etwas ziviler rollen die Versionen „Modena“ und „GT“ vor. Der Modena offeriert einen drei Liter großen V6 mit 430 PS, was immerhin für einen Standard-Sprint von 5,2 Sekunden reicht und eine Höchstgeschwindigkeit von 264 km/h hergibt. Der GT wird als Basisversion gehandelt und rollt mit Vierzylinder im Bug zum Kunden. Dessen 330 PS sorgen für sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 Sachen, während die VMax bei 245 km/h liegt.
Karosserie/Ausstattung
Auf den ersten Blick sieht der Maserati Levante anders aus als seine Mittbewerber. Er hat einen gewissen Charme, den man schwer beschreiben kann. Da wäre einmal die Front mit dem massiven Kühlergrill, in dessen Mitte der Dreizack thront. Messerscharfe Scheinwerfer flankieren ebendiesen Grill wie ein Kunstwerk, was der Dynamik außerordentlich zuträglich ist. Hinzu kommen diverse Lufteinlässe und eine fast schon modisch konturierte Motorhaube, was in Summe einen perfekten Look ergibt.
Ein Blick auf die Seite zeigt ein sehr massives Fahrzeug, das jedoch mit seinen Kurven zu spielen weiß. Ungeachtet der großen und ziemlich schicken Räder, wirkt das Design wie aus einem Guss, reißt an keiner Stelle auf und wird auch nicht von unsinnigen Trends aufgebrochen, die man hier gegebenenfalls hätte unterbringen wollen. Vielmehr hat man sich hier der Tradition verschrieben und diese behutsam in die Moderne geholt.
Das gilt auch für das Heck. Große, aber nicht überdimensionierte Leuchten mit LED-Signatur heben sich zwar nicht von allen SUVs dieser Klasse ab, doch die formschön und fast fastbackartig implantierte Heckklappe sowie die distinguiert untergebrachten Endrohre geben in Summe eher den Gentlemen als den Proleten. Und genau das möchte die Kundschaft auch so haben.
Im Innenraum erwarten Fahrer und Passagiere dann das, was man von einem Maserati eben erwarten kann. Keine Überfrachtung oder totale Digitalisierung. Nein, nein. Ein Zentralbildschirm ist zwar mittig platziert und kann mit den meisten Pendants der Konkurrenz mithalten, doch das war es dann schon mit Schnickschnack. Im Falle unseres Testwagens erstreckt sich meterweise glutrotes Nappaleder über den Innenraum, gespickt mit diversen Applikationen in Sichtcarbon. Das gefällt dem detailverliebten Auge. Die Bedienung erfolgt weitgehend über physische Tasten, was während der Fahrt aus unserer Sicht ein nicht zu verachtendes Sicherheitsplus darstellt.
Die Sitze sind vorn sehr bequem und bieten ausreichend Seitenhalt, wenn es mal sportlich zugeht. Im Fond bleibt es derweil etwas enger und auch der Seitenhalt ist hier nicht so ausgeprägt. Komfortabel ist es allemal und wenn die Insassen nicht viel größer als 1,75 Meter sind, passen auch drei Erwachsene auf die Rückbank. Der Kofferraum fasst 580 Liter und positioniert sich so im Mittelfeld. Maximal werden durch Umklappen der Rücksitzlehnen 1625 Liter freigegeben.
Fahrverhalten
Die ersten Kilometer fährt der Maserati Levante GTS mit uns durch die Innenstadt. Und das ganz artig. Nach einem kurzen Bereitschaftsknurren beim Anlassen, verharrt der Levante stets in unteren Drehzahlbereichen und schert sich nicht um Stop&Go-Verkehr oder Geschwindigkeiten weit unter 30 km/h. Fein abgestimmt, aber mit gesunder Härte schwimmt das italienische SUV im Nachmittagsverkehr mit.
Das ändert sich ruckartig beim Fahrmoduswechsel auf der Landstraße. Nun spannt der Maserati die Muskeln an, crescendoartige Klänge entfleuchen der Vierrohr-Abgasanlage und das SUV sprintet mit einer Vehemenz voran, die man eingangs von ihm nicht erwartet hätte. Dabei bleibt der Levante stets präzise dirigierbar, was nicht zuletzt am modifizierten Fahrwerk liegt. Die bereits erwähnte Grund-Straffheit sorgt für eine außergewöhnlich gute Straßenlage und die Lenkung hat sicherlich mal einen Filetier-Lehrgang absolviert.
Selbst auf der Autobahn ändert sich das Temperament keineswegs. Der Levante ist heißblütig wie eh und je, kann aber auf Wunsch auch den Gleiter mimen. Eine derartig emotionale Ambivalenz ist bei Fahrzeugen dieser Klasse eher selten zu beobachten.
Wirtschaftlichkeit
Der Maserati Levante GTS kostete mindestens 135.000 Euro, ist aber aktuell nicht (mehr) erhältlich. Unser nahezu voll ausgestatteter Testwagen kratzte derweil bereits an der 150.000-Euro-Grenze. Das ist sicherlich nicht wenig, bewegt sich aber auf dem gleichen Level, wie Luxus-SUVs anderer Hersteller.
Der Verbrauch ist vom Hersteller mit rund 13 Litern angegeben, was sich in der Praxis auch realisieren lässt, solange man sich nicht ständig hohen Drehzahlen hingibt. Auf unserer Sparrunde konsumierte der Italiener 8,4 Liter. Wer den Topspeed jagt, kann auch mal eine Zwei vorne stehen sehen.
Fazit
Der Maserati Levante ist ein SUV für Genießer – als GTS und als Trofeo sowieso. Seine exponierte Stellung erkauft man sich zwar teuer, doch erhält dafür ein großes Stück automobiler Geschichte, verpackt in feinstem italienischen Zwirn und bestückt mit leidenschaftlichem Antrieb. Dabei sollte der geneigte Interessent weniger technikbegeistert und mehr den „Grande emozioni“ zugeneigt sein. Ist das der Fall, dürfte der Levante die nächsten Jahre ein angenehmer und standesgemäßer Begleiter sein.