Selbst das Corona-Jahr 2020, mit einem Minus über alle Marken von bisher 21,6 Prozent (Mercedes: -13,3 Prozent), kennt einen Gewinner: die Elektromobilität. Der Anteil der E-Autos am Gesamtmarkt stieg von knapp drei Prozent im Vorjahr auf 12 Prozent. Das gilt als Durchbruch. Wurden 2019 noch rund 63.300 rein batteriebetriebene Elektroautos zugelassen, waren es in diesem Jahr bereits rund 150.500 Exemplare. Das sieht man auch bei Mercedes-Benz: Während 2019 noch bescheidene 548 Exemplare des ersten rein elektrischen Stern-Fahrzeugs EQC abgesetzt wurden, sind es in den ersten elf Monaten 2020 nun 2289.
Motor
Das Elektrotriebwerk kommt auf stolze 408 PS und ein Bären-Drehmoment von maximal 760 Newtonmeter. Und das steht nicht nur auf dem Papier: Den entsprechenden Druck auf das Gaspedal vorausgesetzt, geht es katapultartig nach vorn – ohne jede Verzögerung. Ein Elektromotor legt ja nun einmal keine Turbo-Gedenksekunde ein. Diese Kraftentfaltung macht große Freude – und das fast geräuschlos. Daran kann man sich wirklich gewöhnen. Nach Norm geht es in 5,1 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Bei 180 km/h wird der Wagen auf der Autobahn abgeregelt.
Karosserie/Ausstattung
Die Optik passt – ein Stern-SUV auf höchstem Niveau. Nur bestes Design, nur beste Materialien, nur beste Verarbeitung. Dazu eine Menge Platz für Insassen und Gepäck (500 Liter Kofferraum). Das große Display ist ganz hervorragend. Und an die Elektromobilität angepasst. Wählt man etwa ein Navigationsziel, bekommt man nicht nur angezeigt, wann man wohl angekommen wird, sondern auch, mit wie viel verbleibender Batterieladung. Der 4,76 Meter lange und 1,62 Meter hohe EQC läuft dabei übrigens wie die normale C-Klasse im Mercedes-Benz Werk Bremen vom Band. Die Batterien werden von der hundertprozentigen Mercedes-Tochter Accumotive im sächsischen Kamenz produziert. Ab Werk gibt es etwa sieben Airbags, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrische Heckklappe und Assistenten für das Parken, Halten der Spur und die Verkehrszeichenerkennung. Assistenten für den Abstand und den toten Winkel kosten extra.
Fahrverhalten
Das Fahrwerk ist einfach nur ein Traum: Komfortabel, gediegen – ganz egal, wie die Straßenverhältnisse gerade so sind. Dazu kommt der elektrische Allradantrieb. Und die stolze 652 Kilogramm schwere Batterie drückt den Schwerpunkt des EQC so nach unten, dass trotz der SUV-Höhe das Durcheilen von Kurven die wahre Freude ist.
Wirtschaftlichkeit
Den Einstieg in einen EQC gibt es (noch bis Jahresende wegen der Mehrwertsteuersenkung) ab 69.484 Euro. Davon kann man 7500 Euro Umweltbonus abziehen. Der Stromverbrauch liegt um die 20 kWh/100 km. Das Problem am Elektroauto bleibt natürlich das Laden. Man muss eine Ladesäule finden, wobei das Navi allerdings sehr behilflich ist, dann muss das Bezahlsystem stimmen. Zudem kommt es auf den Stecker an, der dort verfügbar ist. Und auf die Menge an Strom, die tatsächlich fließt. Das kann dann bedeuten, dass man Stunden für wenige Prozente Aufladung braucht. Mercedes hat dem EQC deshalb gerade ein Upgrade gegönnt, um zumindest deutlich schneller zu Hause an der Wallbox und an öffentlichen Ladestationen mit Wechselstrom aufladen zu können: Nun soll man in 7 Stunden 30 Minuten von 10 auf 100 Prozent Ladestand kommen, während es bisher 11 Stunden dauerte. An Schnellladestationen geht das zwar erheblich schneller, aber wir kamen etwa an einer solchen Säule, bei deutlich schwankender Ladeleistung, auf eine halbe Stunde, um den Ladezustand der Batterie um 20 Prozentpunkte aufzustocken. Wer also längere Entfernungen bewältigen möchte, sollte großzügig bemessene Pausen einplanen. Bestätigen können wir auch nicht die 445 Kilometer Reichweite bei einer vollständig geladenen Batterie. Mehr als 330 Kilometer waren bei uns nicht drin. Dabei wurde die Power des Wagens beim Beschleunigen kaum voll genutzt und auf der Autobahn selten mehr als 120 Stundenkilometer gefahren. Allerdings herrschten zum Teil Minusgrade, die Heizung hatte also viel zu arbeiten.
Fazit
Ein echter Mercedes, überzeugend in Form und Qualität. Das Problem ist nur, dass der EQC als Auto vom Raumangebot und dem Fahrwerk her eigentlich echte Langstreckenqualitäten an den Tag legt, die aber von den nötigen Ladestopps ausgebremst werden. Bei den Batterien sollte die Stern-Marke noch nachlegen.