Dass die Chinesen anrollen, ist keine Neuigkeit mehr. Aber vielen deutschen Käufern sind die Marken- und Modellnamen noch wenig geläufig. Ora jedenfalls, eine Marke des großen Autokonzerns Great Wall Motor, konnte gerade verkünden, aktuell mit dem Funky Cat das meistverkaufte chinesische Fahrzeug in Deutschland anzubieten. Aber die Konkurrenz wächst von Tag zu Tag.

Motor

Das Elektromobil rollt grundsätzlich mit 171 PS, Frontantrieb und einer Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h an. Allerdings gibt es zwei verschiedene Batterien. Die eine soll für 310 Kilometer reichen, die von uns gefahrene Variante offiziell für 420 Kilometer. Wobei sich schnell herausstellt, dass die tatsächliche Reichweite natürlich am individuellen Fahrstil hängt, wir kamen mit der größeren Batterie auf 350 Kilometer. Da der Wagen für ein Elektroauto vergleichsweise leicht ist, kommt man mit dieser Motorisierung flott voran, was man bei laut Papier 250 Newtonmetern maximalem Drehmoment nicht unbedingt erwarten muss. In 8,2 Sekunden kann man von 0 auf Tempo 100 kommen.

Karosserie/Ausstattung

Das Angebot an Elektroautos ist mittlerweile beachtlich, Ora, einer Marke des chinesischen Autoriesen Great Wall Motor, muss man zugestehen, der Elektromobilität eine wirklich emotionale Form gegeben zu haben. Der 4,24 Meter lange Wagen mit den Kulleraugen sieht echt knuffig aus, mit Designanklängen an Käfer und Ur-Porsche, aber auch einem interessanten Heck mit durchlaufendem Leuchtband. Auf welchem Niveau die Chinesen mittlerweile spielen, sieht man übrigens daran, dass Funky Cat bereits auf der Plattform steht, die ab 2024 ebenfalls BMW für den neuen Elektro-Mini nutzen wird. Auch innen kann das Design überzeugen – genauso wie die Materialwahl und die Verarbeitung. Das Platzangebot ist für ein Auto dieser Größe ordentlich, nur der Kofferraum ist mit 228 Litern zu klein geraten.
Auffällig an diesem Ora ist aber auch die verbaute Sprachsteuerung. Denn Sprachsteuerung heißt bei Ora nicht, mal schnell den Rundfunksender zu wechseln – auch das Schiebedach oder der Kofferraum lassen sich so etwa öffnen. Der Name des kleinen digitalen Kobolds, der die Anweisungen entgegennimmt, lässt sich übrigens frei wählen. Allerdings kann man es auch teilweise als Beschränkung der eigenen Freiheit empfinden, wenn das System ziemlich strikt darauf hinweist, dass man gefälligst die Augen auf die Straße richten solle – das Auto hat nämlich per Kamera das Gesicht des Fahrers fest im Blick. Und ist da sehr streng. Zudem war unser Testwagen sehr häufig der Meinung, dass man sich auf der Straße nicht korrekt nach der Fahrspur richten würde. Das nervt.
Das Ganze ist als selbstlernendes System ausgelegt, der Assistent soll also bald wissen und beachten, welche Musik man mag, wo sich die Lieblingspizzeria befindet oder ob man nach dem Feierabend immer einen Anruf bei der Ehefrau tätigt. Wer da Datenschutzbedenken hegt, bekommt vom Importeur, der seit langem Mitsubishi-Modelle nach Deutschland holt und nun auch Ora anbietet, zu hören, dass die Server für all das nicht im Überwachungsstaat China, sondern in Frankfurt/Main stehen.
Ab Werk hat der Ora unter anderem bereits LED-Scheinwerfer, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik, Navigation, 360-Grad-Rundumsichtkamera, Totwinkelwarner, Starten ohne Startknopf und Fernlichtassistent an Bord.

Wirtschaftlichkeit

Den Einstieg in den Funky Cat gibt es ab 38.990 Euro – mit Schnäppchenpreisen will Ora also nicht punkten. Und wer die größere Batterie will, muss (besser ausgestattet) bereits mindestens 44.490 Euro berappen. Offiziell verbraucht der Wagen 16,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, zwei, drei Kilowattstunden mehr sollte man einkalkulieren. Die Ladegeschwindigkeit ist allerdings nicht berauschend. Eine Dreiviertelstunde für das Laden von 15 Prozent auf 80 Prozent an der Schnellladesäule ist heutzutage vergleichsweise lang.

Fahrverhalten

Eher komfortabel, aber trotzdem munter und sicher. Die Lenkung ist direkt, die Bremsen packen gut zu.

Fazit

Kein Auto wie andere. Knuffig, geräumig, hochwertig, aber auch mit einem etwas übergriffigen System der Fahrerüberwachung. Oder anders gesagt: Dieses Elektroauto ist alles andere als langweilig.