PSE – das steht für Peugeot Sport Engineering und verrät, dass es sich bei diesem Modell um ein besonders dynamisches Derivat handelt. Gänzlich unkonventionell ist dabei die Antriebskonfiguration als Plug-in Hybrid. Dem Peugeot 508 steht das gut.
Motor
Als Antrieb fungiert hier ein Dreier-Konsortium, bestehend aus einem 1.6-Liter-Reihenvierzylinder und zwei Elektromotoren – je Achse einer. Der Benziner leistet dank Turboaufladung 200 PS und die E-Motoren einmal 110 PS an der Vorderachse und 112 PS hinten. In Summe spricht man von stattlichen 360 PS Systemleistung.
Karosserie/Ausstattung
Diese Limousine liegt tief, sehr tief und lauert quasi geduckt über dem Asphalt. Der Testwagen in einem schicken Grau lackiert, offeriert ringsum diverse Akzente, meist in Form von drei schrägen Krallen in leuchtendem Acid-Grün. Spezielle Winglets an den Seiten der Frontschürze, an den Enden der Seitenschweller und am Ende der hinteren Radläufe weisen ebenfalls auf die exponierte Stellung dieses Autos hin – diese sind nämlich exklusiv dem PSE vorbehalten.
Am Heck empfangen den Betrachter ein angedeuteter Heckdiffusor sowie zwei doch recht klein geratene Endrohre. Hier hätte man doch gerne noch ein bisschen mehr Mut zum Durchmesser haben können.
Innen herrscht die typische Peugeot-Architektur, die hier mittels Alcantara und Leder nochmals aufgepeppt wurden. Säuregrüne Akzentnähte sorgen derweil für die entsprechende Dramatik und die Sportsitze verwöhnen die vorderen Insassen mit vorzüglicher Ergonomie und ordentlich Seitenhalt – und Massage. Das kleine Lenkrad mag polarisieren, weil es ungewohnt tief liegt, aber dennoch sehr handlich wirkt. Die drei giftgrünen Krallen finden sich auch hier als Intarsie. Der Kofferraum schluckt von 487 bis 1537 Liter (Kombiversion SW: 530 bis 1780 Liter) – das ist einer viertürigen Coupé-Limousine mehr als gerecht werdend.
Der Peugeot 508 stellt als PSE die Topvariante des Modells dar und dementsprechend reichhaltig ist die Ausstattung. Voll-LED-Scheinwerfer sind da mittlerweile nichts Besonderes mehr, obwohl diese in puncto Helligkeit und Reichweite überzeugten. Die Nachtsichtfunktion „Night Vision“ ist da schon eher was Extravagantes, erkennt diese doch Tiere, Fußgänger und Radfahrer bei Dunkelheit und meist weitaus früher als der Fahrer selbst.
Das Bedienkonzept des Infotainments ist bereits nach kurzem Ausprobieren verinnerlicht. Das Focal Soundsystem brilliert mit überaus hochwertigen Designabdeckungen der Lautsprecher, die am Ende den Klang nicht auf diesem Niveau halten konnten. Zu wenig Detailtreue war zwar keine echte Enttäuschung, aber die Erwartungshaltung war eben optisch weit nach oben gepusht.
Fahrverhalten
Der Antritt ist dank der beiden Elektromotoren unverzüglich und sehr kraftvoll. Der Gran Turismo sprintet in nur 5,2 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 100 und Ende ist erst bei 250 km/h mittels elektronischer Begrenzung. Das ist allerdings nur möglich, wenn der Hybridakku entsprechend gefüllt ist. Denn ist dieser leergefahren, tut sich der kleine Benziner vor allem auf der Autobahn bei Vollgas ziemlich schwer und klingt dabei überaus bemüht – sprich laut. Doch lahm ist der Peugeot auch dann noch lange nicht. Dennoch empfiehlt es sich, die Hybridbatterie regelmäßig aufzuladen, da nur so das volle Potenzial erfahrbar ist. Das Aufladen der leeren Batterie dauert per Typ-2-Anschluss an der AC-Säule mittels 7,2-kW-Onboard-Loader – ist mittlerweise serienmäßig an Bord – rund 2:20 Stunden. Mit dem ursprünglichen 3,7-kW-Loader dauert es fast doppelt so lang.
Das im Set-up straff, aber nicht unkomfortabel ausgelegte Fahrwerk und der lange Radstand lassen die ästhetische Limousine mit stoischer Ruhe auf der Strecke seine Bahn ziehen. Doch es gibt einen Gegenspieler, der diese erstklassige Abstimmung nicht unerheblich trübt: die Lenkung. Diese ist unverständlicherweise kaum anders abgestimmt als die des konventionellen Peugeot 508. Dadurch wirkt diese in Neutralstellung viel zu gefühllos, was vor allem bei hohen Tempi für permanente Korrekturarbeit sorgt. Das Auto wirkt dadurch oft nervös. Ein bisschen Seitenwind in Böen dazu, fertig ist der Hibbelig-Franzose. Doch diese Diffusität sorgt auch für ein eigenwilliges Einlenkverhalten, was man zwar nach einer Weile per Gewöhnungseffekt wegsteckt, aber dennoch nicht zum Charakter des Autos passen mag.
Die Traktion ist dank des elektrischen Allradantriebs immer gut gegeben und die Bremsen werden in jedem Fall einer Sportlimousine gerecht, denn sie verzögern sehr fein dosierbar und bei Bedarf brachial.
Wirtschaftlichkeit
Überraschend war das moderate Verbrauchsverhalten des Performance-Hybriden, der trotz leerem Akku einen Durchschnitt von 7,8 Litern auf 100 Kilometer erreichte. Bei Vollgasfahrten bleiben wir stets knapp unter 12 Liter, was in Anbetracht der gebotenen Leistung sehr gut einzustufen ist. Auf der Sparrunde reduzierte sich der Verbrauch auf 6,1 Liter – wohlgemerkt, mit ebenfalls leerem Akku. Ist dieser gefüllt, ist man bei moderater Fahrweise gut 40 Kilometer rein elektrisch unterwegs. So kommt man mit vollem Akku auf einen Verbrauchswert von knapp fünf Litern auf den ersten 100 Kilometern.
Das alles hat aber einen nicht unerheblichen Preis. Der Peugeot 508 PSE kostet über 70.000 Euro und damit über 20.000 Euro mehr als der 508 als Einstiegsmodell. Doch dafür erhält man praktisch eine Vollausstattung, zu der lediglich nur eine Sonderfarbe und ein Glasdach hinzugebucht werden können. Der Onboard-Loader gehört mittlerweile ebenfalls zur Serienausstattung.
Fazit
Der Peugeot 508 PSE glänzt mit einer betörenden Optik, einer handfesten Dynamik und unerwarteter Effizienz. Trotz der sportiven Antriebsphilosophie haben es die Franzosen geschafft, dem 360 PS-Boliden verbrauchstechnische Manieren beizubringen. Schade finden wir, dass lediglich die mitunter diffus wirkende Lenkung als nun mal essentieller Bestandteil eines Autos das Gesamtbild etwas trübt. Wäre diese präziser und würde mehr Rückmeldung liefern, könnte man dem Franzosen einen astreinen Sportgeist bescheinigen.
Dennoch ist der PSE eine ganz besondere Art, einen Peugeot zu fahren, der bei aller Dynamik eine vollkommen alltagskonforme, waschechte Limousine bleibt und neben der dadurch ausgeprägten Vielseitigkeit mit einer sehr umfangreichen Ausstattung punktet. Und wer gern etwas mehr Praktikabilität wünscht, der sollte einen Blick auf die Kombiversion SW werfen.