In Deutschland hat die rumänische Renault-Tochter Dacia die französische Mutter mittlerweile beim Neuwagenverkauf überholt – mit einem Marktanteil von 2,4 Prozent in diesem Jahr, während Renault auf 2,1 Prozent kommt. In den ersten fünf Monaten 2023 müssen die Franzosen ein Minus von 25,4 Prozent verkraften, während der Gesamtmarkt um 10,2 Prozent wuchs. Ob Twingo, Clio, Captur, Zoe, Kangoo, Scenic oder Koleos – alle fahren im Minus. Nur der Megane konnte zulegen. Und der neue Hoffnungsträger heißt Austral.
Motor
Alle drei erhältlichen Austral-Motorisierungen sind eine Kombination aus Otto- und Elektromotor – mal mit 140 PS, 158 PS und schließlich 200 PS. Diesel oder reinen Elektroantrieb sucht man vergeblich. Das von uns gefahrene stärkste Triebwerk kombiniert einen 1,2-Liter-Turbobenziner mit drei Zylindern und zwei Elektromotoren. Die zugehörige Batterie wird über den Verbrenner und per Rekuperation beim Bremsen nachgeladen. Laut Renault reichen drei starke Bremsungen aus, um den Akku wieder zu 80 Prozent zu füllen. Im Stadtverkehr wird überwiegend Strom statt Benzin verbraucht, was den Spritverbrauch spürbar senkt.
Im Gegensatz zu einem Plug-in-Hybrid kann man aber nicht per Stecker Strom laden. Rein elektrisches Fahren ist so auch nur für zwei Kilometer möglich. Das Hin und Her zwischen Verbrenner und Elektromotor funktioniert reibungslos und kann den Wagen in 8,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100 befördern. Übrigens gilt für alle Motorisierungen: Bei 174 km/h ist Schluss.
Karosserie/Ausstattung
Mit SUV-Modellen hatte Renault zuletzt nicht sehr viel Glück. Und so verschwand der Kadjar, um dem Austral Platz zu machen. Und das war eine wirklich gute Entscheidung. Denn der 4,51 Meter lange, 1,62 Meter hohe Austral sieht nicht nur modern und wohlproportioniert aus, das Kompakt-SUV bietet den Insassen auch viel Platz – die neue Renault-Nissan-Mitsubishi-Plattform, auf der der Austral aufbaut (auch vom Nissan Qashqai genutzt), ist die Grundlage dafür. Ab der zweiten von fünf Ausstattungslinien ist der Austral zudem mit einer geteilten Rückbank ausgestattet, deren Segmente sich unabhängig voneinander um jeweils 16 Zentimeter verschieben lassen. Für das Gepäck gibt es um die 500 Liter Kofferraum (je nachdem, wie die Rückbank verrückt wurde).
Die zwei großen Digital-Monitore sehen nicht nur gut aus – hier ist auch Offline-Navigation drin, wenn man gerade kein Netz hat. Dazu kommt noch ein Head-up-Display. Generell ist die Auswahl der Materialien sehr gut, die Verarbeitung des in Spanien gefertigten SUV stimmt. Bei der Bedienung dauert die Eingewöhnung etwas, beispielsweise, weil es in der Mittelkonsole einen großen Griff gibt, der an einen Schubhebel im Flugzeug erinnert, aber, anders als man meinen könnte, nicht die Schaltung darstellt – die ist nämlich am Lenkrad, wo sich dann auch noch diverse andere Funktionen befinden.
Ab Werk gibt es etwa LED-Scheinwerfer, Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Fensterheber rundum, beheizbare Außenspiegel, Licht- und Regensensor, Leichtmetallfelgen, Tempomat, Verkehrszeichen- und Müdigkeitserkennung, Spurhalteassistent sowie fernbedienbare Zentralverriegelung.
Fahrverhalten
Das Fahrwerk ist zwar komfortabel, aber nicht französisch-butterweich, sondern für einen Renault sogar erstaunlich straff. Dazu passt die direkte Lenkung. Die optionale Allradlenkung ist in engen Kurven oder bei Parkmanövern ein Segen. Allradantrieb dagegen gibt es (leider) nicht.
Wirtschaftlichkeit
Den Einstieg in einen Austral gibt es ab 30.450 Euro, mit dem von uns gefahrenen 200-PS-Triebwerk (und besserer Ausstattung) werden daraus bereits mindestens 40.950 Euro. Mit noch allerlei Extras landete unser Testwagen schließlich sogar bei 49.550 Euro. Offiziell verbraucht der 200-PS-Austral 4,7 Liter Super auf 100 Kilometer (106 g/km CO2). Mit einem Liter mehr sollte man rechnen.
Fazit
Neuer Name, neues Glück: Der Austral wirkt wie aus einem Guss und kann wirklich gefallen – mit Design genauso wie mit Platz und Qualität. Ja, einige Eigenheiten haben französische Autos immer – aber im Austral wirken sie überhaupt nicht störend, sondern durchaus charmant. Alles in allem eine Empfehlung.