Renault hat sich im Corona-Krisen-Jahr mit einem Minus von 21,3 Prozent bei uns besser geschlagen als der Gesamtmarkt, der 28,8 Prozent verlor. Bei den Franzosen stecken zwar Mégane und Talisman tief im Minus, Clio und vor allem der elektrische Zoe konnten jedoch spürbar zulegen. Und Twingo sowie Koleos mussten nur vergleichsweise moderate Rückgänge verkraften.
Motor
Alle Diskussionen um den Verbrenner im Allgemeinen und den Diesel im Besonderen hinderten Renault nicht daran, hierzulande für den aktuellen Koleos zunächst lediglich zwei Diesel (150 PS/190 PS) anzubieten, die in diesem Jahr noch einmal überarbeitet wurden. Renault betont, dass man durch die „umfangreiche Abgasreinigung von drohenden Fahrverboten oder Zufahrtsbeschränkungen befreit“ sei. Dank Harnstofflösung (AdBlue) werden Stickoxide und Feinstaubpartikel beseitigt. Neu ist nun aber auch ein Benziner bestellbar, der es auf 158 PS bringt. Von einem Hybridmodell jedoch fehlt weiterhin jede Spur. Der von uns gefahrene größere Zwei-Liter-Diesel mit 190 PS mobilisiert bis zu 380 Newtonmeter maximales Drehmoment (bei 1750 Umdrehungen) und garantiert eine entspannte und gleichzeitig kraftvolle Fortbewegung. Das reicht für eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in 10,1 Sekunden und eine Spitze von 198 km/h - bei solchen Geschwindigkeiten sind die Windgeräusche allerdings sehr deutlich. Trotz der Kraft ist der Wagen aber eher für entspanntes Gleiten als für hektische Beschleunigungsmanöver geeignet – das liegt auch an der serienmäßigen Automatik, die nicht perfekt mit dem Motor harmoniert.
Karosserie/Ausstattung
Die erste Generation des Koleos war bei uns alles andere als erfolgreich: Der in Wirklichkeit koreanische Wagen - nämlich ein Samsung - entsprach so gar nicht dem deutschen Geschmack. Auch der neue Koleos wird zwar in Südkorea produziert und nutzt erneut vor allem Technik des Konzernpartners Nissan. Doch das Ergebnis kann diesmal überzeugen. Zwar ist der 4,67 Meter lange Koleos weiter ein „großes Schiff“, also ein Geländegänger klassischer Größe und Optik. Trotzdem sieht der Wagen modern aus. Ganz neu auch mit noch etwas mehr Chrom. Das gilt auch innen, wo ein großer Touchscreen das Armaturenbrett dominiert und die Bedienung vereinfacht. Für die Insassen gibt es viel Platz, für das Gepäck ebenso (498 Liter). Ab Werk sind unter anderem Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Front-Kollisionswarner, Leichtmetallräder, Tempomat, Einparkhilfe hinten, Licht- und Regensensor, Müdigkeits- und Verkehrszeichenerkennung und Navi an Bord.
Fahrverhalten
Der Koleos entspricht ganz jedem Vorurteil über französische Marken, hier handelt es sich um ein komfortbetontes Fahrwerk, das einen bei welligen Straßen durchschaukelt. Also: Reisen statt rasen. Eine starke Kurvenneigung gibt es aber zum Glück trotzdem nicht. Der von uns gefahrene große Diesel hat im Gegensatz zum Benziner und dem kleinen Diesel den Charme, serienmäßig mit Allradantrieb ausgerüstet zu sein, was für tolle Traktion sorgt und zusammen mit der Bodenfreiheit von 19 Zentimetern mindestens auch schlammige Waldwege locker bewältigen lässt.
Wirtschaftlichkeit
Den Einstieg in einen Koleos gibt es als Benziner laut Liste für 36.555 Euro. Der billigste Diesel bringt es (dabei schlechter ausgestattet) auf mindestens 36.847 Euro. Der von uns gefahrene große Diesel mit Allradantrieb startet bei 38.797 Euro. Unser Testwagen brachte es dann mit allerlei Extras (wie Ledersitzen, Bose-Soundsystem, diversen Assistenten, beheizbarer Windschutzscheibe sowie elektrischer Heckklappe mit Fußsensor) bereits auf 50.190 Euro. Auf den offiziellen Verbrauch von 5,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern (150 g/km CO2) sollte man im wahren Leben einen Liter draufschlagen.
Fazit
Auf den ersten Blick ein Offroader der guten alten Art, der beim zweiten Blick aber seine modernen Eigenschaften offenbart – und Raum mit Schick verbindet. Hierzulande zu Unrecht unterschätzt und damit ein echter Tipp – eine Hybridvariante wäre für solch ein Auto trotzdem angebracht.