Als erstes vollelektrisches Auto der Marke hat Subaru den Solterra im Angebot. Damit ist auch der japanische Allradspezialist in der Elektromobilität angekommen.
Motor
Angetrieben wird der brandneue E-Crossover durch zwei Elektromotoren – pro Achse einer. Gemeinsam generieren diese Permanentmagnet-Synchronmaschinen – so die korrekte Bezeichnung – eine Systemleistung von 218 PS sowie 338 Newtonmeter Drehmoment.
Karosserie/Ausstattung
Da sich der Solterra eine Plattform mit dem Toyota bZ4X und dem Lexus RZ teilt, werden Analogien recht schnell ersichtlich. Eigenständigkeit zeigt der Subaru in Form einer modifizierten Front und hauseigenen Lichtsignaturen vorn wie hinten, die den Charakter der Marke sichtbar kommunizieren. Weiterhin ist das SUV ringsum beplankt, wodurch sich sogleich ein gewisses Offroad-Flair einstellt. Bedauerlich ist es, dass die durchgängige LED-Leiste im Rücklicht des Toyota hier nicht auch zum Einsatz kommt. Dennoch zeigt sich der Solterra topmodern und buhlt mit gekonnter Linienführung sowie aerodynamischen Akzenten um die Gunst der Kunden.
Als echte positive Überraschung erwies sich der Innenraum des Japaners, der in puncto Wertigkeit und Verarbeitung ganz neue Töne anschlägt und hier locker alle bisherigen Subaru-Modelle in den Schatten stellt. Nicht, dass aktuelle Modelle schlecht verarbeitet wären oder billige Materialien vorweisen, mitnichten! Doch das Solterra-Interieur setzt nochmal ordentlich einen drauf. Superbequeme Sitze mit toller Ergonomie, ein immenses Platzgefühl auf allen Sitzplätzen, eine aufgeräumte und ergonomisch bestens strukturierte Instrumententafel – hier ist von Anbeginn Wohlfühlen angesagt.
Die Lenkradposition ist sehr tief, das Cockpit dafür sehr weit oben positioniert. Hier denkt man automatisch an eine französische Automarke mit Löwen im Logo. Nun gut, dass es kein Handschuhfach gibt und Ablagen eher rar gesät wurden, wäre ein Grund zur Beanstandung. Auch der Kofferraum schluckt mit 441 Litern nur durchschnittlich viel.
Ausstattungstechnisch lässt sich Subaru im Fall des Solterra alles andere als lumpen. Bereits in der Einstiegsversion ist die Liste lang und als hier getestete Topvariante „Platinum plus“ ist „volle Hütte“ angesagt. Eine ganze Armee an Assistenten unterstützen den Fahrer sehr zuverlässig. Das Infotainment ist blitzschnell beim Hochfahren und lässt sich recht einfach bedienen.
Gefehlt haben uns derweil sinnvolle EV-Features, wie das Einbeziehen von Ladepunkten auf einer geplanten Route. Ebenfalls fehlte uns eine Prozentangabe für den Ladezustand des Akkus, was jedoch im neuen Modelljahr 2024 nachgereicht wird. Auch zeigt das System während des Aufladens nicht die momentane Ladeleistung. Apropos Laden: Die Ladeströme beim Laden an einem DC-Hypercharger sind zu gering und erreichten im Test nie die versprochenen 150 kW. Maximal waren 108 kW drin und das auch nur kurz. Zu schnell fällt die Ladeleistung und ab geschätzten 80 Prozent Akku sinkt der Ladestrom auf einstellige Werte. Da dauert das komplette Aufladen schon mal knapp zwei Stunden – das ist viel zu lang.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten ist wiederum vorbildlich. Der Solterra schiebt ordentlich an, wirkt trotz ähnlicher Leistungswerte deutlich temperamentvoller als ein ID.4 und nimmt diesem auch gut zwei Sekunden beim Sprint von null auf 100 km/h ab. Spitze ist für beide bei 160 km/h elektronisch festgelegt. Der Subaru fährt spürbar in diese Begrenzung – er könnte also auch noch schneller. Doch dann wäre das Kapitel Reichweite wohl noch düsterer ausgefallen. Dazu später mehr.
Das Fahrwerk wurde komfortabel abgestimmt, ohne dabei eine gewisse Grundspannung der Dämpfer zu vernachlässigen. Will heißen, den Solterra kann man auch richtig zügig durch Kurven treiben. Das macht dank der exzellent präzisen und permanent Rückmeldung liefernden Lenkung besonders viel Spaß. Allrad sei Dank, bleibt die Traktion stets gesichert. Neben den drei Fahrstufen Öko, Normal und Sport hat Subaru dem Crossover auch das X-Mode verpasst, wodurch das SUV auch Fahrmodi für Schlamm und Tiefschnee in petto hat. Wir hatten die Möglichkeit, den Solterra auf einer abgesperrten Offroad-Strecke mal so richtig zu fordern. Das Ergebnis war vorbildlich. Kriechend bahnte sich das E-SUV seinen Weg und dank ausreichend Bodenfreiheit (210 mm) und bemerkenswerten Böschungswinkeln (17,7° vorn, 25,4° hinten) konnte der Sollterra auch anspruchsvolle Passagen mit stoischer Ruhe absolvieren.
Die Rekuperation ist in vier Stufen einstellbar und die „One-Pedal“-Funktion ist ebenfalls an Bord. Permanenter Allradantrieb bedeutet in diesem Fall, dass beide E-Motoren permanent gemeinsam arbeiten. Das hat einen entscheidenden Nachteil.
Wirtschaftlichkeit
Denn der Solterra verbraucht etwas zu viel. Die Werksangabe von 17,9 kWh pro 100 Kilometer übertrafen wir im Test mit knapp zehn Kilowattstunden trotz moderater Fahrweise und ohne Autobahnanteil. Geruhsame Autobahnfahrt mit maximal 120 km/h quittierte das SUV mit knapp 30 kWh auf 100 Kilometer. Von noch schneller möchten wir hier nicht sprechen. Ist der Akku aufgeladen, hat uns das System 387 Kilometer Reichweite versprochen; Subaru spricht gar von 416 Kilometern. Aktiviert man jetzt allein die Klimatisierung, sinkt die Reichweite sofort auf 295 Kilometer. Und selbst diesen Wert schafften wir leider nicht. Ohne Autobahn lag unser Bestwert bei 281 Kilometern, wovon wir die Hälfte der Strecke ohne Heizung/Klimatisierung gefahren sind. Damit liegt dieser Subaru hinter seinen Konkurrenten zurück.
Günstig ist ein Solterra zwar auch nicht, man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Ausstattung wahrlich als opulent bezeichnet werden kann. Ab 57.500 Euro beginnt der vollelektrische Fahrspaß mit dem E-SUV. Die hier gefahrene Topvariante kostet mindestens 61.000 Euro, dann ist aber mit Ausnahme von Sonderfarben wirklich alles inklusive.
Fazit
Er ist wie Ying und Yang, verzaubert auf der einen Seite und überzeugt nicht ganz auf der anderen. Ohne Zweifel sieht der Solterra klasse aus, glänzt optisch mit viel Dynamik und einer großen Portion Coolness. Innen brilliert der Japaner mit tadelloser Verarbeitung einer erstklassigen Materialmischung. Nicht weniger überzeugend ist sein entzückendes Fahrverhalten: Kraftvoll, jederzeit durchzugsstark sowie agil und handlich wirkend – und das trotz über zwei Tonnen Leergewicht. Dafür ziehen wir gerne den Hut.
Doch die Schattenseiten in Form von einem stets zu hohem Verbrauch und geringer Reichweite wiegen schwer. Auch die lieblosen, weil lückenhaften EV-Features ärgerten uns. Dass es weder ein Handschuhfach noch einen vorderen Kofferraum – einen sogenannten Frunk – gibt, ist geschenkt. Aber ein E-Auto wird in erster Linie an seiner Reichweite und dem EV-Management gemessen. Und so ist der Solterra im Grunde genau der richtige Crossover für eine Klientel, die vorzugsweise in Ballungsgebieten unterwegs ist oder eine überschaubare Pendlerstrecke mit einem nicht zu verachtenden Fahrspaßgenerator absolvieren möchte. Vielfahrer sollten sich überlegen, ob sie mit dem Allradler gerne an Ladesäulen verweilen möchten. Im Zweifel sollte hier eine ausgiebige Testfahrt Aufschluss geben.