Die Antriebsmöglichkeiten des Suzuki Vitara wurden zu seinem letzten Facelift 2018 auf zwei Motoren reduziert, zwei Jahre später war es dann nur noch ein Motor. Das änderte sich im Frühjahr – seitdem kann man das SUV mit zwei verschiedenen Antrieben fahren.
Motor
Der Neuzugang ist ein Duo, bestehend aus einem 1,5-Liter-Reihenvierzylinder und einem Elektromotor. Der 102 PS generierende Benziner ist ein reiner Saugmotor, besitzt also weder Turbolader noch einen Kompressor. Diese Boostfunktion soll ein 33 PS starker E-Motor übernehmen. Die Systemleistung gibt Suzuki mit 115 PS an. Als Vollhybrid kann der Vitara kleinere Strecken sogar rein elektrisch zurücklegen. Dazu kommen wir noch.
Karosserie/Ausstattung
Wer Unterschiede zum Vitara mit dem 1.4-Liter Benziner an der Karosserie oder im Innenraum sucht, wird erfolglos bleiben. Selbst Details wie die blaue Querstrebe in den Frontscheinwerfern oder das Hybrid-Emblem am Heck – alles gleicht sich. Der andere Motor ist ein Mildhybrid und darf aus diesem Grunde ebenso dieses Emblem tragen.
Auffallend war bei unserem Test-Vitara dessen rote Außenfarbe namens Bright Red, welche gegenüber den sonst meist gedeckt wirkenden Farbtönen für den Vitara erfrischend jung wirkt. Auch im Innenraum gibt es auf den ersten Blick keine erkennbaren Unterschiede. Erst wenn man sich den Kofferraum genauer anschaut, erkennt man schnell, dass die Hybridbatterie dieses Modells doch größer ausfällt als beim Mildhybrid. Am Ende fehlen hier 17 Liter an Stauraum. Wenn man die Sitzlehnen der Fondsitze umklappt, werden 1046 Liter maximales Laderaumvolumen offeriert. Das sind 75 Liter weniger als beim Vitara mit dem Mildhybrid, reicht aber in Summe für den täglichen Gebrauch vollkommen aus.
Die Ausstattung Comfort+ sicherte dem Testwagen eine umfangreiche Bestückung mit diversen Annehmlichkeiten. Neben einer Fülle an Assistenten, wie eine exakt arbeitende Verkehrszeichenerkennung, ein zuverlässig arbeitender Abstandstempomat und ein etwas zu engagierter Spurhalteassistent, gibt es ab Werk auch ein riesiges Panoramaglasdach (das sich öffnen lässt) sowie Sitzheizungen für die Vordersitze im Vitara in dieser Ausstattungsversion.
Parken und Rangieren wird durch Parksensoren und eine Rückfahrkamera erleichtert und ein Ausparkassistent warnt beim Rückwärtsfahren vor etwaigem Querverkehr. Auch ein Totwinkelwarner und ein Aufmerksamkeitsassistent finden sich im reichhaltigen Portfolio.
Das Infotainment überzeugte mit einem einfachen Bedienkonzept, einer erstklassigen Routenführung des Navigationssystems sowie einem guten Empfang digitaler Radiosender. Android Auto und Apple CarPlay funktionierten im Praxistest zudem tadellos.
Fahrverhalten
Beim Fahrverhalten mussten wir deutliche Unterschiede zum Modell mit Mildhybridantrieb feststellen. Der Verbrenner hat mit dem Gewicht des Vitara recht ordentlich zu tun und selbst die unterstützende Wirkung des Elektromotors kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Vollhybrid sich etwas weniger agil anfühlt. Dazu kommt, dass das Maximum an Drehmoment erst ab 4000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung steht.
Dass sich die Beschleunigung daher träger anfühlt als im Mildhybrid, wird durch das automatisierte Getriebe noch verstärkt. Denn dieses genehmigt sich relativ lange Schaltpausen von knapp einer halben Sekunde. Durch diese Zugkraftunterbrechungen dauert jeder Beschleunigungsakt und damit auch jeder Überholvorgang länger als nötig. Ein bisschen erinnert diese Schaltcharakteristik an die erste Generation des Smart, welcher ähnliche Gebaren offerierte.
Abhilfe schafft hier manuelles Durchschalten der sechs Gänge, dann geht die Beschleunigung insgesamt fixer vonstatten. Das ist insgesamt ein wenig schade, dennoch bleibt der Vitara ein angenehmes SUV für weniger sportiv ambitionierte Fahrer. Das ansonsten komfortorientiert wirkende Fahrwerk kann derweil extra Punkte einheimsen, fühlte sich im Test sehr ausgeglichen und neutral an. Die Lenkung passt zum insgesamt entspannten Wesen des Vitara als Vollhybrid. Außerdem darf man sich über immer wieder rein elektrisch bewältigte Streckenabschnitte freuen. Der Verbrenner wird tatsächlich des Öfteren schlafengelegt, zumindest immer dann, wenn man das Gaspedal nur behutsam benutzt.
Als wirklich gut können wir die Bremsen des japanischen SUV bezeichnen. Diese hatten zu jeder Zeit leichtes Spiel mit dem Fahrzeug und der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren ist nur in homöopathischen Dosen spürbar.
Wirtschaftlichkeit
Wie so oft, gibt es immer zwei Seiten auf der Medaille, und hier ist die positive Kehrseite die des Verbrauchs. Denn dank der immer wiederkehrenden emissionslosen Fahrstrecken – maximal haben wir eineinhalb Kilometer am Stück geschafft – reduziert sich der Verbrauch doch spürbar. Im Gesamtdurchschnitt waren es mit gemessenen 6,6 Litern zwar nur 200 Milliliter weniger als mit dem Mildhybrid, doch auf der Sparrunde – also bei permanent defensiver und vorausschauender Fahrweise – verringerte sich der Verbrauch um einen ganzen Liter: Nur 3,3 Liter pro 100 Kilometer Fahrweg ist ein wirklich hervorragender Wert.
Preislich startet der Vitara als Vollhybrid bei 29.650 Euro. Das sind, wenn man bei der Ausstattung „Comfort+“ bleibt, rund 3000 Euro mehr als der Vitara als Mildhybrid aufruft. Allrad kostet derweil 1850 Euro Aufpreis.
Fazit
Der Suzuki Vitara Vollhybrid ist sparsam, keine Frage. Er eignet sich besonders für eine Klientel, die an ihr Fahrzeug keine sportiven Ansprüche stellt, sondern entspannt und gelassen von A nach B kommen will. Zudem offeriert Suzuki hier eine umfangreiche Ausstattung, die sich auch vor der hiesigen Konkurrenz nicht verstecken braucht.
Gehört man ebendieser Klientel an, so erhält man mit diesem Vollhybriden ein sehr effizientes SUV, welches mit seinem 47-Liter-Tank theoretisch weit über 1000 Kilometer mit einer Tankfüllung kommt. Das ist in jedem Fall ein gewichtiges Argument in der heutigen Zeit.