Man mag es kaum glauben, doch der VW Touran ist bereits knapp 20 Jahre auf unseren Straßen präsent. Als Kompakt-Van stellt sich das Modell damit dem permanent anhaltenden SUV-Trend entgegen.
Motor
Der Reihenvierzylinder mit zwei Litern Hubraum ist unter der Bezeichnung TDI fast schon ein Traditionsantrieb. Mit 150 PS sowie 360 Newtonmetern sichert der Turbodiesel ein adäquates Vorankommen. Außerdem wurde der Motor dank SCR-Kat und Partikelfilter nochmals sauberer als seine Vorgänger. Der typische nagelnde und etwas raue Klang des Motors wurde derweil nicht abgelegt. Da gibt es mittlerweile deutlich kultivierter laufende Vierzylinder-Diesel.
Außer diesem Antrieb gibt es für den Touran noch den gleichen Motor mit 122 PS sowie einen 1.5 TSI – ein Vierzylinder Turbobenziner mit 150 PS. Alle Touran-Modelle fahren ausnahmslos mit Frontantrieb vor.
Karosserie/Ausstattung
Die optischen Anpassungen nach dem jüngsten Facelift sind schnell erklärt. Neben einem dezent geänderten Frontgrill mit neuem VW-Logo und modifizierter Schürze darunter, beschränken sich die Pflegemaßnahmen auf eine neue Lichtsignatur in den Rückleuchten sowie eine leicht abgeänderte Heckschürze. Das neue Logo kommt auch auf der Heckklappe zum Einsatz und der direkt darunter angebrachte Modellname in Versalien, wird dem aktuellen Trend gerecht.
Etwas umfangreicher fallen dagegen die Auffrischungen im Innenraum aus. Ein volldigitales Cockpit hielt Einzug und der neue, größere Zentralbildschirm übernimmt nebenher auch einige vorherig physische Bedienelemente durch berührungsempfindliche Sensortasten. Das ist nicht unbedingt der Benutzerfreundlichkeit letzter Schrei, aber damit folgt der Touran den anderen VW-Modellen. Kleiner Tipp: Nimmt man nicht das größte Infotainment, bleiben bei den kleineren Systemen (mit kleineren Bildschirmen) die echten Bedienelemente wie ein Lautstärke-Drehregler weiterhin erhalten.
Unangetastet bleiben das riesige Platzangebot und die Praktikabilität. Damit ist der Touran denen eines SUVs dieser Fahrzeugklasse um ein Vielfaches überlegen. Dafür sorgen unter anderem die „Easy Fold“-Sitze; dabei handelt es sich um mit wenigen Handgriffen ausbaubare Einzelsitze in der zweiten Reihe. Diese drei Sitze können zudem einzeln längs verschoben werden und man kann dadurch sowohl den Laderaum als auch die Sitzgelegenheiten variabel gestalten.
Unser Testwagen hatte als 7-Sitzer eine dritte Sitzreihe mit zwei Einzelplätzen. Diese waren dank der variablen Sitzverstellung davor recht einfach zu erreichen und taugen je nach Einstellung auch für Erwachsene, sofern sie nicht größer als rund 1,75 Meter sind. Der Kofferraum ist als 7-Sitzer mit nur noch 137 Litern zwar recht klein, bietet aber bereits in der 5-Sitz-Konfiguration 834 Liter und maximal passen bis zu 1.857 Liter rein.
Der Test-Touran besaß in der Ausstattung „Highline“ unter anderem einen sanft arbeitenden Abstandstempomaten, Parksensoren ringsum mit einem Ausparkassistenten sowie hellwach agierende Spurhalte- und Spurwechselassistenten als Serienausstattung. Optional sind neben einer Anhängerkupplung auch der Trailer Assist im Angebot, mit dem der Anhängerbetrieb deutlich sicherer wird.
Das überarbeitete Infotainment „Discover Media“ hält permanent eine Online-Verbindung, wodurch die Verkehrsinfos in Echtzeit eintrudeln und diverse Online-Dienste beispielsweise über die Parkplatzsituation oder das Wetter in der Umgebung informieren. Die konventionellen LED-Scheinwerfer sichern bei Dunkelheit ein sicheres Vorankommen dank hellem und ausreichend weit reichendem Lichtkegel. Wer viel bei Dunkelheit unterwegs ist, sollte das Upgrade auf das IQ.Light mit den Matrix-LED-Scheinwerfern in Erwägung ziehen. Akustischen Genussmenschen legen wir außerdem die 680 Euro Aufpreis für die äußerst dynamisch klingende Dynaudio Contour Surround Soundanlage ans Herz. Die acht Lautsprecher plus Woofer sorgen für wohlige Beschallungen des gesamten Innenraums.
Fahrverhalten
Der Selbstzünder leitet seine Kraft an ein DSG weiter. Dieses Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen arbeitete zügig und fast ohne die sonst bei VAG-DSGs oft zu beobachtende Gedenksekunde bei Lastwechseln. Da hat Volkswagen wohl endlich Hand angelegt und dieses kleine, aber nervige Übel nahezu vollständig ausgemerzt.
Der Touran fährt sich sehr ausgewogen und fühlt sich ganz und gar handlich an – ähnlich wie ein Golf. Dank des adaptiven Fahrwerks – welches wir an der Stelle wärmstens empfehlen möchten – kann das Fahrerlebnis in fünf Stufen von stark komfortorientiert bis drahtig straff verstellt werden. So hat man für jede Fahrsituation und Vorliebe das richtige Setup in petto.
In Summe bleibt der Touran aber eher dem Komfort zugewandt, was man auch an der leichtgängigen und dennoch gut Rückmeldung liefernden Lenkung erkennen kann. Gute neun Sekunden vergehen, wenn man den Kompakt-Van aus dem Stand auf Tempo 100 jagt und erst bei 205 km/h ist Schluss mit Vortrieb. Damit sind Langstrecken genauso kein Thema wie innerstädtische Etappen.
Wirtschaftlichkeit
Dass man den Turbodiesel nicht nur sauberer, sondern damit auch effizienter gemacht hat, offenbarte der Verbrauchstest. Im Schnitt konsumierte der Touran nur 5,7 Liter Diesel pro 100 gefahrener Kilometer. Wer konsequent defensiv und sehr zurückhaltend fährt, kann sogar mit viereinhalb Litern auf dieser Strecke rechnen.
Beim Preis gehen die Meinungen dann wieder auseinander, denn als Volkswagen ist die Erschwinglichkeit fürs breite Volk seit längerem nicht mehr auszumachen. Der Touran wird aktuell in zwei Varianten (plus ein Sondermodell) angeboten und startet so als „Comfortline“ bei 36.250 Euro. Die besser ausgestattete Variante „Highline“ wechselt ab 40.350 Euro den Besitzer. Soll es dann noch der hier getestete Diesel sein, müssen nochmal 5800 Euro draufgelegt werden. Setzt man dann noch an jeder Position der Aufpreisliste ein Häkchen, werden schnell über 64.000 Euro fällig.
Fazit
Von wegen der Van ist tot. Das VW Touran Facelift wurde im Rahmen der Modellpflege vor allem technisch aufgefrischt. Die optischen Änderungen fallen derweil zurückhaltend aus. Das ist aber keineswegs schlimm, sondern bestätigt das zeitlose Design dieses Kompakt-Vans.
Dafür bekam er umfangreich überarbeitete Assistenten sowie ein modernes Infotainment. Damit gerüstet, entspricht das Angebotene wieder dem aktuellen Trend. Der Preis stieg in diesem Zusammenhang gehörig, gerechtfertigt auch durch eben genannte Maßnahmen. Schnäppchen sehen anders aus. Doch im Vergleich zu einem SUV wie dem Tiguan, ist der Preis nahezu identisch, wobei der Touran dem SUV im Platzangebot und seiner Praktikabilität haushoch überlegen bleibt. Da verzichtet man am Ende nicht nur als Pragmatiker auch gern auf die stylischer wirkende Optik des SUVs.