Mercedes hat auf dem Heimatmarkt in diesem Jahr ein heftiges Minus von 25 Prozent eingefahren, während der Gesamtmarkt um 8,1 Prozent schrumpfte. Insbesondere A-, C- und E-Klasse verloren, während etwa GLA und GLB zulegten. Als einzige Mercedes-Limousine konnte die S-Klasse, gerade komplett erneuert, deutlich mehr Kunden als im Vorjahreszeitraum überzeugen
Motor
Zwei Diesel, drei Benziner und ein Plug-in-Hybrid stehen für die S-Klasse zur Verfügung. Das ergibt eine Leistungspalette von 286 PS bis 510 PS. Früher war ein S500, den wir fuhren, selbstverständlich ein Achtzylinder. Nun sollen sechs Zylinder mit drei Litern Hubraum reichen – und das tun sie definitiv. Souveräne Kraftentfaltung dank 435 PS und 520 Newtonmeter maximalem Drehmoment treibt die gut zwei Tonnen problemlos und kultiviert nach vorn. So kann man in 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 kommen. Bei 250 km/h wird auf der Autobahn abgeregelt. Wobei die überaus gelungene Geräuschdämmung dafür sorgt, dass man sich fast schon in das rein elektrische Zeitalter versetzt fühlen könnte, das es für die S-Klasse noch nicht gibt. Oder vielleicht auch nie geben wird, weil die Frage im Raum steht, ob diese Generation der S-Klasse die letzte sein könnte.
Karosserie/Ausstattung
Die S-Klasse war immer das Aushängeschild von Daimler, der Beleg für schwäbische Präzision und Innovation. Aber häufig auch eine optische Ansage, ein Seht-her-Dickschiff. Das hat sich definitiv geändert. Zwar ist auch die neue S-Klasse ein Hingucker – dabei aber ein Augenschmeichler. Kein Protzen, sondern moderne Linien. Das gefällt definitiv. An die elektrisch ausfahrbaren Türgriffe muss man sich erst etwas gewöhnen, dann aber gefallen sie.
Und natürlich ist die S-Klasse weiter nobel, nobel, nobel. Was für Materialien, was für Verarbeitung. Das riesige, aufrecht stehende Display, von Tesla im Automobilbauer salonfähig gemacht, ist im neuen Mercedes leicht zu begreifen und daher gut zu nutzen. Und es bietet Dinge, die man sonst nicht kennt. So werden im Touchscreen an der Kreuzung die Ampeln per Video eingeblendet, um dem Fahrer ein Verrenken des Kopfes zu ersparen. Nutzt man die Navigation, wird kurz vor der Stelle, an der man abbiegen soll, ebenfalls das Echtbild eingeblendet, in das große blaue Pfeile hineinprojiziert werden, um auf die richtige Spur zu führen. Das Head-Up-Display, für das man tatsächlich den Blick in keinster Weise von der Fahrbahn abwenden muss, weil die Informationen quasi auf die Straße gemalt werden, ist toll. Ein Beleuchtungssystem im Dach erkennt, wer gerade eine Zeitung aufgeschlagen hat und deshalb Licht zum Lesen braucht. Die wunderbaren Sitze sorgen dafür, dass man auch nach längeren Strecken entspannt aus dem Wagen steigt.
In der von uns gefahrenen Langversion (5,29 Meter statt 5,18 Meter) haben die Passagiere in der zweiten Reihe noch einmal mehr Platz als in der Standardvariante – das sind schon erstaunliche Wohlfühlräume. Natürlich ist auch der Kofferraum mit 550 Litern riesig. Die Liste der Serienausstattung ist lang, die der Extras noch viel länger – was gewaltig ins Geld gehen kann.
Fahrverhalten
Mit dem Fahrwerk schwebt man über die Straße, ohne dabei aber jeden Kontakt zum Straßenzustand zu verlieren. Dabei lässt sich die S-Klasse durchaus dynamisch etwa durch Kurven bewegen. Dabei ist zudem absolut bemerkenswert, wie gut sich der so große Wagen rangieren lässt. Er wirkt erstaunlich handlich. Der Allradantrieb bringt die Kraft besonders gut auf die Straße. Und die Bremsen sind hervorragend.
Wirtschaftlichkeit
Das Stern-Flaggschiff hat natürlich seinen Preis: Mindestens 100.543 Euro werden für den kleinsten Diesel berechnet. Mit dem von uns gefahrenen mittleren Benziner mit Allrad und in Langversion werden daraus 126.366 Euro. Offiziell beträgt der Verbrauch 8,1 Liter Super Plus auf 100 Kilometer (184 g/km CO2), rund einen Liter mehr sollte man einkalkulieren.
Fazit
Die neue S-Klasse zeigt noch einmal all die Tugenden schwäbischer Automobilbaukunst. Herausgekommen ist eine grandiose Limousine für all die, die sich das leisten können und wollen. Wie es aber in Zeiten zunehmender Elektrifizierung mit einem solchen Konzept weitergehen kann, muss sich noch zeigen.
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