Inzwischen tummeln sich im B-Segment dieser SUV-Promenadenmischung mehr als 20 Wettbewerber – Tendenz weiter steigend. Um also in der Beliebtheitsskala weiter vorn mitmischen zu können, ging es u. a. auch darum, mit einem elegant-modernen Design weiterhin den Nerv der Leute anzusprechen. Das gelang. Die Kreativen schafften es, mit geschickt eingepassten Kurven und Bögen dem um elf Zentimeter auf 4,23 Meter gewachsenen Captur noch dynamischere Charakterzüge ins Blech zu pressen. Ausdruck hierfür sind die stark geneigte A-Säule, die sanft geschwungene, in einem markanten Dachspoiler flacher auslaufende Dachlinie sowie die neu gestaltete hintere Dachsäule samt dreieckigem Fensterausschnitt.
Vorn wie hinten strahlen Voll-LED-Leuchten in markanter C-Form. Und die Rückfahrkamera sitzt gut platziert im Rhombus. Weitere auffällige Designmerkmale sind die im Vergleich zum Vorgänger höhere Schulter- und Fensterlinie, niedrigere Fensterausschnitte, weiter ausgestellte Kotflügel sowie der breitere Unterfahrschutz vorne und hinten. Zusammen mit dem kraftvollem Bug samt neu gezeichnetem Grill wirkt  der Captur jetzt insgesamt ästhetischer und selbstbewusster.
Allein vom Auftritt her dürfte dem Captur-Fahrer beim Ampelstopp ein wohlwollender Blick sicher sein. Zumal sich der Charmeur noch vielfach individualisieren lässt. Allein außen sind bis zu 90 Zweifarb-Kombinationen möglich.
Auch im völlig umgekrempelten Innenraum, wo sich Praktikabilität und Pfiff die Hand reichen, wirkt er fröhlich und geschmackvoll gleichermaßen. Das Cockpit ist mit unterschäumten Soft-Oberflächen versehen, glänzt als ein Salon mit dezenten Edelzugaben in Chrom und Alu, sauber eingepassten und umrahmten Schaltern und Tasten, sowie hier und da abgesetzten Ziernähten. Wir umfassen ein Lenkrad mit kleinerem Durchmesser, aber breiterem Lenkradkranz. Zusätzlich finden sich im Volant (versionsabhängig) hinterleuchtete Bedienelemente.
Neu ist auch das Smart-Cockpit, welches wir schon aus dem Clio kennen. Und über einen dem Fahrer zugewandten hochformatigen, entspiegelten 9,3-Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole lassen sich sämtliche Multimedia- und Navi-Funktionen sowie die Einstellungen des Multi-Sense-Systems mit gut funktionierendem Bedienkomfort ansteuern. Weiterhin an Bord ist das aus dem Vorgänger bekannte, wie eine Schublade aufziehbare zehn Liter große Handschuhfach.
Auch die Rückbank lässt sich verschieben (16 cm), entsprechend wächst der Platz für die Fondpassagiere. Oder für das Gepäck. Vergrößert sich doch dann der Laderaum von 422 auf 536 Liter, nach Umlegen der Rücksitzlehnen gar auf 1.275 Liter. Praktisch: Der Laderaumboden ist in der Höhe verstellbar und auf einer Seite mit Kunststoff beschichtet.
Der auf der aktuellen Clio-Basis entwickelte und nur mit Frontantrieb erhältliche Captur ist zum Marktstart Mitte Januar mit drei Turbobenzinern von 101 PS bis 154 PS verfügbar. Hinzu kommt ein Turbodiesel mit 115 PS und erfreulicherweise eine LPG-Variante mit 100 PS. Statt manuellem 6-Gang-Getriebe kann auch ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geordert werden. Ab Frühjahr 2020 erweitert zudem ein Plug-in Hybridantrieb das Antriebsangebot.
Als Kraftquelle fungiert in unserem Testwagen ein auf Effizienz getrimmter Vierzylinder-Benziner mit 1,3 Liter Hubraum und 131 PS. Das Vollaluminium-Aggregat verfügt über Zylinderlaufbuchsen mit reibungsarmer Eisen-Kohlenstoff-Beschichtung. Zudem hat der Direkteinspritzer zur zusätzlichen Abgasreinigung einen Partikelfilter. Einmal in Fahrt passt der Motor mit seinem lebensfrohen Wesen gut zum Charakter des Captur. Das kleine Triebwerk stemmt im mittleren Bereich ein fülliges Drehmoment von 240 Nm auf die Kurbelwelle. Nur bei kurzen Sprints und wenn man ihn mit dem Gasfuß zum Arbeiten auffordert, orgelt es leicht angestrengt vor sich hin. Ansonsten dreht er homogen und leise, agiert unterwegs entspannt mit seiner passend übersetzten 6-Gang-Schaltung.
Auch das Fahrwerk des Pfadfinders zeigt sich bei keiner Gelegenheit bockig, sondern ist ausgewogen justiert. Nur gelegentlich werden rumplige Straßenbeläge nach innen durchgereicht. Ansonsten benimmt sich das Auto kultiviert und komfortbeflissen. Das Fahrgefühl erhält so eine vergnügliche Note, die man in dieser Fahrzeugkategorie kaum erwartet.
Für zeitgemäße Sicherheit ist im Captur auch gesorgt, konnte man doch dank der neu entwickelten modularen CMF-B-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz eine Vielzahl modernster Assistenzsysteme verbauen.
Fazit: Der gut aussehende wie auch technisch gut bestückte neue Captur ist auch weiterhin ein gelungener Crossover für den Großstadtdschungel und zumindest in der Basisversion (ab 17.950 Euro; da ist noch keine Klimaanlage drin) noch nicht allzu teuer. Der günstigste Diesel kostet ab 24. 000 Euro, unser Testmodell (TCe 130, Eperience-Ausstattung) steht ab 21.100 Euro in der Liste.
Rainer Bekeschus

MäMa-Testfahrt: Renault Captur

Renault Captur TCe

130 GPF

Motor: 1,3-Liter- Vierzylinder-Turbo, 131 PS

0 - 100 km/h: 10,6 Sek.

Spitze: 195 km/h

Verbrauch: 5,6 Liter Super

CO²-Wert: 128 g/km

Kofferraum: 422 bis 1.235 l

Preis: ab 21.100 Euro