Absolute Ruhe ist zwar aus den bekannten Gründen bei dem Hersteller immer noch nicht eingekehrt. Dennoch versuchen die Ingolstädter Autobauer inzwischen alles, um bei den Konsumenten das verlorengegangene Vertrauen stückchenweise zurückzugewinnen. Hierzu sollen Autos beitragen, die noch sparsamer und vor allem "richtig sauber" daherkommen, also die modernsten Abgasvorschriften einhalten. Eine gute Gelegenheit das zu beweisen, ist die nach vier Jahren Bauzeit aufgefrischte A4-Baureihe mit Limousine, allroad-Variante und Avant, die ab September auf den Markt kommen.
Der Märkische Markt hat sie schon getestet, wir konzentrieren uns hier aber auf den Kombi. Außen hat sich der 4,73 Meter lange Mittelklässler noch eleganter in Schale geworfen. Hierfür wurde an der Karosserie des Audi A4 fast jedes Blechteil verändert. Der Singleframe-Grill ist breiter und flacher geworden und erhielt plastisch ausgeformte Querstegen, an der Front und am Heck unterstreichen horizontale Linien die Breite. Unter den ebenfalls neuen Scheinwerfern – jetzt ohne den Zacken am unteren Rand – sitzen nach innen spitz zulaufende fünfeckige Lufteinlässe. An den Seiten fällt die abgesetzte Schulterlinie mit den ausgeprägten Kanten über den Radhäusern ins Auge und am Heck verbindet nun eine durchlaufende Chromleiste die Leuchten miteinander. Insgesamt kommt der Audi durch die sportlicheren Designakzente so noch dynamischer und hochwertiger daher. Scheinwerfer in LED-Technologie sind im A4 nunmehr Serie, optional gibt es die bekannten Leuchten mit Matrix LED-Technologie und vollautomatischem Fernlicht. In Länge und Breite legte der Avant ein wenig zu: zwischen den Puffern um 2,4 Zentimeter auf 4,76 Meter, in der Breite um 0,5 Zentimeter auf 1,85 Meter. Der Radstand beträgt unverändert 2,82 Meter, die Höhe 1,46 Meter. Hinter den Türen zeigen sich vor allem Änderungen im Cockpit.
Im  Mittelpunkt der Instrumententafel steht ein leicht zum Fahrer geneigtes, nur 13 Millimeter dünnes, aber 10,1 Zoll großes MMI Touch- Display. Es ist die Zentrale des neuen Bediensystems und übernimmt die Funktionen des bisherigen Dreh-/Drück-Stellers auf der Mitteltunnelkonsole. Seine Grafik ist bewusst reduziert gehalten, die Menüstruktur ermöglicht eine leichte Bedienung. Umfangreicher und benutzerfreundlicher ist auch das Navi geworden. Das Portfolio von Audi connect und Audi connect plus umfasst viele Online-Services, darunter auch Car-to-X-Dienste, die sich die Schwarmintelligenz der Audi-Flotte zunutze machen. Neben Online-Verkehrszeichen- und Gefahreninformationen sowie dem Dienst On-Street Parking kommen die Ampelinformationen neu hinzu.
Durch die Vernetzung mit der jeweiligen Infrastruktur (z. B. in der Stadt) erhält das Auto sogar Infos von Ampel-Zentralrechnern, so dass der Fahrer sein Tempo passend zur nächsten Grünphase wählen kann. Wer mag, kann als nette Zugabe auch ein Kontur-/Ambiente-Lichtpaket ordern. Es sorgt in verschiedenen Zonen und in 30 Farben für eine effektvolle Konturbeleuchtung.
Und was der Kofferraum zu bieten? Beim Avant sind es 495 Liter, mit umgeklappter Rücksitzlehne 1.495 Liter. Die Heckklappe reckt sich zum Beladen optional elektrisch mit Gestensteuerung per Fuß unter dem Stoßfänger fast zwei Meter nach oben und schließt bei einer Ladekantenhöhe von 63 Zentimeter erstaunlich tief. Eine Edelstahl-Abdeckung schützt sie vor Kratzern. Komfortabel, dass sich die Laderaumabdeckung ebenfalls elektrisch angetrieben (Serie) über die Fracht ausbreitet. Der Kofferraumboden hat zwei Seiten, eine davon ist beschichtet und lässt sich daher leicht reinigen. Zum Umfang ohne Aufpreis gehören zudem Trennnetz und die Dachreling. Extra kosten hingegen ein Ablage- und Gepäckraumpaket mit Netzen und Spannbändern sowie ein Schienensystem mit Fixierset. Für Anhänger-Nutzer lässt sich wie bislang optional eine Kupplung ordern, die auf Tastendruck elektrisch entriegelt.
Zum Verkaufsstart tritt die neue A4-Baureihe mit acht Turbomotoren, mit 136 PS) bis 347 PS an. Alle Triebwerke– ob Vierzylinder-Diesel, V6-TDI oder Vierzylinder-TFSI sind  – wurden auf Sparsamkeit getrimmt und sollen so Audi die Limits der Abgasnorm Euro 6d-temp teilweise deutlich unterschreiten. Fünf Motorisierungen haben zur Markteinführung ein Mild-Hybrid-System (MHEV) auf 12-Volt- Basis an Bord, das den Verbrauch senken und gleichzeitig den Komfort erhöhen soll. Dazu gehört der 150-PS-TFSI mit 150 PS und der 136-PS-TDI. Im Alltag kann die Technik laut Audi den Verbrauch bis zu 0,3 Liter pro 100 Kilometer reduzieren. Da parallel dazu das Gewicht der Karosserie weiter reduziert wurde (u. a. besteht die Heckklappe des Avant jetzt aus Alu), sind weitere Sprit-Einsparungen möglich.
Bei unseren ersten Fahrtests verrichten alle Motoren akustisch erstaunlich unauffällig ihre Arbeit. Kein Wunder, hat Audi sie doch fast dreifach dick in "Watte" gepackt. Nur wer den Kombi mit den Ölbrennern an Bord sportlich scheucht, vernimmt noch echte Dieseltöne. Die Antriebe harmonieren auch bestens mit der stets serienmäßig angebotenen S-tronic (ein Schaltgetriebe für die Basis folgt erst später). Als weiteres Plus notieren wir nach unseren Testfahrten: präzise Lenkung, sanft und leichtfüßig abrollendes Fahrwerk.
Minus: weiterhin teils saftige Aufpreise für Extras. Neu konzipiert wurden übrigens auch die  Ausstattungslinien: Beim Exterieur heißen sie jetzt Basis, advanced und S line, die Interieurpakete nennen sich Basis, design selection und Interieur S line. Der Preis für die günstigste Limousine beträgt 35.900 Euro. Für den Avant verlangt Audi bei jeder Motorisierung einen Aufschlag von 1.650 Euro.
Rainer Bekeschus

MäMa-Testfahrt: Audi A4 Avant

Audi A4 Avant 35 TFSI

s-tronic

Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-TFSI, 150 PS

0 - 100 km/h: 9,2 Sekunden

Spitze: 220 km/h

Verbrauch: 5,6 Liter Super

CO²-Wert: 128 g/km

Kofferraum: 495 bis 1495 l

Preis: ab 37.550 Euro