Sie heißen Elfin, Halo oder Horizon und kommen kaum dicker als ein Buch oder eine ausgewachsene Keksdose daher. XGIMI-Beamer sind griffig vom Namen und handlich in der Anwendung. Doch mit dem Aura beschreiten die Chinesen einen anderen Weg. Die Bezeichnung folgt noch bisherigen Maßstäben, alles andere aber ist anders als bisher.
Kein klassischer Beamer
Das fängt schon bei Größe und Design an. Denn das neue XGIMI-Flaggschiff ist mit über 60 mal 40 Zentimetern und einer Höhe von immerhin noch knapp 14 ein vergleichsweise echter Brocken. Die Ausmaße schlagen sich dann auch im Gewicht nieder, über 14 Kilogramm zeigt die Waage. Allerdings, das muss man uneingeschränkt eingestehen, sieht das Gerät immer noch elegant und zeitlos aus, da gibt’s keine Unterschiede zu den kleineren Brüdern. Wobei der Vergleich ohnehin hinkt, denn der Aura arbeitet nach einem komplett anderen Prinzip.
Er ist kein Beamer im klassischen Sinne, sondern ein Ultrakurzdistanz-Laserprojektor. Die entscheidenden Unterschiede sind also, dass nicht, wie bei Genannten, LEDs als Leuchtmittel zum Einsatz kommen, sondern Laser. Und zudem steht der Aura unmittelbar vor der Projektionsfläche und nicht irgendwo im Raum oder hängt an der Decke. Daraus folgert dann ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, nun in Sachen Bedienung. Denn während die anderen Projektoren echte Plug&Play-Gadgets sind, muss man für das neue Gerät ein wenig mehr Aufwand in Sachen Auf- und Einstellung betreiben.
Maximale Bildgröße nah an der Wand
Dabei ist der Aura ebenso schnell ersteingerichtet wie die anderen auch. Als Betriebssystem agiert Androit-TV 10. Und das hat man mit Hilfe eines Android-Smartphones in kaum einer Minute startbereit. Anspruchsvoller wird es, das Bild richtig zu platzieren. Nicht etwa, weil der Aura kritisch in der Aufstellung wäre. Im Gegenteil. Hier entscheidet allein der Abstand von der Fläche, auf die projiziert werden soll. Bereits bei knapp 44 Zentimetern wird die maximale Diagonale von 150 Zoll oder 3,81 Metern erreicht. Der große Vorteil, so nah an Wand oder Leinwand steht er nicht wie womöglich im Wege rum oder muss an die Decke geschraubt werden - was im übrigen auch möglich wäre.
Bilduntergrund entscheidend
Die Herausforderung liegt weniger in der Platzierung als vielmehr in der Beschaffenheit der Bildfläche. Anders als bei Beamern, die im Prinzip aus einem rechten Winkel aufstrahlen, ist dieser beim Aura extrem spitz. Das bedeutet, dass alle Unebenheiten oder Wellen zum Feind fürs gute Bild werden. Exemplarisch sei die Raufasertapete genannt. Deren gewollte Einschlüsse werfen vergleichsweise große Schatten. Und bei einer nicht planen Leinwand schlagen alle Linien im Bild Wellen. Wer hier ein dem Aura angemessenen Bild haben will, braucht entweder eine plane Wand ohne Einschlüsse oder eine Spannleinwand, die dann auch professionell aufgebaut werden sollte. Erst dann macht auch die eher rudimentäre Trapezkorrektur Sinn. Anders als bei Horizon & Co gibt es keine automatische Bildausrichtung. Und in Sachen horizontaler oder vertikaler Versatz ist der Laserbeamer eher empfindlich. Kleine Bildlagefehler lassen sich dann mittels einer Acht-Punkt-Matrix korrigieren, die aber alle oben genannten Hindernisse nicht ungesehen machen kann.
Echtes Kinofeeling
Wer diese Hürde gemeistert hat, darf dann echtes Kinofeeling in den eigenen vier Wänden genießen. Der Aura löst in 4K auf, verbessert das Bild dank HDR 10 und sorgt mit 2400 ANSI-Lumen für genügend Helligkeit, um eine stets bestens ausgeleuchtete Ansicht zu präsentieren. Farbbrillanz und Kontrast sind wirklich atemberaubend. Darüber hinaus eliminiert eine 60-Hz-Bewegungskompensationstechnologie Unschärfen. Wie von der XGIMI-Beamer-Familie gewohnt, können individuelle Anpassungen an das Bild vorgenommen werden. Einerseits darf dafür auf vorgefertigte Filter zurückgegriffen werden - Film, Sport, Spiel - oder man geht tiefer in die Einstellungen bei Schärfe, Farbtemperatur etc. Der Ultrakurzdistanz-Laserprojektor ist zudem 3-D-fähig, womit dann alle Möglichkeiten eines Lichtspieltheaters abgedeckt wären. Im Gegensatz zu den großen Häusern ist allerdings die Detailvielfalt schon auf Grund des relativ kurzen Abstandes zum großen Bild deutlich größer.
Satter Sound von Harman Kardon
Wie auch bei Halo und Horizon setzen die Chinesen auf guten Ton. Der ist entsprechend der Größe des Gerätes und der Qualität des Bildes beim Aura noch einmal aufgebohrt worden. Harman Kardon liefert je zwei Hoch- und zwei Tieftöner mit je 15 Watt, die hinter der schlanken, dunklen Stoffverkleidung verbaut wurden. Mit dieser sieht der Beamer im Prinzip wie eine Soundbar aus und lässt sich teils auch so nutzen. Denn nach dem letzten Systemupdate fungiert er auch als Musikplayer via Bluetooth. Perfekt wäre natürlich, wenn man ihn als Center in ein Surround-System einbinden könnte. All jene, die über ein solches kabellos verfügen, sollten das ermöglichen können.
XGIMI Aura
Projektionsgröße: 80 bis 150 Zoll
Bild-Auflösung: 4K 3840 x 2160
Sound: 4x15W, 2x-Hoch-, 2x-Tieftöner
Lichtquelle: Laser 2400 Ansi Lumen, 25000 h
Eingänge: 3x HDMI 2.0, 3x USB 2.0, 1x Ethernet,
Ausgänge: optisch, 3.5mm Klinke
TV-OS: Android 10
Drahtlos: WiFi 2.4/5 GHz, Bluetooth, Chromcast
Sprachsteuerung: Google Assistant
Maße/Gewicht: 606 x 401 x 139.5 mm, 14,93 kg
Preis: ca. 2500 Euro
Anschlüsse satt
Apropos Kabel. Auf Grund von Größe, Gewicht und der eingangs erwähnten notwendigen akkuraten Aufstellung hat XGIMI vorgesorgt und mit möglichst vielen Anschlüssen an der Rückseite - also Richtung Wand - Kabelwechsel auf ein absolutes Minimum reduziert. Dreimal HDMI sollten für alle genügen, zweimal USB plus einen auf der Vorderseite ebenfalls. Es findet sich ein optischer Ausgang, LAN als Ergänzung zu WiFi und nicht zuletzt eine 3,5-Millimeter Klinke für die Kopfhörer, die man umgedreht aber auch per Bluetooth koppeln könnte. Für den normalen Gebrauch sollte das eigentlich reichen, ohne dass im großen Stile umgesteckt werden muss. Mitgeliefert wird lediglich ein dreipoliges Stromkabel, das nach unserem Geschmack und angesichts der Gerätegröße hätte länger sein dürfen als die standardmäßigen 1,5 Meter.
Viel leise Luft
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass sich im silbergrau-schwarzen Gehäuse eine veritable Lüftereinheit befindet, die dafür sorgt, dass die Laser nicht zu warm werden. Der Hersteller gibt den Schalldruck mit weniger als 30 db an. Zumindest rückt sich das Geräusch im Betrieb nicht in den Vordergrund. Einerseits, weil der Beamer ja ein Stück entfernt vom Nutzer steht und dann natürlich, weil die vier Lautsprecher einen ordentlichen und raumfüllenden Sound produzieren. Wer aber mal ein Systemupdate installiert, bekommt die volle Wucht der Rotoren zu hören, wenn die kurzzeitig auf Maximalumdrehung schalten.
Perfekter TV-Ersatz
Mitgeliefert wird eine hübsche, handliche und dank Alu-Kunststoff-Mix auch hochwertige Fernbedienung, mit der sich der Aura steuern lässt. Da aber auch Googles Sprachassistenz verbaut wurde, ist dies fast die bequemere Art, sich durch das Menü von Android-TV zu wuseln. Wer auf lineares Fernsehen verzichten kann, für den wäre der Beamer defacto der perfekte Ersatz für die „Flimmerkiste“. Nicht nur, weil eine gleichwertige Diagonale nicht zu haben bzw. nicht bezahlbar ist, sondern auch, weil die Lasereinheit über einen deutlich längeren Lebenszyklus verfügt als etwa in der Qualität gleichwertige OLED-Screens. 25000 Stunden verspricht XGIMI, im übrigen so viel, wie auch beim Horizon, was in etwa 17 Jahre lang täglich vier Stunden entspricht. Das macht kein Flat-TV mit.
Sicherheit geht vor
Last but not least ein kurzer Schwenk in Sachen Sicherheit. Vier gummierte Füße, in engen Grenzen in der Höhe justierbar, und das Kampfgewicht des Projektors sorgen für einen felsenfesten Stand. Wer ein Wandboard nutzt sollte jedoch darauf achten, dass dies die rund 14 Kilo auch zu tragen vermag. Da Laserlicht nicht zuträglich für das Auge ist, sofern man direkt hineinsieht, haben die Entwickler einen Sensor verbaut, der erkennt, wenn etwas zwischen Beleuchtungseinheit und Projektionsfläche kommt. Dann schaltet das Licht automatisch ab. Das ist insoweit interessant, als dass auf Grund der niedrigen und wandnahen Aufstellung auch Kinder und/oder Haustiere in die Nähe des Aura kommen könnten. Darüber hinaus reduziert dieser automatisch den für Augen eher unerwünschten Anteil blauen Lichts.
Schwergewicht auch beim Preis
Wer den Ultrakurzdistanz-Laserprojektor richtig aufbaut und einsetzt kann sich echtes Kinofeeling in die eigenen vier Wände holen und sich zudem den klassischen TV sparen. Neben exzellentem Bild darf man sich über eine vielfältige Anschlusslandschaft und wirklich guten, raumfüllenden Sound freuen. Dazu sieht das Teil designseitig gut aus, nimmt sich zurück und sollte in die meisten Wohnungseinrichtungen passen. Das alles hat natürlich seinen Preis: Rund 2500 Euro will XGIMI für den Aura haben. Viel Geld, ohne Frage, der Aura ist ein Schwergewicht, nicht nur in Kilo. Andererseits, im Bereich der 4K-Beamer ist der Preis durchaus angemessen, wenn man Ausstattung, Möglichkeiten und Design berücksichtigt.
Test-Fazit
Mit dem Aura präsentiert XGIMI einen 4K Ultrakurzdistanz-Laserprojektor für höchste bildliche Ansprüche. Richtig aufgestellt und eingerichtet kann der Beamer diese auch locker erfüllen und punktet mit kontrastreichem, scharfen und farbneutralen Ansichten. Dazu kommt raumfüllender Ton von Harman Kardon. Der Aura bringt echtes Kinofeeling ins Wohnzimmer und kann zudem den konventionellen TV ersetzen. Für dies alles ist der Preis dann auch angemessen.