Nissan hat seine Edelmarke Infiniti in Westeuropa nach zehn Jahren wieder vom Markt genommen. Lexus vom Autoriesen Toyota kommt in Deutschland auf einen Marktanteil von 0,1 Prozent. Und Honda ließ seinen Premiumbereich Acura herzulandegar nicht erst an den Start gehen. Trotzdem will Hyundai nun mit Genesis bei uns antreten, Citroen hat bereits DS zum Nobel-Aushängeschild gemacht – und auch Seat hat noch viel vor mit Cupra.
Die spanische VW-Tochter hat ja gerade auch wirklich Grund zur Freude. Im vergangenen Jahr legte Seat um 14 Prozent in Deutschland zu und schob sich so auf Platz 2 der Importmarken – vor Renault. Erfolgreichster ausländischer Anbieter bleibt aber mit weitem Abstand Seats VW-Schwestermarke Skoda aus Tschechien. Seats Nobelabteilung Cupra wiederum ist zwar mit 11.000 hierzulande verkauften Wagen weit vom Absatz der Mutter (138.000) entfernt, verbuchte aber einen Zuwachs von 48 Prozent. Dabei ist ein Cupra bisher nichts anderes als ein besonders aufgehübschstes, besonders starkes Seat-Modell. So ist jedes vierte Exemplar des überaus erfolgreichen SUV Ateca ein Cupra. Das aber soll sich ändern.
Noch 2020 wird mit dem SUV Formentor ein reiner Cupra bei den Händlern stehen. Aber auch der Cupra Ateca kann sich bereits wahrlich sehen und fahren lassen. Schließlich bringt es der eigentlich so familienfreundliche 4,38-Meter-Wagen in angespitztem Design auf 300 PS aus zwei Litern Benzin-Hubraum, was zusammen mit dem serienmäßigen Sieben-Gang-DSG für einen Spurt von 0 auf Tempo 100 in 5,2 Sekunden und eine Spitze von 247 km/h reicht.
Und auch der ebenfalls serienmäßige Allradantrieb ist beileibe kein leeres Versprechen, wie Testfahrten bei Schnee und Eis im längst wieder von Politikern und Milliardären des Weltwirtschaftsforums befreiten Davos zeigten: Auch wenn der Cupra Ateca nun wahrlich kein Geländewagen ist, kommt der Wagen bei zutiefst winterlichen Verhältnissen wunderbar voran – ein echter Flitzer also und ein echter Allradler dazu.
Das macht wirklich Spaß, hat aber seinen Preis: Mit 50.615 Euro genauso wie mit 161 g/km CO2 auf 100 Kilometer. In Zeiten, wo immer lauter Umwelt- und Tempobegrenzungen diskutiert werden und selbst Volvo seine Autos auf maximal 180 km/h Spitze abregelt und seine Luxustochter Polestar zur reinen Elektromarke gemacht hat, wird sich zeigen müssen, ob solche Nobel-Ableger aus der Zeit gefallen sind – oder trotz allem genau in die Zeit passen, weil sie ein Bedürfnis nach Individualität erfüllen, das sich in Massenmarken nicht befriedigen lässt. Hajo Zenker