Seit Video-Meetings in den Büro-Alltag eingezogen sind, ist der Markt für entsprechende Headsets geradezu explodiert. Doch die wenigsten OverEar-Hörer sind ausschließlich für die Arbeit gedacht. Und eigentlich auch zu schade nur dafür.

Nur zur Arbeit zu schade

Im Focus stehen eher die Gamer. Die wollen mittlerweile auf virtuellen Raum-Sound nicht mehr verzichten und im Online-Chat mit ihren Mitspielern vernünftig kommunizieren können. So ist die Arbeit eher die Kür, das Videospiel die Pflicht.
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Doch was muss ein Headset, das in beiden Welten Verwendung finden soll, können und was darf es kosten? Wir haben zum Vergleichstest gebeten und Kandidaten vom unteren und oberen Ende der Preisskala eingeladen. Vom Datenblatt her ist das MG 20 von Master&Dynamik der Primus im Feld. Edle Materialien und ausgeklügelte Technik summieren sich zu sagenhaften 450 Euro. Für einen Bruchteil dessen sind sowohl das Lioncast LX40 sowie das Steelplay HP 52 zu haben, die beide mit kaum 50 Euro das Budget belasten. Auf den ersten Blick gibt’s bei den Berlinern wie auch den Franzosen deutlich mehr Headset für’s Geld als bei der New-Yorker-Edelschmiede. Denn deren Lauscher bringen zwar fast ebenso viel Gramm auf die Waage wie die Konkurrenz, sind aber insgesamt deutlich kompakter.

Auch für Smartphones und Tablets

Aber, Größe ist ja bekanntlich nicht alles. Und gerade bei Technik zählen vor allem die inneren Werte. Auch hier wird man bei einem kurzen Blick auf die Daten nur bedingt schlauer. Denn alle Kandidaten setzen auf 50 Millimeter-Treiber. Lioncast verwendet dafür besonders leichte Neodym-Magneten, Steelplay hält sich etwas bedeckt und spricht von bassorientierten Treibern und bei M&D schließlich kommen solche aus Beryllium zum Einsatz. Denen wird ein besonders ausgewogenes und verzerrungsfreies Klangbild bei gleichzeitig hohen Kosten nachgesagt. Ähnlich eng beieinander liegen alle drei in Sachen Impedanz. 32 Ohm bei den Amis und den Franzosen, die Berliner kommen auf 71, was aber keinen großen Unterschied macht. Damit wären die Kopfhörer problemlos auch für Smartphones und Tablets geeignet.

Anschlussmöglichkeiten

Das Mikrofon lässt sich bei allen Headsets abnehmen und ist auf einen flexiblen Steg montiert, so dass es perfekt und problemlos ausrichtet werden kann. Das MG20 verfügt darüber hinaus auch noch über eingebaute Mics. Somit kann man das Set als waschechte mobile Kopfhörer nutzen und damit auch Telefonanrufe tätigen. Womit wir schon bei der Konnektivität wären. Denn Master & Dynamic setzen als einzige im Testfeld auf kabellos. Verbunden wird wahlweise per Bluetooth oder via mitgeliefertem Dongle. Damit ist der User defacto anschlussfähig an alles, was einen Ton ausgibt und über BT oder einen USB-A-Anschluss verfügt. Dazu gibt es auch die Möglichkeit der Kontaktaufnahme über eine USB-C zu Klinke-Verbindung. Trotz Strippe lässt sich ebenso das HP-52 recht universell einsetzen. Denn mit der im Kabel eingebundenen Bedieneinheit ist das Headset durch eine 3,5-Millimeter Klinke verbunden und somit anschlussfähig an Konsolen, Controller und Mobilgeräte, die eben die Klinke unterstützen. Lioncast setzt ausschließlich auf den USB-A-Anschluss am Ende des zwei Meter langen Kabels, was den Einsatzbereich im Vergleich zu den anderen schon einschränkt.

Bedienung

In Sachen Bedienung sind die Kandidaten dann wieder recht nah beieinander. Die kabelgebundenen Headsets kommen als plug&play daher und sind sofort einsetzbar. Das MG20 wird, wenn mit dem PC verbunden, gleich dreimal erkannt - als Headset, als Lautsprecher und als Hands-free-Kopfhörer. Hier braucht es also eine kurze Klärung in den Systemeinstellungen, was man wie nutzen möchte. Alle anderen Kontrollen erfolgen über die an den Hörmuscheln angebrachten Knöpfe und Drehregler. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, weil diese sehr klein sind. Die Kabelhörer haben eine „Fernbedienung“ ungefähr in den Mitte der Strippe, mit der die Lautstärke, das Mic und beim LX40 noch die RGB-Beleuchtung reguliert wird. Dazu setzt Lioncast auf eine Anwendungssoftware. Hier lassen sich per Equalizer verschiedene Soundprofile anlegen oder die virtuellen Lautsprecher anpassen. Dann gibt es noch ein paar Verfremdungs-Gimmicks und die Einstellung für das Mikrofon-Monitoring. Dies hat der LX40 exklusiv im Teilnehmerfeld. Ebenso die softwareseitigen Anpassungsmöglichkeiten können die Konkurrenten nicht bieten. M&D setzt zwar auf eine App, die dient aber lediglich der Update-Überwachung und der Wahl zwischen zwei Soundprofilen, Musik oder E-Sport. Wer zum HP-52 greift muss mit dem auskommen, was werksseitig vorgesehen ist.

Klang

Womit wir beim wichtigsten Kriterium wären: Wie klingen sie denn nun? Um gleich beim Steelplay zu bleiben: Hier wird ein ordentlicher Sound geboten. Das Headset kann zwar nur 5.1-virtuell wiedergeben, so dass bei einem Testlauf mit Dolby-Digital 7.1 zwischen Surround und Rear kein Unterschied festzustellen war. Aber die Mitten sind gut, links und rechts klar positioniert und der Bass kommt ebenfalls mit ordentlichem Wumms. Stimmen sind gut ortbar und deutlich zu vernehmen, wie man selbst beim Gegenüber gut zu verstehen ist. In Sachen Performance für den Preis ein mehr als akzeptables Ergebnis. In den Grundeinstellungen enttäuscht das Lioncast im Vergleich dazu. Eher dumpf, weniger differenziert, gleichwohl, Räumlichkeit ist dank der 7.1-Wiedergabe gegeben. Wer hier ein vernünftiges Hörerlebnis haben will, muss in den Einstellungen und mit dem Equalizer reichlich experimentieren. Da diese Möglichkeit aber nur am PC besteht, sollten Konsolen-Gamer unbedingt probehören. Eine ganz andere Welt hingegen betritt der Eigner eines MG20. Sicher, der Vergleich zu den deutlich billigeren Konkurrenten im Testfeld hinkt. Aber Master&Dynamic liefern selbst für den gehobenen Preis ein außerordentliches Ergebnis. Über das ganze Frequenzband hinweg ist die Wiedergabe klar, detailreich, hat der Bass immer genau den richtigen Punch. Im Meeting glaubt man, sein Gegenüber sitzt im gleichen Raum, so genau ist die Stimmenabbildung. Und auch bei der Musik kommt das Headset nie aus dem Takt.

Gesamteindruck

Mal abgesehen von den edlen Materialien wie Leder, Alcantara und Magnesium-Schalen liefert das MG20 mit Abstand die beste Performance und rechtfertigt damit auch seinen Preis. Dazu ist die Passform nahezu perfekt. Die Hörmuscheln tragen darüber hinaus zu einem gelungenen passiven Noise Cancelling bei. Das allerdings wird dann zum einzigen kleinen Nachteil. Denn ob des fehlenden Mic-Monitorings hat man nicht wirklich ein Gefühl für die eigene Stimme bzw. deren Lautstärke. Das ist für Meetings eher ungünstig. Auch die deutlich größeren Ohrteile des LX40 lassen die Umwelt draußen. Hier allerdings kann die eigene Stimme über die Software mit eingespielt werden. Die braucht es auch, um den Sound auf ein vernünftiges Niveau zu pimpen. Ansonsten fühlt sich das Headset recht wertig an, macht dank Beleuchtung auch einiges optisch her. Wer sich mit der notwendigen Einrichtung arrangieren kann, bekommt für das wenige Geld ein gutes Produkt. Letzteres gilt auch für das HP-52. Werksseitig gut eingestellt, dank der zusätzlichen Klinke universell kabelgebunden einsetzbar. Die Abdichtung nach draußen ist nicht ganz so perfekt, da das Steelplay mit den größten, aber dünnsten Ohrpolstern daherkommt. Es sitzt dennoch nicht unbequem, könnte aber nicht auf jeden Kopf passen. Am Ende kann man viel Geld für ein Headset ausgeben und bekommt, im Falle des Master&Dynamic, auch einen entsprechenden Gegenwert in Gänze. Rein funktional betrachtet reichen aber die deutlich günstigeren Modelle für den Durchschnittsgamer, sofern die sich mit der Strippe arrangieren können. Denn die wichtigsten Features für Spiel und Meeting haben alle an Bord.

Test-Fazit

Ganz klar, das teuerste ist hier auch mit Abstand das beste Headset. Abgesehen von Material und Verarbeitung glänzt das MG20 mit superben Sound, toller Stimmenwiedergabe und universeller Einsatzmöglichkeit. Doch auch mit einer deutlich geringeren Investition ist der User nicht auf der Verliererseite. Abhängig davon, wofür die Kopfhörer eingesetzt werden sollen und welche Ansprüche an die Wiedergabe gestellt werden, verrichten auch das LX40 sowie das HP-52 eine sehr ordentliche Arbeit. Für Spiel und Arbeit taugen alle drei auf jeden Fall.