Sie gehören zur festen Ausstattung moderner, mobiler Zeitgenossen: Die InEars. Die kleinen Kopfhörer, die ins Ohr gesteckt werden, erobern immer größere Marktanteile. Mittlerweile Standard: Kabellos müssen sie sein.
Die zwei genannten Merkmale einen sie. Darüber hinaus aber gibt es viel Trennendes, vor allem bei der Bauform und im Preis. Hier haben sich zwei Design-Typen durchgesetzt. Zum einen jener, der den von Apple entworfenen AirPods folgt und einen relativ kleinen Körper sowie einen davon abgehenden Steg verwendet. Und dann wäre da jene, die wie Samsungs Galaxy Buds alles in einem eher rundlichen Gehäuse unterbringen.

Von ANC bis Pass Trough

Im heutigen Testfeld haben wir Vertreter beider Richtungen und dazu eine Preisspanne, die von schlanken 60 bis hin zu 130 Euro reicht. Dennoch werden nicht Äpfel mit Birnen verglichen, wie sich zeigen soll. Denn wie erwähnt, Teufels Real Blue TWS, die Tune 230NC von JBL, Mobvois Earbuds ANC sowie die Amazfit PowerBuds Pro sind Bluetooth InEar-Kopfhörer, die zudem alle über Active Noise Canceling verfügen.

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Und sie beherrschen auch den umgekehrten Weg, so dass man am Leben teilnehmen oder Gespräche führen kann, ohne die Stöpsel aus dem Ohr zu nehmen. Im Gegensatz zum ANC benennt allerdings jeder Hersteller diesen Modus anders.

Sicher gegen Feuchtigkeit

Weitere Gemeinsamkeiten sind, dass alle Kandidaten in einer Lade- und Transportbox daherkommen, die über den standardmäßigen USB-C-Anschluss verfügt. Aus dieser lassen sie sich durchweg eher fummelig entnehmen. Hier fallen vor allem die Earbuds ANC auf wegen ihrer zudem glänzenden Oberfläche. Darüber hinaus zeigen sich die InEars durchgängig gegen Feuchtigkeit geschützt, wenngleich die Zertifizierung von IPX 3 bis IP55 reicht. Teufel und Amazfit markieren die untere bzw. obere Grenze. Ein erster Blick ins Datenblatt will also nicht so wirklich große Unterschiede ausmachen.

Für jedes Ohr was passendes

Das sieht bei der Optik oberflächlich betrachtet schon anders aus. Die Real Blue TWS als einzige Vertreter ohne Steg nehmen gewissermaßen eine Sonderstellung ein. Die Tune 230NC sind dagegen bei näherer Betrachtung ein Zwitter. JBL-Hörer verfügen schon immer über einen voluminöseren Aufbau, was die runden Vertreter der Amerikaner mitunter kritisch in Sachen Passform werden lässt. Dies ist im Testfeld aber keine Grund zur Kritik.

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Alle Hörer sitzen gut bis fest, ohne auch auf lange Sicht Unbehagen durch Druck zu verursachen. Da Tragekomfort und Sicherheit vor dem Rausfallen gerade bei Outdoor-Aktivitäten wichtig sind, enthalten alle Packages Silikon-Aufsätze in verschiedenen Größen, um den Sitz im Gehörgang optimal zu gestalten. Unser Eindruck: JBL und Teufel für Großgewachsene, Mobvoi mit den schlankesten InEars eher für kleine Leute und Amazfit mittendrin. Aber wie erwähnt, die Passform ist immer sehr individuell.

Breite Bühne, satter Bass

Das gilt natürlich auch für den Sound, wenngleich dieser wohl die Pflicht in Sachen Kaufentscheidung darstellt. Den Weg zu einer guten und getreuen Musikwiedergabe beschreitet jeder Hersteller auf andere Weise. JBL tritt mit einem vergleichsweise kleinen Treiber von nur knapp 6 mm an, Teufel bietet das Doppelte mit 12 mm, was natürlich auch die rundlichere Bauweise erklärt. Im direkten Vergleich spielen beide InEars jedoch auf Augenhöhe, überzeugen mit einer breiten und sehr detaillierten Bühne. Dazu gesellt sich ein satter Bass, ohne, dass das gesamte Klangbild matschig oder dumpf klingen würde. Mit einem guten Punch können auch die Amazfit glänzen, deren Sound bei gleicher Lautstärkeeinstellung wie bei den vorgenannten jedoch etwas dünner klingt. Hier kommt ein Flüssigkristallmembran zum Einsatz. Mobvoi wartet mit dem größten Treiber von satten 13 mm auf, was man jedoch nicht sofort heraushört. Der Bass ist ok, die Gesamtdarstellung etwas zurückhaltender als bei den anderen. Aber auch die Earbuds ANC enthalten uns keine Details vor.

Sound oft lageabhängig

Das gilt uneingeschränkt für alle vier in Sachen Stimmen-Wiedergabe. Sowohl bei Telefongesprächen wie auch beim Pass Trough- oder Tranzparenzmodus, wenn also die Mics verwendet werden, um Außengeräusche gezielt nach innen zu übertragen, klingen Gesprächspartner natürlich, nicht blechern und sind gut zu verstehen. Gewisse Einschränkungen bei der Wiedergabe vor allem in Sachen Musik muss man allerdings bei Lageveränderungen hinnehmen. Vor allem in liegender Position lässt bei InEars oft die Qualität nach, gehen besonders gern tiefere Frequenzen verloren. Kann man gut überprüfen, indem einfach mal von außen etwas Druck auf die Stöpsel ausgeübt wird. Sofort wird das Volumen fülliger, der Bass stärker. Einzig die Teufel widerstehen auf Grund ihres wirklich exzellenten Sitzes diesen Schwankungen.

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Besser mit App

Dafür verzichten die Deutschen als einzige auf die zusätzlichen Funktionen einer App. Es gibt zwar eine, die ist mit den Real Blue TWS aber nicht kompatibel. Mobvoi ermöglicht zumindest rudimentäre Einstellungen und gibt via Smartphone eine Übersicht über die grundlegenden Steuerungsmöglichkeiten. JBL erweist sich in Sachen Applikation als Klassenprimus. Hier lassen sich die Tune230NC komplett individualisieren. Dazu darf der Sound mittels eines Zehn-Band-Equalizers nach eigenen Vorlieben getunt werden. Und wer dies bereits für andere JBL-Kopfhörer getan hat, kann die Einstellungen direkt auf die InEars übertragen. Vorbildlich. Da kann Amazfit allerdings mithalten. Den Equalizer gibt es hier auch, den die Chinesen witziger weise „Musikentzerrer“ nennen. Darüber hinaus lässt sich jedes Steuerelement anpassen. Die PowerBuds Pro geben via App sogar graphisch zu verstehen, ob die gewählt Lautstärke der Gesundheit zuträglich ist und erkennen, wenn gewollt, dass der Träger womöglich die Halswirbelsäule zu stark belastet.

Steuerung von Geste bis Stimme

Bei der Bedienung setzen bis auf Amazfit alle Kandidaten auf die beliebte Gestensteuerung. Die Oberflächen müssen also nur noch zart berührt werden. Durch tippen oder wischen kommen so die Kommandos zur Technik. Das ist schick, öffnet aber auch Tür und Tor für Fehleingaben. Wer nur mal kurz den Sitz der Stöpsel korrigieren will weiß meistens gar nicht, wo er sie noch anfassen darf, ohne eine Aktion auszulösen. Bei den PowerBuds Pro dürfen dagegen noch richtig Knöpfe gedrückt werden, was allerdings auch nicht zwingend vor unbeabsichtigten Eingaben schützt, denn der haptische Widerstand ist sehr gering.

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Mobvoi kommt hier mit einer echt innovativen Idee um die Ecke. Denn die wichtigsten Befehle können auch per Stimme gegeben werden. Obwohl nur in Englisch verfügbar, funktioniert „Play Music“ oder „Volume down“ perfekt. Das ist echtes „hands free“ und sehr benutzerfreundlich. Mit der Ansage „Hey Tico“ wird zudem der Sprachassi des Smartphones geweckt, dem man dann weitere Wünsche offenbaren kann. Die anderen drei Kandidaten haben dafür die Assistenten von Google und Siri dabei. So funktioniert zumindest die Handy-Steuerung auch ohne handgreifliches Zutun.

ANC sehr unterschiedlich

Mit Active Noise Cancelling schmücken sich mittlerweile fast alle Hersteller. Dabei werden Störgeräusche über Außenmikrofone aufgenommen und in den Lautsprechern ein Gegenschall erzeugt, der die Störung neutralisieren soll. Alle vier InEars haben dieses Feature, dem in der Vergangenheit vor allem der Nachteil anhing, dass der aktive Eingriff in die Wiedergabe vor allem zu Lasten der Höhen ging. Dies ist eigentlich nur hörbar bei den Amazfit festzustellen. Die Teufel machen ihre Sache hier wirklich gut, wenngleich auch bei denen eine Veränderung des Klangbildes zu verzeichnen ist. Absolut perfekt funktionieren die JBL. Über das ganze Frequenzspektrum hinweg ist kein Unterschied der Musik zu hören, egal ob ANC, Pass Trough oder aus. Das zum Vergleich aus externer Quelle eingespielte rosa Rauschen war sehr, mittel bzw. gar nicht zu hören. Bei Mobvoi zeigte sich eher das gegenteilige Bild. Der Filtereffekt schien schwach ausgeprägt. Dafür sind die Earbuds ANC die einzigen, die den Einstellungswechsel per Sprachausgabe ankündigen.

Ausdauer für mindestens einen Tag

Last but not least die Frage, wie lange können sie denn? Dank des Transport- und Ladecases haben alle InEars ihre Stromquelle mit dabei, so dass man mit jedem Modell über den Tag kommt. Am ehesten zurück in die Box muss nach viereinhalb Stunden das Mobvoi-Paar, kommt insgesamt auf 21 Stunden Laufzeit. Mit acht bzw. 25 Stunden folgen die Teufel-Lauscher, neun bzw. 30 Stunden stehen die Amazfit bereit. Klassenprimus hier ist JBL. Zehn Stunden am Stück und drei zusätzliche Ladevorgänge, also 40 Stunden insgesamt ohne an die Steckdose zu müssen. Die Werte beziehen sich dabei immer auf den Einsatz ohne ANC. Mit sinkt die Nutzungsdauer um ca. 20 Prozent.

Alles hat seinen Preis

Am Ende gibt es nicht wirklich Überraschungen. Man bekommt, was man bezahlt. Als die Preiswertesten können die Mobvoi Earbuds ANC keine Berge versetzen, liefern aber für ihre 60 Euro eine wirklich solide Leistung ab. Zudem punkten sie mit der wirklich innovativen Sprachbedienung und sind als einzige echte hands free. Die JBL Tune 230NC sind tatsächlich mit knapp 100 Euro die Zweitgünstigsten im Feld. Bei Klang, Bedienung, auch per App, und vor allem bei der Geräuschunterdrückung bieten sie dagegen Spitzenwerte. Für nur einen Zehner mehr sind die PowerBuds Pro zu haben. Bei denen überzeugt vor allem das Gesamtkonzept innerhalb des Gesundheitsmanagements von Amazfit. Über Musik hinaus liefern sie auch Daten beim Work Out, sorgen für die richtige Kopfhaltung und Lautstärke. Dagegen sind Teufels Real Blue TWS „nur“ InEar-Kopfhörer. In der Tradition des Berliner Unternehmens aber solche mit dem Anspruch auf besten Klang. Auch ohne App und Equalizer performen sie auf Spitzenniveau, liefern in jeder Situation den perfekten Punch in Sachen Bass. Wer pure Musik haben will, bekommt die hier für 130 Euro. So entscheidet schließlich die Frage, was man braucht und wie viel man dafür bereit ist auszugeben, über die Wahl. Die Bauart der InEars jedenfalls ist zweitrangig.

Test-Fazit

Mobvoi Earbuds ANC
Preisgünstig, Sound und Tragekomfort gut, ANC und Ausdauer mittelmäßig, innovative Sprachbedienung hands free Website
Amazfit PowerBuds Pro
Sound und Tragekomfort gut, ANC mittelmäßig, Ausdauer sehr gut, sehr gute App, liefert viele Daten und Einstellmöglichkeiten Website
JBL Tune 230NC
Tragekomfort gut, Sound sehr gut, ANC und Ausdauer hervorragend, sehr gute App mit vielen Einstellmöglichkeiten Website
Teufel Real Blue TWS
ANC gut, Tragekomfort sehr gut, Sound und Ausdauer sehr gut, sehr schöner, knackiger Bass Website