Dass die Optik bei Autos immer deutlicher zum Schlüsselreiz avanciert ist nicht neu. Doch hierbei das richtige Maß zu finden zwischen mutig gestylt und einer Form, die auch noch nach ein paar Jahren ansprechend sein soll, ist ein schwieriger Spagat. Einer, den der neue Mazda3 möglicherweise geschafft haben könnte. Für seine sportliche Extravaganz und sein insgesamt fein herausgeputztes Design kriegt er jedenfalls von uns schon mal Beifall. Wurde doch das Blech des neuen Nippon-Golf mit viel Gefühl und vor Energie strotzenden Proportionen modelliert. Charakteristisch für die bei dem Neuling auf die nächste Stufe gehobene Kodo-Formensprache Soul of Motion, was so viel bedeutet wie "Seele der Bewegung", ist die von japanischer Ästhetik inspirierte, schlichte Eleganz. Bei der Form hat Mazda rundum auf Kanten, Falze oder spezifische Charakterlinien verzichtet. Stattdessen setzen die Kreativen auf feine Wölbungen und bauchig geformte Karosserieteile, die je nach Blickwinkel und Lichteinfall ganz speziell die Umgebung wiederspiegeln. Im Gesicht gibt es einen spacigen Grill samt langer Motorhaube und schmalen LED-Scheinwerfern. Elegant und markant gleichermaßen wirkt auch das Ensemble des auf Fülle getrimmten Schräghecks samt doppelflutiger Abgasanlage und breiter C-Säulen, die sich massig hinter den recht schmalen Fondfenstern aufbauen. Pfiffig: Um die Alu-Räder besser zur Geltung zu bringen, wurden die Blechränder rund um die Radhäuser komplett nach innen geformt, was den Abstand zu den Reifen geschickt verkleinert.
Als Antriebe stehen für den Nippon-Golf zum Start ein Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer mit zwei Liter Hubraum und 122 PS, inklusive Zylinderabschaltung und 24-Volt-Mild-Hybrid-System sowie ein 1.8er Diesel mit 116 PS (ab 25.290 Euro) bereit. Im Sommer folgt dann mit der viertürigen Fastback-Variante ein neu entwickelter 2,0-l-Vierzylinder mit Kompressor-Aufladung, Skyactiv X genannt. Es ist erstmals ein Benziner, der die Verbrennung wie ein Diesel mit Kompressionszündung einleitet, zudem bis zu 30 Prozent weniger verbrauchen soll als Mazdas bisherige Benziner.
Wir fahren den vorerst erhältlichen 122-PS-Benziner, einen Sauger, der auf Sauberkeit und Perfektion gedrillt wurde und mit guter Laufkultur daherkommt. Freilich bietet er nicht das große Temperament. Doch auch wenn seine 213 Nm erst bei 4000 Touren anliegen, gibt der Motor seine Leistung erfreulich gleichmäßig ab. Außerdem wird er dank verschiedenster Dämmungen nie zu laut und zeigt selbst bei höherem Tempo (197 km/h Spitze) kaum, dass er schuften muss. Ein Mild-Hybrid verbessert gleich noch die Effizienz des Motors. Hierbei wandelt ein integrierter Starter-Generator die in Rollphasen rekuperierte Bewegungsenergie in Elektrizität um  und speichert sie in der 24-Volt-Batterie. So können an Bord elektrische Verbraucher bedient werden, gleichzeitig wird der Verbrennungsmotor entlastet. Wenngleich der Mazda3 statt mit einer Mehrfachlenker-Hinterachse nun hinten mit einer Verbundlenkerachse bestückt wurde, bleibt er souverän in allen Lebenslagen.
Und innen? Akribisch wurde hier Wert auf die Verarbeitungsqualität gelegt. Die feine Gestaltung mit hochwertigen und großflächig unterschäumten Kunststoffen hebt das Interieur im Vergleich zum Vorgänger auf eine völlig neue Ebene. Als Neuheit kommt hier ein von Mazda entwickeltes körniges Material zum Einsatz, das in Tiefe und Form an echtes Leder erinnert. Unsere Streichelprobe auf der komplett neu gestalteten Armaturentafel bestätigt das: Ein Fest für die Sinne, alles fühlt sich angenehm und hochwertig an. Im Cockpit über der Mittelkonsole in der tribünendachartigen Blende ruht ein breiter, hochauflösender 8,8 Zoll Touchscreen. Löblich, dass es nur noch wenige Schalter und Knöpfe gibt. Werden doch die meisten Systeme über einen Dreh-Drück-Steller neben dem Ganghebel bedient.
Mazdas als Jinba Ittai bekannte Philosophie, eine intuitive und natürliche Harmonie zwischen Fahrer und Fahrzeug zu erreichen und gleichzeitig Belastungen für Körper und Geist zu minimieren, wurde auch beim neuen Dreier weiterentwickelt. So lässt sich der Fahrersitz nach allen Seiten präziser anpassen, rückte die Bedienung des Schalthebels und des Multi-Commanders weiter nach vorn. Die Mittelarmlehne ist fast doppelt so lang wie bisher und liegt auf gleicher Höhe wie die Armauflage in den Türen. Auch wurde die Ablenkung durch unterschiedliche optische Quellen verringert. So sind nachts die Instrumente heller beleuchtet als andere Anzeigen und Schalter. Selbst der Aktionsbereich der Scheibenwischer wurde vergrößert. Minus: schlechte Rundumsicht, knapper Platz im Fond, nur durchschnittlich großer Kofferraum, hohe Ladekante.
An Bord sind schon in der Basis neben verschiedensten neuen Assistenzsystemen u. a. eine Klimaanlage, Head-up-Display, Navi, LED-Scheinwerfer, DAB-Radio mit acht Lausprechern, 16-Zoll-Alufelgen.
Alles in allem wurde der neue Mazda3 mit vielfältigsten verführerischen Attributen ausstaffiert. Aus jeder Pore des kompakten Japaners quillt jetzt mehr Dynamik, mehr Emotionalität, technologische Anmutung und Funktionalität.
Rainer Bekeschus

MäMa-Testfahrt: Mazda3 M Hybrid

Mazda3 Skyaktiv-G 105 2.0 M Hybrid

Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer, mit 24 Volt M Hybrid System und Zylinderabschaltung, Sechsgangschaltung, 122 PS

0 - 100 km/h: 10,4 Sek

Spitze: 197 km/h

Verbrauch: 6,2 Liter Super

CO²-Wert: 139 g/km

Kofferraum: 358 – 1.026 l

Preis: ab 22.990 Euro