Unglaublich, wie die Zeit vergeht: Schon 1993 rollte einst die 1. Generation des Twingo auf die Straße. Damit er auch gut ankommt, hatten die Franzosen ihrem Piccolo eine große Portion Seele eingehaucht: frech, niedlich und mit rundlichen Formen. Kein Wunder, dass der Twingo mit seinen Knopfaugen es seinerzeit trotz anfänglicher Verkaufsprobleme schnell schaffte, zu punkten. Besonders bei Frauen, die hier 70 Prozent der Käufer ausmachen. In dieser Liga spielte er dann über viele Jahre sogar die 1. Geige.
Mit 3,62 Meter Länge hat die jüngste Generation nach wie vor das richtige Stadtmaß. Der dominante Rhombus (vor schwarzem Hintergrund) weist unmissverständlich darauf hin, aus welcher Familie der Gallier stammt. Er zwinkert offen Jedermann zu, wirkt groß, macht sich indes in Parklücken klein.
Vielerlei Details sollen jetzt die französische Kleinwagen-Ikone außen wie innen attraktiver machen und für mehr Selbstbewusstsein sorgen. Prägnant für das aktualisierte Outfit sind neue Hauptscheinwerfer mit integriertem Tagfahrlicht in markentypischer C-Form. Im gleichen Gehäuse untergebracht wurden auch die Blinker. Stärker konturiert wurde gleich noch die Frontschürze, welche seitlich Lufteinlassöffnungen erhielt. Präsenter zeigt sich auch das Heck. So lassen waagerechte Dekoreinsätze in der Heckschürze den Blechfloh von hinten breiter aussehen. Zudem wanderte der Griff der Heck-Klappe zur besseren Erreichbarkeit ein Stück nach oben. Verstärkt wurde gleich noch die Kofferraumabdeckung. Einfacher sind nun auch der Zugang zum unter dem Gepäckabteil gelegenen Heckmotor sowie die Entriegelung der vorderen Serviceklappe. Pfiffig: Die hinteren Türgriffe sind wie bislang in den Scheibenrahmen integriert, was den kessen Kleinen wie einen Dreitürer erscheinen lässt.
Auch der Innenraum wurde leicht überarbeitet. Einmal Platz genommen, schauen wir weiterhin auf ein solide bestücktes Cockpit, wo runde und ovale Formen dominieren. Das große Kombiinstrument beinhaltet eine halbkreisförmige Geschwindigkeitsanzeige mit gut ablesbaren Ziffern, die den serienmäßigen Bordcomputer mit integrierter Schaltpunktanzeige einrahmt. Insgesamt sind die Instrumente übersichtlich, die wenigen Knöpfe und Schalter versteht jeder auf Anhieb.
Neu ist ab der Ausstattung Limited eine geänderte Mittelkonsole mit offenem Ablagefach, das sich als Getränkehalter oder Ablage für ein Smartphone in aufrechter Position verwenden lässt (Option für Life). Integriert wurden hier gleich noch zwei USB-Schnittstellen sowie eine für AUX. Hinzu kommen die Tasten für Start-Stopp-Automatik, Eco-Mode und Tempopilot. Serienmäßig in allen Ausstattungen ist jetzt das geschlossene Handschuhfach mit 6 Liter Fassungsvermögen. Und nicht zuletzt kommt auch der Schalthebel im neuen Design daher.
An zeitgemäße Konnektivität-Zutaten hat Renault auch gedacht. So ist mit dem Easy Link ein Touchscreen-Multimediasystem (Serie bei Intens; optional für für Limited) zu haben, u. a. mit DAB, Tweeter und Subwoofer, Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android, Audiostreaming, Sprachsteuerung oder auch eine Online-Anbindung für E-Mail oder das Wetter.
Und der Platz für die Passagiere? In der kleinen Schachtel geht es fast zu wie in einem Mini-Van (1,54 Meter hoch). Vorne sitzen die Insassen auf angenehmen Polstern, aber nach hinten rutschen sie eher nörgelig, weil es da schon mittelgroßen Kerls hier und da kneift.
Das Gepäck indes dürfte mit dem ihm angebotenen Raum zufrieden sein, ist doch Platz für 219 Liter. Wird die Rückbank umgeklappt, steht ein ebener Ladeboden mit 1,34 Meter Länge und sogar eine Kapazität von 980 Liter zur Verfügung. Koffer und Karre sind demnach kein Problem. Zusätzlich ist die Beifahrersitzlehne serienmäßig umklappbar, so dass sich bis zu 2,31 Meter lange Gegenstände transportieren lassen.
Im Antriebs-Angebot sind drei Dreizylinder-Benziner: der SCe 65 mit 65 PS, eine Variante mit 73 PS (SCe 75) und als Turbovariante der TCe 90 mit 93 PS. Schon der Basis-Motor reicht völlig aus, um in der Stadt mit dem Auto komfortabel und flott von Ampel zu Ampel swingen. Die 65 PS klingen zwar nicht gerade nach Bizeps und Mumm, zumal bei dem Bonsai auch nur 95 Nm auf die Kurbelwelle tröpfeln. Dennoch schiebt der frische Franzose die Hinterräder ordentlich an, bringt die 981-Kilo-Fuhre gut in Schwung: 0 auf 100 in 15,1 s, 158 km/h, km/h Spitze. Genügend Kraft also, um beim Ampelrennen hier und da die Nase vorn zu haben und das gekaufte Baguette noch warm nach Hause zu bringen.
Sein Wendekreis reicht unterwegs für die kleinste Lücke, misst der doch nur 8,65 Meter. Beim Verbrauch wird der Franzose sogar ein Schotte, konsumiert er doch nur 4,4 l im Schnitt (CO2 100 g/km). Ansonsten schmiegt sich der viertürige Zwerg federleicht in die engsten Kurven und lässt sich mit der Fünfgangbox gut schalten. Lenkung, Federung und Handlichkeit sind auf Klassenniveau. In Fahrt werden nur kurze Wellen und Rippen mit unfeinen Stößen quittiert.
Alles in allem dürfte das viersitzige Nesthäkchen von Renault mit seinem jetzt aufgepeppten Aussehen, den verbesserten Motoren und mehr technischen Innovationen bei der Kundschaft auch weiterhin als gelungenes Beispiel für automobile Kurzware gefragt sein. Der Basis-Twingo startet bei 10.290 Euro, eine Klimaanlage gibt es im Paket mit Audioanlage und USB-Anschluss für einen Aufpreis von 1.390 Euro.
Rainer Bekeschus
MäMa-Testfahrt: Renault Twingo (Facelift)
Renault Twingo SCe65
Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, 65 PS
0 - 100 km/h: 15,1 Sek.
Spitze: 158 km/h
Verbrauch: 4,4 Liter Super
CO²-Wert: 100 g/km
Kofferraum: 219 – 980 Liter
Preis: ab 10.290 Euro