Nanoleaf forciert den Thread-Ausbau. Nach LED-Leuchtstreifen und Glühbirne Bulb bringen die Kanadier mit den Lines das bereits dritte Leuchtmittel, das den neuen IP-basierten Standard für das Smart Home unterstützt. Ganz nebenbei versuchen sich die Licht-Pioniere in einer neuen Art der Beleuchtung.
Indirekte Beleuchtung in zwei Stufen
Frisch aus der Verpackung sehen die Lines allerdings nicht wirklich nach Lampe oder ähnlichem aus. Denn auf der Oberseite regiert schnöder weißer Kunststoff. Wie so oft im Leben lohnt also ein zweiter Blick. Denn das Geheimnis der knapp 28 Zentimeter langen und zwei Zentimeter breiten Streifen liegt im Verborgenen. Besser gesagt, an der Unterseite. Dort nämlich wurden die LEDs verbaut, die schlussendlich für eine indirekte Beleuchtung sorgen, was die tatsächliche Neuerung bei smartem Licht darstellt.
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Sogar zwei Leuchtzonen sorgen dabei für abgestuftes Licht, das direkt unter dem Stab bzw. gleich daneben deutlich heller ist als an den Rändern. Dadurch wird ein Schatten simuliert, der nicht einfach schwarz oder grau, sondern in der ausgewählten Farbe, eben nur dunkler erscheint. Keine Frage, das sieht echt cool aus und ermöglicht so einige Gestaltungsvarianten. Hier ist der User relativ frei in seiner Entscheidung. Grenzen setzt lediglich die Verbindungs-Grundplatte. An jeder können bis zu sechs Lines befestigt werden, die in einem Winkel von 60 Grad zueinander stehen. Zwar finden sich an den Sechsecken selbst keine LEDs, die Steuerung der anderen ist aber so ausgelegt, dass nicht etwa dort, wo die Elemente miteinander verbunden sind, plötzlich schwarze Löcher auftauchen.
Sechs Ecken, unendliche Möglichkeiten
Passend zum Grundlayout hat auch das Steuerungselement sechs Ecken und ist so aus der Entfernung bzw. bei Betrieb der Lines gar nicht als solches zu erkennen. In der Praxis wird es eigentlich wohl kaum für Eingaben benötigt, da die Leuchtstäbe wie alle anderen Nanoleaf-Gadgets natürlich per App eingerichtet und bedient werden. Bei genauerer Betrachtung braucht man die haptische Schaltzentrale wohl vor allem als Stromversorgung. Denn an ihr hängt über ein knapp ein Meter langes Kabel der Empfänger im 2.4 GHz-WLAN, in den auch der Akustik-Sensor integriert ist. Mit dessen Hilfe lassen sich wirklich atemberaubende Szenen erstellen. Und ganz nebenbei, die Empfindlichkeit für Geräusche ist so hoch, dass man die Lines im Prinzip auch als optischen Element einer Sicherungsanlage verwenden könnte.
Einfacher Zusammenbau
Der Zusammenbau der Lines-Gebilde funktioniert ähnlich einfach wie beispielsweise bei den Shapes. Die Stäbe werden mit den Konnektoren verbunden und so nach Anzahl und Gusto geometrische oder auch abstrakte Formen gebildet. Wichtig ist eigentlich nur, dass das Steuerungs-Sechseck an der tiefsten Stelle angebracht wird, weil von dort die zwei Meter lange Strippe zur Steckdose abgeht. Wie auch bei anderen Nanoleaf-Produkten sind an der Rückseite der Verbindungsteile Flächen für die Anbringung der Klebepads vorgesehen. Vorsicht, die haften wirklich gut und sind von Untergründen wie Tapeten eigentlich nicht ohne Schaden an derselben wieder zu entfernen. Man sollte als vor endgültiger Fixierung sicher sein, dass alles so ist, wie man möchte.
Szenen oder Ambilight
Dabei sind die Möglichkeiten schier unerschöpflich. Mit je 20 Lumen pro Leiste bietet bereits das Starterkit mit neun Lines genügend Licht, um einen Raum ordentlich zu erhellen. Auf die Akustik-Steuerung sind wir bereits eingegangen. Eine andere Variante sind die vorinstallierten Szenen. 22 bringen die Lines mit, weitere im Download. Zudem kann man die Leuchtgebilde mit seinem Bildschirm synchronisieren, was dann eine andere Variante von Ambilight wäre. Die Stäbe stellen mehr als 16 Millionen Farben dar und bedienen dazu eine Farbtemperatur von 1200 bis 6500 Kelvin, decken also das ganze Spektrum ab. Und sie lassen sich natürlich dimmen. Das funktioniert wunderbar per Stimme, denn die Lines sind mit allen Sprachassistenten kompatibel.
Router im Thread-Mesh-Netzwerk
Darüber hinaus sind sie das erste Produkt von Nanoleaf, das aktiv im Thread-Universum eingesetzt werden kann. Während Stripes und Bulb mit dem neuen IP-Standard im Smart Home funktionieren, gliedern sich die Leuchtstreifen in diesen als Border-Router ein. Dienen also als Zwischenstation vom WLAN-Router zu anderen Geräten und bauen so ein Mesh-Netzwerk auf. Größere Reichweite und kürzere Signalwege sind ganz klar die großen Vorteile desselben. Denn der Befehl geht nicht erst zum WLAN-Router und dann zum Gerät, sondern wird, in diesem Falle, direkt von den Lines an threadfähige Gadgets weitergeleitet. Eingerichtet wird über die entsprechende App sowohl bei iOS wie auch bei Android. Mit iPhone oder Pad übernimmt dann sofort Home alle weiteren Aufgaben. Die App hilft gar bei der Designauswahl, indem man seine Vorstellungen mit Hilfe der Kamera auf die entsprechende Fläche projizieren kann. Das ist schon recht cool.
Cooles Gadget, stolzer Preis
Wie die Lines generell. Sie machen RGB-Bleuchtung tatsächlich neu erlebbar. Gerade das indirekte Licht mit seinem Schattenverlauf kann Räume stimmungsseitig wirklich aufwerten. Dazu sind die Einsatzmöglichkeiten mit Szenen, Monitor-Spiegelung oder Akustik-Steuerung vielfältig wie bei keinem anderen Leuchtmittel. Und das alles kann ein Laie ohne Vorkenntnisse schnell und erfolgreich für sich anwenden. Stimmungskiller indes ist der Preis. Auch hier bleiben sich die Kanadier treu. Die fraglos qualitativ hochwertigen und vielseitigen Produkte werden nicht verramscht. Nicht ganz 200 Euro für das Startetkit sind eine Ansage. Denn wirklich Sehenswertes lässt sich erst ab Hinzunahme mindestens eines Erweiterungspacks realisieren. Da sind dann drei weitere Leuchtstäbe drin, die mit rund 20 Euro pro Stück zu Buche schlagen. Kleiner Trost: Etwas über 2,8 Jahre am Stück halten die Lines durch. Das ist dann doch eine ganze Menge Licht fürs Geld.
Test-Fazit
Mit den Lines bringt Nanoleaf frisches Licht in die RGB-Beleuchtung und erweitert damit auch noch das Mesh-Netzwerk via Thread. Die Design-Möglichkeiten sind hoch, der Stimmungsfaktor ebenso. Gedrückt wird die gute Laune vielleicht durch den doch stolzen Preis. Aber dafür bekommt der User etwas derzeit sehr exklusives für seine vier Wände.
Nanoleaf Lines
Art: LED-Panel
Lichtstrom: 20 Lumen je Leiste
Farben: +16 Mio, 1200–6500 K
WLAN: 2.4 GHz, Thread kompatibel
Steuerung: App iOS, Android, PC
Kompatibel: Apple HomeKit, Amazon Alexa, Google Assistant, IFTTT, SmartThings, Razer Chroma
Stromverbrauch/Lebensdauer: 2W/Leiste ; 25 000h
Preis: 199 Euro Starterkit 9 Lines