Auch wenn es von vielen mittlerweile synonym verwendet wird, Streaming ist nicht gleich Netflix. Hunderte, ja tausende Anbieter tummeln sich in verschiedenen Stores der Hersteller von Streaming-Clients. Roku möchte nun die Großen das Fürchten lehren. Wir haben zum Vergleich gebeten mit - Shield von nvidia.
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Das mag auf den ersten Blick aussehen wie David gegen Goliath. Zwar haben die einen Amerikaner (Roku) bereits 2008 zusammen mit Netflix eine Streaming-Hardware-Lösung entwickelt. Dafür werfen die anderen Amis (nvidia), als weltgrößter Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen, ihr ganzes know-how in Sachen Bildaufbereitung in die Waagschale. Und auch rein optisch kommt der einem größeren USB-Stick vergleichbare „Streaming Stick 4K“ bei weitem nicht an die kanpp 16 Zentimeter lange Kunststoffröhre des Shield heran.
Besser als jeder Smart-TV
Aber, Länge ist ja bekanntlich nicht alles. Und deshalb sollte man auf die inneren Werte schauen bzw. aufs Bild, vorzugsweise eines UHD-fähigen Fernsehers. Denn unter der vierfachen Auflösung machen es beide Kandidaten nicht, sind dazu in der Lage, von SD- und HD-Material hoch zu skalieren. Das ist oberflächlich betrachtet ein unsinniges Feature, da ja ein entsprechender TV benötigt wird. Und die können weniger aufgelöstes Material oft selbst aufarbeiten. Allerdings lässt die Qualität der Pixelerweiterungen meist zu wünschen übrig. Gleiches gilt für die Streaming-Praxis aktueller Smart-TVs, die durch die Bank mit Android arbeiten. Oft langsam und hakelig in der Anwendung, mit Ausnahme der mehrere tausend Euro teuren Spitzenmodelle.
Unabhängig einsetzbar
Wie es besser geht zeigen Roku und Shield gleichermaßen. Beide sind plug&play. Den Stick 4K richtet man mit einer entsprechenden Website ziemlich einfach ein, Shield geleitet den User durch ein sehr umfangreiches Menü, das wenig Stolperstellen beinhaltet. Während der nvidia-Vertreter eine eigene Stromversorgung mitbringt, also immer in erreichbarer Nähe einer Steckdose sein muss, begnügt sich der Roku auch mit der Energie, die ein herkömmlicher USB-A-Anschluss bietet. Das ist ziemlich clever, weil dadurch einerseits Kabelsalat vermieden wird und man zusätzlich in Sachen Einsatzort komplett unabhängig von stationärer Stromversorgung ist. Wenn gewollt, kann die aber über ein entsprechendes Netzteil auch in Anspruch genommen werden.
Eine Fernbedienung für alles
Die Shield-Rolle, auf der einen Seite mit Stromanschluss, auf der anderen mit HDMI-Eingang, legt man irgendwo hinter dem TV ab und verkabelt sie. Der Stick 4K wird direkt in einen HDMI-Eingang gesteckt. Doch Obacht, auch kurze acht Zentimeter sind u.U. zu lang für manchen TV, wenn sich die entsprechenden Anschlüsse in Mulden oder Einbuchtungen befinden. Und seitlich schaut dann schonmal ein Stück vom schwarzen Stick heraus. Also, nicht so einfach, wie gedacht. Das ist aber auch wirklich die einzige Herausforderung, wenn man so will. Beiden Fernbedienungen ist es schlichtweg egal, wo sich die Empfänger befinden. Apropos Remote- Control: Roku offeriert, dass deren auch den dazugehörigen TV steuert und erkennt tatsächlich die richtige Marke. So können alle, die dieses Feature nutzen, alles über den einfach gehaltenen und übersichtlich aufgebauten „Knochen“ steuern. Shield kommt da mit einer schlanken und sehr stylischen Variante daher. Auf der befindet sich ein Extra-Knopf für Netflix, den auch die Konkurrenz bietet. Dazu gibt es dort den Direktzugriff auf Rakuten-TV, Spotify und AppleTV.
In HomeKit intigriert
Gerade für Apfel-Jünger sollte daher der Stick 4K interessant sein. Zwar kann ebenso Shield über die entsprechende App diesen Streaming-Dienst anbieten, Roku jedoch implementiert zudem das ganze in HomeKit. Für Freunde eines smarten Zuhauses dürfte dies eine sehr willkommene Lösung sein. Allen ander dürfen auf die Sprachassistenten von Amazon und Google zurückgreifen. Und dennoch setzt Roku nicht wie nvidia oder viele Smart-TVs auf Android-TV und verzichtet damit auf das Komplett-Angebot des Play Stores. Wer hier besondere Wünsche hegt, wäre damit bei Shield besser aufgehoben. Allerdings gehört zur Wahrheit, dass der Roku-Store im Prinzip alle wichtigen Apps bieten kann, von Waipu.tv und Zattoo mal abgesehen. In Sachen Handling sei noch erwähnt, dass der Stick 4K eine ansehnliche und individualisierbare Bedienoberläche offeriert und dazu eine ganze Reihe von wirklich schicken Bildschirmschonern. Bei Shield muss man dagegen mit der Android-Einheitskost leben, die zudem mit den vielen Vorschlägen und Kanälen stets einen etwas unaufgeräumten Eindruck macht. Hier ist Roku wirklich vorbildlich aufgestellt.
HDR und Dolby Vision an Bord
Bisher war alles Kür. Nun kommt mit dem Bild die Pflicht. nvidia nimmt für Shield in Anspruch, die beste Bildaufbereitung dank der Power der integrierten Chips zu bieten. Die einen Amis arbeiten hier aber ebenso wie die anderen mit Dolby Vision und dem erweiterten Farbraum von HDR. Das macht die Bilder brillanter, bietet eine getreuere Farbwiedergabe und sorgt für besseren Kontrast. Dunkel ist dunkler - Schwarz ist immens wichtig für ein gutes Bild - und Helles wirkt heller. Im direkten Vergleich unter Alltagsbedingungen kann man nicht wirklich einen Unterschied erkennen, zumindest im Bereich von HD- bzw. 4K-Material. Wenn Shield hier gegenüber dem Stick einen leichten Vorteil hat, dann ist das in der praktischen Anwendung nicht immer besser. Denn die Ansichten wirken leicht überschärft, was andererseits zu leichten Nachzieheffekten bei schnellen Bewegungen führen kann. Es fehlt diese gewisse Film-Weichzeichnung, die an vielen TVs als Bild-Einstellung auswählbar ist. Hier ist also viel Geschmackssache mit im Spiel. Lediglich die Vorschaubilder in den Film-Galerien sehen bei Roku etwas unscharf aus, wobei das an der durch das OS verwendeten Auflösung des Materials liegen kann. Also: Beide agieren auf sehr hohem Niveau, beim schauen von Filmen oder Serien haben die Ansichten des Stick 4K leichte Vorteile, weil alles etwas natürlicher aussieht.
Mit und ohne Dolby Atmos
Doch nvidia lässt nicht locker. Beim Ton hat Shield dann die Nase vorn, sofern man über ein Dolby Atmos fähiges System verfügt. Damit kann die Konkurrenz nicht dienen, ansonsten aber ist auch hier der Sound mit DTS mehrkanalfähig aufgestellt. Im Gegensatz zum Kontrahenten überzeugt er dabei sogar mit mehr Ausgeglichenheit in der Breite. Denn bei Shield fällt eine gewisse Centerlastigkeit auf, die man ggf. per Hand an der Anlage nachjustieren muss. Dafür ist Shield HiRes-Audio zertifiziert, kann HD-Master-Signale verarbeiten und ermöglicht den Anschluss von Kopfhörern via Bluetooth. Bei Roku geht das nur über einen Umweg, da der Streaming Stick nicht über BT verfügt. Hier muss ein Smartphone, auf dem die Roku-App installiert ist, mit den Kopfhörern verbunden sein. Dann klappt’s auch mit dem Ton.
Technisch auf Augenhöhe
Beim Streamen agieren beide Lösungen auf Augenhöhe sowohl in Sachen Bild wie auch beim Ton. Für die normale Anwendung am TV ist der Stick 4K völlig ausreichend, kann sogar unterwegs ohne Steckdose betrieben werden. Dazu gibt es alle Sprachassistenten und die Einbindung in Apples HomeKit. Abstriche muss machen, wer das volle Angebot des Google Play Stores haben will. Und auch externe Zuspieler über Bluetooth oder Speicherkarte mag der Roku nicht. Dafür ist der Stick mit knapp 30 Euro gerademal so teuer wie die Fernbedienung der Konkurrenz. Hier kostet das Gesamtpaket fast das Fünffache. Bietet dann allerdings noch einige Features mehr, wie Cloud-Gaming, auf das wir hier nicht eingehen. Ebenso vernachlässigt haben wir Amazons Firestick wie auch Apple TV, weil diese systemisch bedingt ein deutlich begrenztes Angebot in Sachen Apps liefern.
Test-Fazit
In Sachen App-Angebot und Technik-Features kann der Streaming Stick 4K von Roku nvidias Shield nicht den Schneid abkaufen. In der wichtigsten Disziplin streamen von Filmen aber agiert der Winzling durchaus auf Augenhöhe in Sachen Bild und Ton. Das Handling ist intuitiv und zur Not stehen alle wichtigen Sprachassistenten parat. Zudem ist der Preisunterschied einfach zu groß, um den Roku nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen.
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