Seit einem Vierteljahrhundert hat Aufbaustrategie einen Namen: Anno. Das Game aus deutscher Entwicklung erfreut sich weltweit großer Beliebtheit bei PC-Spielern und erfuhr in den Jahren zahlreiche Ausbaustufen. Die neueste oder besser letzte - Anno 1800 - ist nun auch für die Next-Gen-Konsolen erhältlich.
Die industrielle Revolution kann also auch auf Playstation 5 und der XBox-Series X/S in Angriff genommen werden. Gamer müssen sich dabei allerdings mit der Urversion von „1800“ zufriedengeben, denn die zahlreichen DLC der vergangenen mittlerweile vier Jahre haben (bisher) noch keine Berücksichtigung gefunden. Aber auch so dürfte es kaum zu Mangelerscheinungen kommen, denn bekanntermaßen gehört die Aufbau-Sim zu den umfangreichsten am Markt.
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Da eingefleischte PC-Spieler wohl kaum massenhaft für den Strategie-Hit auf die Konsole umsteigen werden, bietet Ubisoft wie auch beim „Original“ neben dem Endlosspiel ebenso einen Storymodus an, der zugleich ein XXL-Tutorial darstellt. Dabei hangelt sich die Geschichte an den Familienstreitigkeiten der Goodes lang und erklärt ausführlich sowie geduldig, sowohl Wege als auch Ziele des Spiels. Anno hat hier Maßstäbe gesetzt, Fortschritt und Entwicklung in Abhängigkeit von Bedürfnissen und deren Erfüllung darzustellen. Der Spieler muss also immer den gesellschaftlichen Mikrokosmos im Auge behalten und zugleich gegen alle Einflussnahmen von außen gewappnet sein. Insofern kommt nie wirklich Ruhe auf und wenn doch, lässt sich die Spielgeschwindigkeit erhöhen.

Steuerung mit dem Controller

Knackpunkt, ein PC Game auf die Konsole zu portieren, ist natürlich die Steuerung. Mouse und Tastatur müssen an die wenigen Eingabemöglichkeiten eines Controllers angepasst werden. Und Chapeau, das hat man wirklich hervorragend gemeistert. Mit den Analogsticks werden Cursor und Kamera inklusive Zoom gesteuert, die Schultertasten dienen zur Menüauswahl und wiederum die Sticks bzw. das Digikreuz werden zur Navigation innerhalb der Menüs verwendet. Den Standard-Knöpfen bleiben die gewohnten Funktionen wie Auswahl, Bestätigung oder zurück. Das alles ist sehr intuitiv und braucht für halbwegs erfahrene Gamer auch kein Manual. Dazu weisen Mouseover bzw. Knopf-Icons auf die zu verwendenden Möglichkeiten hin.

Menüs für die Konsole

Darüber hinaus haben die Programmierer mitgedacht und spendieren für jede der sieben Zivilisationsstufen ein eigenes Baumenü, das in Kreisform daherkommt. Dabei werden dann auch immer gleich die notwendigen Gebäude einer Produktionskette mit eingeblendet, die es zu errichten gilt. Das bedarf nicht wirklich einer extra Erklärung. Zudem ist es wie im Original möglich, Bauwerke und Straßen oder gar ganze Siedlungen zu kopieren oder am Stück auszubauen. Das ist sehr praktisch und spart Zeit. Einsteiger sind dennoch gut beraten, ein Probespiel auf niedrigem Anforderungslevel zu starten. Denn in diesem gibt's beim Abriss eines Gebäudes alle eingesetzten Ressourcen zurück. In der Tiefe des Spieles lauern dann doch so einige Gefahren. Zwar lassen sich ungünstig platzierte Gebäude einfach verschieben, dafür muss bei Produktionsstätten genau darauf geachtet werden, dass ggf. notwendige Anbauflächen gleich mit angelegt werden. Das lässt sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren, da hilft dann nur noch Abriss.
Kreismenüs erleichtern die Bedienung mit dem Controller.
Kreismenüs erleichtern die Bedienung mit dem Controller.
© Foto: Ubisoft

Übersichtliche Karten

Auch die Anlage von Verkehrswegen braucht ein wachsames Auge, da die KI mitunter recht abenteuerliche Wege durchs Unterholz vorschlägt, die nicht immer die beste Option darstellen. Obwohl die Zoomstufe in als auch out nicht ganz den Möglichkeiten der PC-Version entspricht, bietet das Game dennoch ausreichend Über- bzw. Einblick ins Geschehen. On top wird gar eine Übersichtskarte über die gesamte Welt spendiert, die das Spiel bisher nicht kannte. Das macht dann auch den schnellen Wechsel von Insel zu Insel oder von der alten in die neue Welt bzw. umgekehrt möglich. Hier kommt es zwar zu kurzen Nachladezeiten, die aber den Spielfluss nicht wirklich beeinflussen.

Hidden Kamera-Ansicht

Womit wir bei der Grafik wären. Die ist mit der originalen identisch, inklusive des kurzen Nachladens von Texturen, wenn gezoomt wird. Ansonsten sind Mensch, Tier, Landschaft und Bauten detailliert gestaltet und liebevoll texturiert worden. Was sich zu bewegen hat, wurde entsprechend der Möglichkeiten animiert, sodass die Anno-Welt auch auf der Konsole eine mehr als lebendige ist. Wer also mal etwas Luft bei der Entwicklung seiner Siedlungen hat, kann getrost das Wuseln seiner Untertanen beobachten. Es gibt sogar eine versteckte First-Person-Sicht, mit der der Spieler sich fast selbst wie ein Insulaner durch die Gegend bewegen kann. (XBox hoch, hoch, runter, runter, links, rechts, links, rechts, B, A). Aber nicht nur zu-, sondern auch hinschauen ist wichtig. Denn nur so erfährt man, wie die Bewohner sich fühlen, welche Bedürfnisse sie haben. Diese werden im Haus-Menu als Dropdown dargestellt, wodurch nie alle zu sehen sind.

Allein oder in der Gruppe spielbar

Neben der Kampagne und dem Endlosspiel sind einige Online-Varianten möglich, die allerdings die entsprechenden Mitgliedschaften in den jeweiligen Konsolen-Netzwerken voraussetzen. Dann kann gegeneinander oder miteinander gesiedelt und entwickelt werden. Hier kommt es dann darauf an, Teile der Inseln zu erwerben, um letztlich die Mehrheit zu besitzen. Dabei geht es freilich nicht immer nur friedlich zur Sache, allerdings beschränkt sich der militärische Anno-Teil auf die Seefahrt.

Test-Fazit „Anno 1800“ Konsolen Edition

Wie schon das PC-Original setzt auch die Konsolen-Variante von „Anno 1800“ Maßstäbe in Sachen Aufbaustrategie auf der jeweiligen Plattform. Die Portierung ist mehr als gelungen, gleichwohl Konsoleros auf die schönen DLCs der Computer-Ausgabe verzichten müssen. Grafik, Steuerung und Gameplay sowieso suchen ihresgleichen. Insofern kommen Genre-Fans an diesem Spiel nicht vorbei.