Der Erfolg des Fantasy-Epos‘ Games of Thrones hat dem Tourismus von Nordirland einen wahrhaften Boom beschert. Denn was für den Herr-der-Ringe-Fan Neuseeland ist, bedeutet für den GoT-Anhänger die grüne Insel. Drei Viertel der Serie entstanden hier.
GoT auf einen Blick
Nach Westeros ist es nicht mal eine Stunde mit dem Auto. Folgt man von Belfast aus der A1, finden sich die sieben Königreiche im County Down, nahe der Ortschaft Banbridge. Auf 110 000 Quadratmeter komprimiert. Hier, in den Linen Mill Studios, einem der Drehorte der erfolgreichen Serie, eröffnete im Frühjahr die Games-of-Thrones-Studio-Tour. Wer den legendären Thron mit eigenen Augen sehen oder den Hauptsaal von Winterfell durchschreiten will, kommt an einer Reise hierher nicht vorbei.
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Die üppig mit Original-Requisiten ausgestattete Ausstellung bietet darüber hinaus aber vor allem einen spannenden und tiefen Blick hinter die Kulissen der filmischen Erfolgsgeschichte, die in 207 Länder der Welt verkauft wurde. Set-Design, Kostüme, Waffen, Post-Produktion und schließlich die Erweckung von Westeros per 3-D-Computergrafik (CGI) kann der Besucher hautnah erleben.
Die Studio-Tour ist dabei allerdings nur Krönung dessen, was in Nordirland mittlerweile für eine regelrechte GoT-Mania unter den Fans gesorgt hat. Insgesamt gibt es 26 Orte, an denen die Fantasy-Serie entstanden ist. Und die haben der Region in den vergangenen Jahren mehrere hunderttausend zusätzliche Besucher beschert.
Per App zu den Drehorten
Mittlerweile gibt es eine App, die kompakt einen Überblick über die einzelnen Locations ermöglicht und anzeigt, wo diese zu finden sind. Und Tourism Ireland hat auch dafür gesorgt, dass diese meist informativ ausgeschildert wurden. Dennoch wird man mitunter nicht umhinkommen, ortskundige Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Bryansford bei Newcastle etwa werden E-Bike-Touren in den Tollymore Forrest angeboten, bei denen es einige wirklich sehenswerte GoT-Spots zu entdecken gibt.
Auch Flip Robinson lebt mittlerweile vom Run auf die Drehorte. Der Zwei-Meter-Hühne war selbst immer wieder Komparse während der Produktionsdekade und kann neben seiner Ortskenntnis mit allerlei Anekdoten glänzen. Seine Giants-Tours helfen, zielsicher zur Bucht von Ballintoy zu gelangen, die als Hafen der Eiseninsel Verwendung fand.
Aus Castle Ward wird Winterfell
Ein weiterer emotionaler Höhepunkt dürfte der Besuch von Winterfell sein, dem Familiensitz des Hauses Stark. In der realen Welt handelt es sich dabei um Castle Ward, rund einer dreiviertel Stunde von Newcastle entfernt. Das im 18. Jahrhundert errichtete Herrenhaus ist allerdings bei weitem nicht ein so imposantes Anwesen, wie der Film es darstellt. „Winterfell Tours“ jedoch hilft dem Besucher über die erste Ernüchterung hinweg.
Denn Guides wie James McKay können sehr anschaulich erklären, wie dank CGI eine wahrhafte Trutzburg entstanden ist. Gekleidet in Fantasy-Kostüme dürfen sich die Gäste dann noch in Axtwerfen und Bogenschießen üben, was das Mittelalter-Feeling wieder herstellt.
Belfast: Titanic und Peace Lines
In den Belfaster Titanic-Studios entstanden weitere Szenen des Epos. Und wer wegen GoT schon in die nordirische Hauptstadt reist, muss natürlich auch die Titanic Experience besuchen. Schließlich wurde das legendäre Schiff gleich nebenan gebaut, jährte sich der Untergang im nordatlantischen Eismeer vor kurzem zum 110. Mal.
Belfast lohnt ohnehin, da die Stadt eine sehr eigene, wenngleich tragische Geschichte hat. Die Unruhen, die sich von den 1960ern bis fast 2000 hinzogen, sind nicht vergessen. Wie auch, schließlich stehen die bis zu zwölf Meter hohen „Peace Lines“, die Friedenslinien, heute noch mitten in der Stadt. Warum sie notwendig wurden, schildert Kenneth Branagh in dem nach seiner Heimatstadt benannten Schwarz-Weiß-Drama „Belfast“. Gedreht wurde allerdings nicht an Originalschauplätzen, sondern ausschließlich in besagten Titanic-Studios.
Troubles als Coming-of-Age-Serie
Unzertrennbar mit dem Nordirland-Konflikt ist auch Derry verbunden, das die Briten Londonderry nennen. Der Blutsonntag vom 30. Januar 1972 inspirierte die irische Rockband U2 zu ihrem Song „Sunday Bloody Sunday“, der zu einer Hymne des Freiheitskampfes gegen Großbritannien wurde. Die „Troubles“, wie die Iren die Ereignisse nennen, sind heute noch im Stadtbild von Derry allgegenwärtig, durch Gedenkstätten, Wandbilder, Plakate.
Filmisch manifestiert wurde die Entwicklung der 1990er Jahre durch die Serie „Derry Girls“, die natürlich ausschließlich an Originalschauplätzen in der zweitgrößten nordirischen Stadt entstanden ist. Wie den Märtyrern des Kampfes ist auch der Teenager-Gang ein großformatiges Bild über eine ganze Häuserwand mitten in der City gewidmet. Bestens zu sehen von der perfekt erhaltenen und begehbaren 1,6 Kilometer langen Stadtmauer. Hier treffen Politik, Geschichte und Popkultur aufeinander.
Damm der Riesen
Aber natürlich ist die grüne Insel auch abseits der Filmspots unbedingt eine Reise wert. Landschaftlich gehört die schroffe wie zugleich malerische Küstenlinie hin zum Atlantik unbedingt dazu. Der Giant’s Causeway ist seit 1986 UNESCO-Welterbestätte. Der Legende nach hat ein Riese den gewaltigen Damm aus ca. 40 000 gleichförmigen Basaltsäulen errichtet, um trockenen Fußes nach Schottland zu gelangen.
Storyseitig bleibt also auch die nordirische Landschaft der Fantasy verbunden. Irdischer ist da die Bushmills Distillery, die älteste lizenzierte Brennerei des Landes. Seit 400 Jahren wird hier Whiskey gebrannt, der heute zu den besten Irlands gehört. Wer mitten im Sommer bei knapp zweistelligen Temperaturen die nassen Unwägbarkeiten irischen Wetters erfährt, wird die wärmende Wirkung des Hochprozentigen ganz sicher zu schätzen wissen.
Infos Nordirland
Anreise: Von Berlin aus fliegt Aer Lingus direkt nach Dublin. Da es keine Non-Stop-Verbindung nach Belfast in Nordirland gibt, ist die Anreise über die Republik Irland und eine knapp dreistündige Autorfahrt in den Norden der Insel die einfachste Variante.
Einreise: Auch wenn Irland zur EU gehört, braucht es für die Weiterreise nach Nordirland einen Reisepass schon bei der Abreise ab Berlin.
Gut zu wissen: In Irland ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel, in Nordirland das Britische Pfund. Am besten fährt, wer sich auf seine Kreditkarte verlässt, muss dann aber mit Zuschlägen für den Auslandseinsatz rechnen. Beim Roaming ist Nordirland immer noch Teil der EU, deutsche Netzbetreiber verzichten derzeit auf zusätzliche Gebühren.
Weblinks: GoT-Studiotour