Ihre Wichtel und Elfen scheinen zu leben. Jede Figur hat ein anderes Gesicht. Die Wangen sind rosig, die Nasen gerötet, die Lippen vollmundig. Mit leuchtenden Augen scheinen Wichtel und Elfen den Besucher anzuschauen.
"Gesichter werden trocken gefilzt mit Nadeln", erläutert Heidrun Jürgens. Einstiche sieht man trotzdem nicht. Die Nadel hat kleine Widerhaken. Indem sie immer wieder in die Wolle sticht, verfilzt sie und wird verdichtet. Grundlage sei ein Wollball, auf den Schicht um Schicht eine Lage Wolle aufgefilzt wird. So entstehen Nase, Kinn, Wangen und Augenlider. "Auch die Augen sind gefilzt", erklärt Heidrun Jürgens. Viele nehmen Glasaugen, doch dann sei der Blick so starr, sagt die Filzerin, die derzeit am Gesicht eines Nikolaus arbeitet, dessen gerötete Wangen und Nase so aussehen, als sei er lange durch tiefen Schnee gestapft.
Geflecht aus Pfeifenreiniger
"Ich habe auf hautfarbene Wolle eine Schicht orangefarbene Wolle genommen, auf die ich wieder eine Lage hautfarbene Wolle gefilzt habe", erklärt sie den Effekt. Um die Körperhaltung ihrer Elfen und Wichtel hinzubekommen, nutzt sie ein Drahtgeflecht. "Ich nehme dazu Pfeifenreiniger, da rutscht die Wolle nicht ab", berichtet sie.
Die Kleidung der Puppen, wie Schals, Mützen oder Oberteile filzt Heidrun Jürgens nass mit Wasser und Marseiller Seife, die sehr fett ist und mit der es sich daher gut arbeiten lässt.
Vor 20 Jahren fing Heidrun Jürgens mit dem Filzen an, indem sie einen Kurs bei Manja Heese in Chorin besuchte. Mit ihr verbindet sie seit dem eine lange Freundschaft. "Ich finde das Material schön, es ist weich und geht nicht kaputt. "Die Schafe werden geschoren und es wird kein Tier für mein Hobby getötet", fügt sie hinzu. Heidrun Jürgens verkauft ihre Produkte ungern, denn die Kundschaft sei selten bereit, einen Preis zu bezahlen, der dem Wert der Arbeitsleistung entspricht. Daher gibt sie lieber ihr Wissen weiter und bietet Kurse an. Die Besucher können sich ihre Wichtel selbst filzen.
"Bei mir finden auch Betriebsweihnachtsfeiern statt", berichtet sie. Um das Becken, an dem nass gefilzt wird, haben fünf bis sechs Personen Platz. Dazu gibt es Tee aus Kräutern, die sie selbst gesammelt hat. Auch Freundinnen und Freunde, sie sich zusammentun und ein paar Stunden filzen wollen, seien willkommen
Erfahrene Kursleiterin
Die Altranfterin ist eine erfahrene Lehrerin: Sie gibt Kurse bei der Volkshochschule Bad Freienwalde, die aber in ihrem Atelier stattfinden. Für das Oderbruch-Museum in Altranft richtet sie Filz-Workshops im Fischerhaus aus, die von Schulklassen gerne gebucht werden. Ihr Atelier hat sich Heidrun Jürgens in einem kleinen Häuschen auf dem familieneigenen Grundstück an der Mühlenstraße eingerichtet, das hinter dem Wohnhaus liegt. Darin habe der Großvater ihres Mannes gelebt. Das Filzen ist ihr Hobby, Heidrun Jürgens ist selbstständige Fußpflegerin, die keine eigene Praxis hat, sondern zu ihrer meist betagten Kundschaft auf den Dörfern fährt.
Ihren Fantasiewesen verleiht sie Leben, in dem sie Kinderbücher schreibt und daraus vorliest.
Filz-Atelier Altranft
Heidrun Jürgens arbeitet meist mit gefärbter Schafwolle, bezieht aber auch naturbelassene Wolle aus Island. Sie nutzt feine Merino- und grobe Bergschaf-Wolle. In ihrem Atelier kann je nach Bedarf trocken und nass gefilzt werden. Gruppen sollten fünf Personen nicht überschreiten. Gefilzt werden magische Naturwesen, Merlin – Hüter und Beschützer, spirituelle Filzdrachen und persönliche Drachen. Ihr Atelier "Filzbewegung Altranft" befindet sich in der Mühlenstraße 46 in Altranft unter Anmeldung: Tel. 03344 332380 oder per E-Mail [email protected]