Mit einer Vernissage im Schloss Neuenhagen hat der Maler und Grafiker Lutz Leibner am Sonntag seinen 70 Geburtstag gefeiert. Die Ausstellung "Mein Weg", zeigt mit 70 Arbeiten seinen künstlerischen Werdegang, der Anfang der 1980er Jahre in Jena begann. Viele seiner grafischen Arbeiten sind im Format eines normalen Zeichenblattes angelegt, wenige in größeren Bildern. "Große Formate sind nicht meine Sache", sagt Lutz Leibner, der zuerst eine Idee, eine Vision oder eine Skizze braucht, bevor er anfängt zu malen. Neben zweidimensionalen Arbeiten sind auch einige Skulpturen ausgestellt.
"Ich habe Lutz Leibner hier in Bad Freienwalde als liebenswürdigen und eloquenten Gesprächspartner kennen gelernt, der mich sofort in ein interessantes Gespräch verwickelt. Das ist immer sehr bereichernd. Er hat eine Eigenschaft, die hier in der Region sofort auffällt, er hat ziemlich viel Humor", begrüßte Andreas Unterberger die etwa 50 Freunde und Kunstinteressierten im Uchtenhagen-Schloss. "Ich brauche Humor selbst als Seelenkrücke", antwortete Lutz Leibner lachend, der Humor für sein Notwehr-Recht hält. Schlossherr Unterberger vermochte auch in einigen der ausgestellten Arbeiten Humor auszumachen. Dann verwies er auf eine Collage, die einen Wendepunkt in Leibners Leben thematisiert.
Ausreise nach West-Berlin
In der Zeit der Ausbürgerung des DDR-Liedermachers Wolf Biermann, geriet auch Lutz Leibner in Jena unter politischen Druck. Er stellte einen Ausreiseantrag und ohne zu wissen, was ihn erwartet, reiste er 1982 mit seiner Familie nach West-Berlin aus.Zuvor hatte er sich von der Kunst infizieren lassen und bereits seinen Job als Elektromonteur an den Nagel gehängt. In Berlin-Kreuzberg bekam Lutz Leibner über die Vermittlung eines Kreuzberger Grafikers eine Stelle als Hausmeister in einer Fabrik. Dort konnte er seine künstlerische Arbeit mit seiner Brotarbeit verbinden.
"Ich hatte sieben fette Jahre mit einem großen Atelier und konnte in dieser Zeit wunderbar arbeiten", schaut er fast wehmütig auf diese Zeit zurück. Seine Ausreise empfand Leibner als Glücksumstand: "Ich wusste, dass im Westen niemand auf mich wartet, denn ich habe hier zum ersten Mal gesehen welches Niveau die Weltkunst hat. Aber die persönliche Freiheit habe ich genossen."
Irgendwann wollte er in seine alte Heimat, nach Jena, zurück. Es kam allerdings anders: "Es ergab sich ein Weggehen von Berlin unter Zeitdruck". Infolge von Sanierungsmaßnahmen wurde seine Wohnung in Kreuzberg unbewohnbar. Kontakte und Freunde, die er in Bad Freienwalde bei seinen Besuchen im "Spielbau" fand, halfen ihm bei der Wohnungssuche. Zwischen 2011 und 2012 fanden Lutz Leibner und seine Frau Petra in der Kurstadt ein neues Zuhause und in der Goethestraße ideale Wohn- und Arbeitsbedingungen. Trotzdem blieben rege Kontakte in die Hauptstadt, obwohl er beklagt, dass sich die Stadt ungünstig verändert habe und er nicht mehr so gern hinfahre.
Beschäftigung mit Engeln
Ein großer Teil der im Schloss Neuenhagen gezeigten Arbeiten sind in seiner Berliner Zeit entstanden. Lutz Leibner ist in verschiedenen Themen zuhause, eines beschäftigt ihn besonders: Engel. Nun sollte aber niemand kitschige Engelsdarstellungen erwarten. Seine Engel tauchen als abstrakte Formen in den Bildern auf. Sie sind Adaptionen von Figuren aus der christlichen Mythologie.
"Ich nehme mir aus Freude und Interesse an dem Thema die Freiheit einer Darstellung ohne theologischen Aspekt", bekennt der Künstler. Daneben arbeitet er an Entwürfen für Bilder zu Gedichten, die demnächst in einem kleinen Berliner Verlag erscheinen sollen. "Es werden keine Illustrationen, sondern eine poetische Erweiterung in meiner Bildsprache", erklärt er.
Lutz Leibners Werkschau ist noch bis 6. Oktober im Schloss Neuenhagen sonnabends von 14 Uhr bis 18 Uhr und sonntags von 14 Uhr bis 16 Uhr zu besichtigen.