Es tuckert in verschiedenen Tonlagen, dazu gesellen sich weitere Geräusche wie das Schleifen lose hängender Übertragungsriemen. Dazu liegt leichter Dieselgeruch in der Luft. Eines der Exponate, die das Gästeinteresse auf sich ziehen, fällt gegenüber allen Motoren schon durch seine Größe auf. 2,3 Tonnen wiegt der Koloss samt Gestell. „Das ist zum Bewegen schon grenzwertig“, sagt Stephan Löffler, der mit dem mächtigen Motor aus Falkenhain bei Wurzen bis nach Herzhorn zwischen Märkischer Schweiz und Oderbruch zur Motorenparty gekommen ist. Hergestellt wurde das imposante Stück im Jahr 1927 in der Reform-Motorenfabrik Ehrenberg bei Leipzig, erklärt der stolze Besitzer. Die technische Bezeichnung des Oldtimers RM-20 steht für Reform-Mitteldrehmotor und die Leistung von 20 PS, so Löffler.
Die Frage, die sich beim Umrunden dieses besonderen Exemplars stellt: Wofür wurde er denn mal als Antrieb genutzt? „Der stand in einer Mühle in Wulfen bei Köthen. Der Müller hatte den Motor bestellt, weil ein oder zwei Jahre zuvor kaum Wind geherrscht hatte. Damals haben viele Wind- oder Wassermühlen mit Motoren nachgerüstet, um unabhängiger zu sein“, erklärt Stephan Löffler. Die Mühle sei dann zu DDR-Zeiten stillgelegt worden, ein Motorensammler aus Dessau sicherte sich den Motor – von dem er ihn vor etwa sechs Jahren übernommen hat.
Das Firmenschild auf diesem Deutz-Motor von 1910 weist noch darauf hin, dass dieser einst in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires lief.
Das Firmenschild auf diesem Deutz-Motor von 1910 weist noch darauf hin, dass dieser einst in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires lief.
© Foto: Thomas Berger
Größe ist allerdings nicht alles. Sogar eine noch weitere Anreise in den Ostbrandenburger Dörfchen hatte Holger Völkel aus dem Vogtland. Sein äußerlich in den Maßen vergleichsweise bescheiden an mutender Motor ist in dieser Präsentation rekordverdächtig. Mit Baujahr 1910 könnte der Deutz CM das älteste auf der Wiese vertretene Stück sein. Dasjenige, das schon am weitesten herumgekommen ist, ist es aber allemal: „Der war in Argentinien, hat in Buenos Aires in einer Goldschmiede früher Drehbänke angetrieben“, weiß der heutige Besitzer zu berichten. Vor 15 Jahren sei der einst in Deutschland gebaute Motor dann aus Südamerika wieder in hiesige Gefilde zurückgekommen.

Alter Bootsmotor, geborgen aus Kieler Hafenbecken

Jens Gatzmanga ist der Gastgeber dieser sehr speziellen Veranstaltung. Alle zwei Jahre lädt der begeisterte Sammler, der selbst viele spannende Exponate hat, Gleichgesinnte und Neugierige zur Motorenparty. Etwa 30 bis 40 Leute umfasst der lose Zusammenschluss aus der „Szene“. Löffler ist das zweite Mal in Herzhorn dabei, Völkel und Gatzmanga kennen sich schon seit etlichen Jahren, und sogar aus Holland ist diesmal jemand dabei. Manches Stück braucht ein wenig gutes Zureden und Starthilfe, um ins Laufen zu kommen – das kennt auch der Gastgeber aus eigener Erfahrung. Er hantiert gerade am Trumann, gebaut um 1920 in Aschersleben. „Das ist ein Glühkopf, wie ein Lanz“, erklärt er nebenbei. Anspringen will das 100 Jahr alte Exponat aber immer noch nicht, bockt weiter.
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Es ist eine Gelegenheit, auf die Geschichte zu verweisen – aus dem Kieler Hafenbecken ist der Trumann einst gerettet worden, lag dort im Schlick. „Ein Bootsmotor. Ein Bekannter von mir hat ihn da rausgeholt“, so Gatzmanga. Gleich nebenan hat er noch den Slavia hingestellt, ein tschechisches Modell aus den 1930er-Jahren mit kunstvoll gearbeitetem metallenem Firmenlogo. Und der 3-Zylinder-Hatz daneben, gebaut 1932, trieb früher mal in Thüringen ein Sägewerk an.
Alexander Dornbusch aus der Nähe von Rheinsberg präsentiert eine sogenannte Anschlagmaschine, genutzt zum Rührteigmachen in einer Konditorei.
Alexander Dornbusch aus der Nähe von Rheinsberg präsentiert eine sogenannte Anschlagmaschine, genutzt zum Rührteigmachen in einer Konditorei.
© Foto: Thomas Berger
Die Motoren richtig laufen zu lassen, Besitzer und Interessierte zu Erläuterungen zusammenzubringen – das macht für den Veranstalter den Reiz der Motorenpartys aus. „Im Museum stehen sie ja sonst meistens nur still rum, sind zum Teil nicht einmal betriebsbereit.“ Das sei auf der Wiese in Herzhorn anders. „Mich fasziniert diese schöne, filigrane alte Technik“, sagt begeistert Tine Palm aus Katharinenhof, die mit ihrer Tochter eine Runde dreht. Ihr Freund ist richtiger Motorenfan, sie selbst habe technisch kaum Ahnung, staune aber immer wieder. Schon zum dritten Mal hat als interessierten Gast auch den Berliner Andreas Wende dieses Event ins Brandenburger Umland gelockt. Durch einen Bekannten war er vor vier Jahren erstmals da, und die Begeisterung hat seither nicht nachgelassen.
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Stück aus der Nähe von Rheinsberg stand in einer Konditorei

Munter tuckert an einer Stelle auch der Motor von Alexander Dornbusch vor sich hin. Der junge Mann aus Bienenwalde im Raum Rheinsberg ist ebenfalls schon das dritte Mal dabei – aber als Teilnehmender. Wann genau dieses Stück zusammengesetzt wurde, ist nicht mehr zu ermitteln. „Die Firma hat damit in den 1920er-, 1930er-Jahren angefangen“, weiß er zumindest. Und erklärt, dass es sich um eine sogenannte Anschlagmaschine handelt: „Die hat in einer Konditorei gestanden und dort Rührteige oder geknetet oder Buttercreme geschlagen“, kann er dazu erklären. Er selbst ist Metallbaumeister, aber diesen ursprünglichen Einsatz des Motors kennt er von seiner Freundin, die Konditormeisterin ist.