Zu einer „Scouting Mission“ sind am Montagmorgen Mitglieder des Bad Freienwalder Vereins „Wir packen’s an“ an die polnisch-ukrainische -Grenze gereist. Sie wollen dort erkunden, wie man am besten den Menschen helfen kann. Ein Hilfstransport mit vereinseigenem Lkw soll folgen. Dabei geht es um Lebensmittel-Hilfen in einem geplanten Auffanglager in Moldawien.
Nach sechs Hilfstransporten an die polnisch-belarussische Grenze in den vergangenen Monaten lotet der Verein nun die genaue Lage und den Unterstützungsbedarf für Flüchtende an der polnisch-ukrainischen Grenze aus. Die beiden Vorstandsmitglieder Miriam Khammas und Gerd Sander fahren mit einem gut gefüllten Kofferraum voll Müsliriegeln, Babynahrung und Getränken sowie mit jeder Menge Fragen an die ukrainisch-polnischen Grenzübergänge. Parallel zu den Bemühungen in Polen koordiniert der Vereinsvorsitzende Andreas Steinert Unterstützungsmöglichkeiten für die Flüchtenden an der ukrainisch--moldawischen Grenze, informiert der Verein.
Miriam Khammas erklärt zur Scouting-Mission in Polen: „Wir sind erleichtert, dass die inhumane Politik der Mauern, Pushbacks und Zäune wenigstens bei den Flüchtenden aus der Ukraine fallen gelassen wird." Sollte die Lage vor Ort in Polen tatsächlich den Befürchtungen der dort ansässigen Partnerorganisationen entsprechen, wird sich der vereinseigene Lkw sofort mit Hilfsgütern an Bord auf den Weg in Richtung ukrainische Grenze machen.

Forderung: Gleiche Chance für belarussische Flüchtlinge

Doch Khammas ergänzt: „Unsere Forderung bleibt aber weiterhin bestehen: Eine sofortige Aufnahme auch der Schutzsuchenden an der Grenze Polen-Belarus ist dringend notwendig.“ Khammas weiter: „Belarus ist Kriegspartei. Was wird aus den Menschen hinter der polnischen Grenzmauer? Gerade jetzt erreichen uns Berichte über vermehrte Pushbacks an der Grenze zwischen Polen und Belarus.“
Die Berichte aus den verschiedenen Anrainerstaaten seien unterschiedlich und zum Teil widersprüchlich. Deshalb konzentrieresich die Brandenburger Hilfsorganisation erstmal auf Polen und Moldawien, um schnell und passgenau reagieren zu können. Moldawien gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Andreas Steinert steht in Kontakt mit einem geplanten Auffanglager in Moldawien, das dringenden Bedarf an Hilfsgütern angemeldet hat. Steinert erklärte dazu: „Sollte sich der Bedarf besonders an Lebensmitteln in Moldawien an der Grenze zur Ukraine bestätigen, werden wir sofort vor Ort tätig werden und die schutzsuchenden Menschen mit Nahrung versorgen. Wir sind gut vorbereitet, unsere Lagerhalle ist gefüllt mit eventuell benötigten Hilfsgütern, und mit Spendengeldern können wir Lebensmittel direkt vor Ort kaufen. Angesichts von zu erwartenden zehntausenden Geflüchteten schauen wir als Verein nicht weg.“

Spendenaufruf für die Hilfsaktion

Zur Finanzierung der vielfältigen Hilfsaktionen hat der Verein einen Spendenaufruf veröffentlicht. Gesammelt wird erstmal nur Geld. Ein Sachspendenaufruf wird erst veröffentlicht, wenn geklärt ist, welche Hilfsgüter konkret und akut benötigt werden. Khammas erklärte zur Situation von Flüchtenden an den EU-Außengrenzen: „Wir fragen uns natürlich, warum nach Hautfarbe selektiert wird beim Einlass in die Europäische Union.
Nicht einmal 5.000 Menschen mit Belarus-Bezug wollte Deutschland voriges Jahr aufnehmen! Wir können nur hoffen, dass mit den ankommenden Flüchtenden aus der Ukraine in Polen menschenwürdiger umgegangen wird.“ Sie erläutert die Position des Vereins dazu: „Wir sind solidarisch mit allen Menschen auf der Flucht, unabhängig von der Hautfarbe und Herkunft!“