Wie viel Einfluss die politischen Gremien in Beirsdorf-Freudenberg tatsächlich auf die Errichtung neuer Windkraftanlagen auf der Gemarkung ihres Doppeldorfes haben, bleibt abzuwarten – am vergangenen Donnerstag sprachen sich die Mitglieder des Bauausschusses jedoch einstimmig gegen die Errichtung einer neuen Anlage in Freudenberg und zweier in Beiersdorf aus, die 238,6 Meter hoch sein sollen und damit beinahe dreimal so hoch, wie jene, die bereits auf den Feldern rund um Beiersdorf und Freudenberg stehen. Diese messen 85 Meter. Ronald Buchholz, Vorsitzender des Bauausschusses, nahm nicht an der Diskussion und Abstimmung teil, weil er als Eigentümer der Felder befangen war.

Ein neues Windrad für zwei alte

An der Sitzung nahm auch Franziska Göbel von der Firma „Green Wind Energy GmbH“ aus Berlin teil und erläuterte nochmals die Pläne des Unternehmens. „Zwei bestehende Anlagen sollen zurückgebaut werden und dafür eine neue errichtet, die eine höhere Leistung erbringt und damit mehr Energie liefert, als die beiden alten zusammen“, so Göbel in ihren Ausführungen zu der Anlage in Freudenberg. Die beiden alten Anlagen stammen aus dem Jahr 2001, die Förderung über die EEG-Umlage gehe nach 20 Jahren verloren. Dafür könne das Unternehmen den erzeugten Strom zwar auch vermarkten und dafür Erlöse erzielen, ein „Repowering“ wie der Ersatz alter Anlagen durch neue im Fachjargon genannt wird, werde von dem Energieunternehmen allerdings bevorzugt.

5,7 Megawatt Leistung

Eine Gesamtleistung von 5,7 Megawatt sollen die neuen Anlagen bringen. Nun stehen auf den Feldern, die als Windpark ausgewiesen sind, bereits mehrere Windkraftanlagen und nicht jeder der Anwohner von Beiersdorf, Freudenberg und Tiefensee, ist glücklich darüber. Petra Dahms vom Bauausschuss beklagte in der Sitzung am Donnerstag ihre Erfahrungen mit den jetzigen Anlagen. Das Brummen, das durch die Rotoren der Anlagen entstehe, störe empfindlich die Ruhe, so Dahms. Bei einer Anlage mit einer Höhe von knapp 240 Metern und einem Rotordurchmesser von 149,1 Metern – deutlich mehr, als die bestehenden Anlagen hoch sind – befürchtet Dahms auch deutlich höhere Lärmemissionen.

Deutlich mehr Lärmbelastung

Die Vorbelastung durch die beiden bestehenden Anlagen in Freudenberg beträgt aktuell, je nach Wohngebiet – in Freudenberg beträgt der Abstand zur nächsten Bebauung 1100 Meter, in Tiefensee 1075 Meter und in Beiersdorf 3100 Meter – zwischen 39 und 46 Dezibel (db (A)). Die zu erwartende Zusatzbelastung liegt nach Angaben des Unternehmens zwischen elf und 27 db (A). Eine Zunahme um zehn Dezibel entspricht in der subjektiven menschlichen Wahrnehmung jedoch bereits einer Verdoppelung der Lautstärke. Zur besseren Einordnung: ein moderner Kühlschrank erzeugt eine Lautstärke zwischen 35 und 45 Dezibel. Direkt am Standort erzeugt die neue Anlage einen Geräuschpegel von 105, 6 db (A) unter Volllast und 95,5 db (A) im leistungsreduzierten Betrieb.

Anlagen mit geringerer Höhe nicht mehr erhältlich

Neben der Geräuschbelastung störten sich die Ausschussmitglieder besonders die Höhe der geplanten Anlagen. Rund 240 Meter Höhe stelle nicht nur optisch eine Belastung dar, sondern sei auch für Vögel nochmal eine deutlich höhere Gefahr, in die Rotorblätter zu geraten. So erkundigten sie sich, ob es nicht auch Anlagen mit höherer Leistung aber geringerer Höhe gebe. „Selbst die Anlagen mit einer Höhe von 140 bis 150 Metern sind heute am Markt nicht mehr zu bekommen“, machte Franziska Göbel deutlich, dass die 240-Meter-Anlagen der aktuelle Standard seien. Über die Höhe der neuen Anlagen sei im Vorfeld nicht mit der Gemeinde verhandelt worden, räumte Göbel denn auch ein. Die Ausschussmitglieder lehnten sowohl die Errichtung der einen Anlage auf der Gemarkung Freudenberg, als auch die der beiden Anlagen auf der Gemarkung von Beiersdorf ab. Eine Begründung für den Amtsausschuss soll erarbeitet werden.